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OB-Wahl in FreiburgGrüner Salomon im Amt bestätigt

50,5 Prozent bekam Dieter Salomon im ersten Wahlgang und bleibt damit weitere acht Jahre OB. Diesmal gaben ihm auch Konservative ihre Stimme, viele Linke dagegen nicht.

Kann weiterhin zufrieden vor seinem Amtssitz posieren: Dieter Salomon. Bild: dpa

Der Grünenpolitiker Dieter Salomon hat zum zweiten Mal die Oberbürgermeisterwahl in Freiburg gewonnen. Der Amtsinhaber gewann die Wahl am Sonntag mit der nötigen absoluten Mehrheit von 50,5 Prozent im ersten Durchgang und bleibt damit acht weitere Jahre Oberhaupt der viertgrößten Stadt des Bundeslandes Baden-Württemberg.

Der SPD-Kandidat und Freiburger Sozial- und Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach kam auf 29,2 Prozent; der parteilose Hochschulprofessor Günter Rausch erreichte 20,1 Prozent. Rausch war für die linke Wahlinitiative "WiR" (Wechsel im Rathaus) angetreten. Die Wahlbeteiligung betrug 45 Prozent. Salomon bleibt damit der einzige Grüne, der in einer Großstadt über 200.000 Einwohner regiert. Der Gewinner traf gegen 19.00 Uhr am Sonntagabend auf dem Rathausplatz ein und ließ sich von seinen Anhängern feiern.

Die Grünen sind in Freiburg führende Volkspartei, stellen allerdings nicht mehr als ein Viertel der Wähler und des Gemeinderats. Salomon hatte die ersten Jahre mit wechselnden Mehrheiten regiert. Als er versucht hatte, mit dem Verkauf des kommunalen Wohnungsbestands die Stadt zu entschulden, waren die Sozialdemokraten und die Sozialisten in die Salomon-Opposition gegangen. Der Verkauf scheiterte. Salomon regierte daraufhin mit einer Mehrheit aus Grünen, CDU und bürgerlichen Freien Wählern. Manche klassische "linke" Wähler wandten sich in dieser Zeit von Salomon ab.

Der Wahlkampf der Konkurrenten war geprägt von Versuchen, der Politik des Amtsinhabers die soziale und auch die ökologische Komponente abzusprechen. "Wenn man die acht Jahre Revue passieren läßt, dann hat der geplante Wohnungsverkauf die Gemüter am meisten bewegt. Klar, dass meine Gegenkandidaten damit punkten wollten. Das ist ihnen partiell gelungen, aber was die ganze Stadt angeht, hat dieses Thema nicht mehr bewegt", sagte Salomon in einer ersten Wahlanalyse am Sonntagabend.

Salomon war Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stuttgarter Landtag gewesen, als er 2002 in seiner Heimatstadt angetreten war und sich im zweiten Wahlgang überraschend klar gegen eine CDU-Kandidatin durchgesetzt hatte. Diesmal hatte die CDU auf einen eigenen Kandidaten verzichtet. Nicht primär, weil Salomon ausdrücklich ihr Kandidat gewesen wäre, wie die Konkurrenz gern behauptete. Sondern, weil sie sich erstens chancenlos sah und zweitens kein Geld für einen Wahlkampf hatte. Es gibt genauso wie anderswo wohl auch in Freiburg kein gern beschworenes grün-schwarzes Milieu. Es gibt Grüne und es gibt Schwarze.

Es war klar, dass Salomon für eine Wahl im ersten Wahlgang neben seinen Stammwählern auch konservative Wähler mobilisieren mußte, die ihn vor acht Jahren nicht gewählt hatten. Das ist offenbar geglückt. Mit ausschlaggebend dürfte gewesen sein, dass Salomon sich in über 20 Kandidatenveranstaltungen als kompetentester Kandidat profilierte, wie eine Umfrage der Badischen Zeitung ergab. Nur im Fachbereich Soziales lag sein Fachbürgermeister von Kirchbach vorn.

Wie denn nun die künftige Zusammenarbeit mit dem Kollegen sein würde, der ihn im Wahlkampf hart angegangen hatte, wurde Salomon am Sonntagabend gefragt. Da bekam seine Stimme bei aller Siegesfreude einen schneidenden Ton: "Von Kirchbach kann jetzt seine beschränkten Möglichkeiten wieder im Dezernentenausschuss einbringen", sagte Salomon.

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13 Kommentare

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  • N
    Nik

    @ Freiburger Student: ich darf einwerfen das der Freiburger Stadtkurier nicht zum Verlag der Badischen Zeitung gehört, sondern selbstständig ist und sich um eine unabhängige Berichterstattung bemüht hat.

  • BS
    Bernhard Schindele

    Enttäuschung pur. Enttäuscht von den Mieterinnen und Mieter die sich jahrelang über die viel zu hohen Mieten aufregen und aber alles so lassen wie es ist. Nur weil die meisten ANGST vor etwas neuem haben. Das ist einfach keine Lösung nicht zur Wahl zu gehen nun kam die Quittung.

    Dr. Salomon 50,5 %

    Das haben wir u.a. den NICHTWÄHLERN zu verdanken.

    Prof. Dr. Günter Rausch ist der einzige der auf der Seite der Mieterinnen und Mietern steht. Habt Ihr das nicht begriffen? Geht raus aus Eurer Haut, seid offen für ein Neues, Zufriedenes Freiburg.

    Prof. Dr. Günter Rausch hätte neuen Wind, neue Ideen ins Rathaus gebracht mit denen alle Mitbürgerinnen und Mitbürgern zufrieden gewesen wären.

    Und dann noch das: in der Gartenstraße wurde zum Wahltag ein NICHTWÄHLERLOKAL aufgemacht, das darf doch wohl nicht wahr sein. Habt ihr nichts in der Birne? Außer nur Besetzen?

    Günter Rausch wäre der richtige Ansprechpartner für Eure Probleme gewesen. Da bin ich mir sicher. Mit Günter Rausch würde es in unserer Stadt keine RANDGRUPPEN mehr geben. Lasst Euch das mal durch den Kopf gehen. Ihr, die NICHTWÄHLER habt euch das selbst eingebrockt. Also habt ihr bis zur nächsten Wahl nicht das Recht euch über irgendwas, w.z.B über viel zu hohen Mieten, keine Stellplätze für Wohnwagen usw. aufzuregen.

    In diesem Sinne: lebt weiter mit Eurem Gewissen.

     

    Übrigens:zur Zeit ist dicke Luft im Rathaus.Wie heist es so schön? Wenn zwei sich streiten...

  • SS
    salmon salami

    was bin ich froh, dass ich mittlerweile in hamburg wohne.endlich raus aus diesem verschlafenen provinznest am unteren ende der landkarte.irgendwie sind die meisten freiburger,mitsamt ihrem OB der meinung,dass dort die weltgeschichte neu geschrieben wird.aber eigentlich wäre es nur ehrlich, wenn gleich die cdu regieren würde.

    wenns grün welkt, wirds braun?...nein,so weit möchte ich nicht gehen.

  • JO
    Jörg Oertel

    "...wie die BZ feststellte"

    Jaja, die BZ. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Meinungsmache heute funktioniert. Die BZ hat sich den Wunschkandidaten ihres Herausgebers herbeigeschrieben. Ohne diese handfeste Manipulation der Öffentlichkeit wäre die Ära Salomon for Freiburg endlich durchgestanden gewesen, und ein neuer OB hätte die Stadt wohl auch nicht mehr als Konzern betrachtet, sondern als die Gesamtheit der Menschen, die dort wohnen.

    Ich jedenfalls fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, im Rathaus wahlweise als Kostenfaktor bzw. als Einkommensquelle betrachtet zu werden, ohne dass meine sozialen und kulturellen Bedürfnisse beachtet werden.

  • D
    Dimitri

    Die Auszählung nach Wahlbezirken zeigt eigentlich gut, dass es eine Art schwarz-grünes Milieu durchaus gibt, allerdings ist es dann auch fast überall anzutreffen. Außer, wer hätte das erwartet, in Weingarten (Einwanderer und Geringverdiener) und Vauban (finanziell abgesicherte biedere Grüne und Studenten, die große Überraschung!), dort hat Rausch die meisten Stimmen gesammelt. Vauban, das eigentlich als Salomons sichere grün-schwarze Hochburg galt, hat Prof. Rausch das beste Ergebnis überhaupt beschert. Hätte das jemand erwartet?

  • C
    claudia

    >>Als er versucht hatte, mit dem Verkauf des kommunalen Wohnungsbestands die Stadt zu entschulden

  • E
    egal

    Ja Freiburg ist halt ein typische baden-würtembergisches schwarzes Provinzstädchen, mit CDU Bürgermeister wie es sich gehört. Warum in Freiburg die CDU einmal als klassische CDU und einmal als "Grüne" auftritt versteht hier ohnehin niemand.

  • J
    jnra

    Werter Herr Unfried. Es gibt kein klares Grün-Schwarzes Milieu. Es gibt aber sehr wohl einen klar Grün-Schwarzen Bürgermeister. Und selbstverständlich hatte dies einen nicht zu vernachlässigen Einfluss auf die CDU, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen. Grade auch aufgrund des Salomonschen Profils wäre ein CDU Kandidat ziemlich Chancenlos gewesen - Wo wäre da die Abgrenzung geblieben? Nicht zuletzt gab es ja in der CDU die Überlegung, Salomon aktiv zu unterstützen. Wie glaubwürdig die von Ihnen aufgeführte BZ-Umfrage, nach der Salomon einen besonders kompetenten Eindruck gemacht habe, ist, lässt sich sicher auch an der ebenfalls von der BZ gemachten Wahlumfrage ablesen: 10% für Rausch, 20% für Kirchbach, 50% für Salomon. Letztlich haben die beiden Gegenkandidaten ca. 20% mehr abgeräumt - Rausch holte gar doppelt soviele Stimmen wie prognostiziert.

    Interessant ist auch der Blick auf das Öko-Viertel Vauban. Dort bekam Rausch und nicht Salomon den ersten Platz ab.

    Und doch hat es letzlich gereicht - Genug Menschen haben geglaubt, Salomon trete in erster Linie für grüne Grundsätze ein.

    Es zeigt vor allem eines: Wie wichtig in Freiburg ein alternatives, starkes Medium als Gegengewicht zur BZ wäre. Eine Freiburg-Taz? Dann aber bitte nicht mit Herrn Unfried als Lokalredakteur.

  • R
    robocop

    Bitte? Es gibt kein schwar-grünes Milieu. Das Milieu aus Kirchenchorsängerinnen, Naturfreunden, Christen, Grundschullehrerinnen. Bei einer Analyse der Stadtteile kam heraus, dass Salomon vor allem von der traditionellen CDU-Klientel aus dem Umland gewälht wurde. Hurra für alle, die von den ÖKo-Subventionen profitieren. Grüße aus Freibrg.

  • V
    vic

    Sollte mich das freuen? Diese Zeiten sind vorbei.

    Seit Grüne so grün sind, wie die SPD sozial.

  • T
    Thom

    Das ist doch die neue taz-Kombination. Grün-Schwarz. Bräsig, einfältig, schlecht geschrieben. Paßt.

  • R
    RahmSifr

    Also, so sehr ich mir Salomon auch aus dem Amt gewünscht hätte - eine "coole Sau" ist er doch irgendwie schon. So ein bisschen Berlusconi halt - politisch verabscheuungswürdig, aber in seiner Art unwiderstehbar.

  • FS
    Freiburger Student

    Dieser Wahlkampf wurde mit Hilfe der Freiburger Monopolzeitung und ihren Ablegern Wochenbericht, Stadtkurier, Sonntagszeitung....geführt (Herrn Hodeige). Die Bewerber Herr Ra v. Kirchbach und Herr Professor Rausch sind von den o.g. in die untersten Schubladen geschrieben worden.

    Das Werbungsbudget der Kandidaten

    Herr Salomon: 122 000 Euro, Herr Ra v. Kirchbach 45 000 Euro und Herr Professor Rausch: 22 000 Euro ist selbstredend.