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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Die Regisseure Martin Butler und Bentley Dean haben mit den Bewohnern eines Dorfes der Insel Tanna im Südwestpazifik den Spielfilm „Tanna – Eine verbotene Liebe“ erarbeitet, der ein dramatisches Ereignis aus den 1980er Jahren wiedergibt: Damals hatte sich der Häuptlingssohn Dain in die kesse Wawa verliebt. Doch die Gemeinschaft kannte bis dato nur die arrangierte Heirat, und Wawa war einem Mann eines verfeindeten Stammes versprochen, um einen Friedensschluss zu besiegeln. Als die Liebenden sich dagegen auflehnen und fliehen, wird die Lage kompliziert: für das Paar, das nicht weiß, an wen es sich wenden soll, und ebenso für die Dorfgemeinschaft, die nun sowohl ein gesellschaftliches wie ein außenpolitisches Problem hat. Butler und Dean setzen das Drama vor der Kulisse des Regenwalds und eines Vulkans in Bildern in Szene, denen man das aufrichtige Interesse an Kultur und Brauchtum der überzeugenden Laiendarsteller anmerkt (OmU, 2. 6., 19 Uhr & 4 .6. 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Das Thema der Magical History Tour des Arsenal-Kinos lautet in diesem Monat „Musik im Film“. Selbige kommt in Ludwig Bergers Komödie „Ich bei Tag und Du bei Nacht“(1932) von den Comedian Harmonists, die hier in einem Film im Film ihr Lied „Wenn ich sonntags in mein Kino geh“ zum Besten geben. Was bereits die ironische Meta-Ebene einer Meta-Ebene ist. Denn passend zum Luxusleben des Film-im-Film-Liebespaares ist im Song von „Alle Tage Sekt und Kaviar und ein Auto und ein Schloss sogar …“ die Rede, während die Kinobesucher doch eher mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise konfrontiert sind, die in der zeitgenössischen Realität gerade herrschte. Auch die Maniküre Grete (Käthe von Nagy) und der Aushilfskellner Hans (Willy Fritsch) sind alles andere als reich: Sie müssen sich dasselbe Zimmer teilen und verabscheuen sich deshalb inständig. Sie schläft dort nachts, er tagsüber, und das amüsante Verwechslungsspiel des Films beginnt, als sie sich eines Tages unerkannt treffen (6. 6., 20 Uhr, Arsenal 2).

Zwei sehr unterschiedliche Musikdokumentationen hat Martin Scorsese im Lauf seiner Karriere gedreht: „The Last Waltz“ (1978) zeigt das Abschiedskonzert von The Band in ruhigen, fast statischen Bildern, während der filmische Rhythmus von „Shine a Light“ (2008) vor allem dem dynamischen Gehampel von Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger angepasst ist. So sieht es also aus, wenn alte Herren sich für ewig jung halten (The Last Waltz, OmU, 2. 6., 22.30 Uhr, Shine a Light, OmU, 5. 6., 22 Uhr & 7. 6., 22.30 Uhr, Babylon Mitte).

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