Obdachlose in London: Nur Spott für „Anti-Homeless Spikes“
Um Obdachlose abzuwehren, hat die Verwaltung eines Londoner Wohnhauses Metallstacheln im Bürgersteig anbringen lassen. Nun ist der Aufschrei groß.

Ein Foto der „Spikes“ auf Change.org Screenshot: change.org
LONDON afp | Die Installation von Metallstacheln im Bürgersteig zur Abwehr von Obdachlosen vor einem Londoner Wohnhaus hat einen Aufschrei im Netz provoziert. 40.000 Menschen unterzeichneten bis zum Dienstag eine Online-Protestpetition; auch Bürgermeister Boris Johnson verurteilte die Maßnahme als „hässlich, selbstzerstörerisch und dumm“.
Die Behörden wollen für die Stacheln nicht verantwortlich sein, einbauen ließ sie offenbar die Hausverwaltung des Gebäudes in Southwark südlich der Themse. Die kurzen, spitzen Nägel ähneln den Metallstacheln zur Abwehr von Tauben, die an zahlreichen Gebäuden angebracht sind. Sie sollen offenkundig verhindern, dass Obdachlose vor dem Haus in der Nachbarschaft von Shakespeare's Globe Theatre schlafen.
In der Online-Petition auf der Website change.org werden sie als „unmenschlich“ gebrandmarkt. Die Stadt müsse mehr tun, um sich um die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft zu kümmern.
Dem schloss sich nun auch Johnson an. Die Stacheln müssten „so schnell wie möglich“ von der Hausverwaltung wieder entfernt werden, twitterte der konservative Bürgermeister. Zwar verteidigte er seine eigene Kampagne gegen Obdachlosigkeit, räumte aber ein, dass die Behörden nicht genug erreicht hätten. Und Stacheln gegen Obdachlose könnten „keine Antwort sein“.
Das Haus wurde 2009 an die Bewohner verkauft. Die zuständige Hausverwaltung war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Nach Schätzung von Wohlfahrtsorganisationen haben in London von Januar bis März mehr als 2.000 Menschen auf der Straße übernachtet – acht Prozent mehr als im Vorjahr.
Leser*innenkommentare
shumil
Obdachlos hin oder her, das ist ja wohl wirklich nicht das Thema von privaten Hausbesitzern - in diesem Fall hätte es ein Blumenbeet auch getan ... mit Rosen z.b. ... [schalk aus]
Heino Chavez
Habt ihr empathielosen Strolche denn noch nie an die obdachlosen Fakire auf Londons Straßen gedacht?? Sollen diese Menschen wirklich ausgegrenzt werden nur weil sie lieber auf Stacheln schlafen? Endlich hat sich mal eine Hausverwaltung ein Herz genommen und bietet Fakiren in sozialen Schwierigkeiten einen angemessenen Schlafplatz im Herzen Londons.
8378 (Profil gelöscht)
Gast
@Heino Chavez wie kann man nur so ausgrenzend sein?? Was ist mit all den Fakiren, die halt nun einmal eine üblicherweise, regelmäßige Bleibe haben? (GOTTSEIDANK) *empathieloser-Strolch-face*
palomino
Kann man Menschen noch unwürdiger ausgrenzen, als dadurch, sie so deutlich zum Ungeziefer zu erklären ?
sacrion
Wo ist denn das Problem? Nach ihrer Logik können sie auch alle Mauern, Türen, Zäune etc. entfernen, weil auch damit Menschen ausgegrenzt werden.
Wenn die Bewohner keine Obdachlosen in/an ihrem Haus haben wollen, ist das völlig in Ordnung.
bonus bonus
Ist es nicht, Du empathieloser Strolch.
Jeder Mensch kann Jederzeit Obdachlos werden. Da müssen nur ein paar dumme Zufälle aneinandergereiht werden (Ausbruch einer psychischen Krankheit gerne inklusive). Und zack, erfährst Du am eigenen Leib wie menschenverachtend so eine Scheiße ist.
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shumil
'empathieloser Strolch' - 'so heisst der Wald? nun geht es los' (aus: Der Schnatermann)
Ich lebe selbst an der untersten Grenze des Existenzminimums, oder da drunter, aber dass ich nun private Hausbesitzer nötige, mir ihr Grundstück zur Verfügung zu stellen, nene ...