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Nudeln für „Kolbenfresser“

HEW-gesponsertes Radrennen mit Velo-Rahmenprogramm und Weltgeltung steht Hamburg bevor / Auch Nicht-Profis dürfen mitradeln  ■ Von Philip Banse

Rudi Altig merkte man die Enttäuschung noch an. „Willst du oder willst du nicht?“, hatte der Sportliche Leiter der ersten „HEW Cyclassics“ den norddeutschen Rad-Profi Jan Ullrich gefragt. Der Shooting-Star der letzten Tour de France wollte nicht.

Über Geld habe er da noch gar nicht gesprochen, sagt Altig. Dennoch könne sich das Teilnehmerfeld bei Hamburgs erstem internationalen Radrennen, bei dem auch Weltranglistenpunkte vergeben werden, „international sehen lassen“, glaubt Altig. Geplant ist, das Rennen jährlich zu veranstalten und es zu einer festen Größe im internationalen Radsport zu machen. Der Weltmeister von 1966 und Gewinner von acht Etappen der Tour de France ließ also seine Beziehungen spielen und kaufte 96 namhafte Fahrer ein.

Eine Weltneuheit sei, so Organisator Christian Toetzke, daß neben den Profis mit Tour de France-Gewinner Bjarne Riis und dem Weltklassesprinter Erik Zabel am Sonntag gegen 9 Uhr auch rund 2 300 ambitionierte Hobby-Radler an den Start gehen. Rund 1 000 von ihnen halten sich für mächtig fit. Sie drehen die 160 Kilometer lange Profirunde und müssen mindestens 28 Kilometer in der Stunde schaffen. Der Rest radelt 50 Kilometer mit Mindesttempo 20 nach Blankenese und zurück auf die Mönckebergstraße.

„Das ist ein sportliches Rennen, kein Fahrradausflug!“, warnt Altig, um die Professionalität seines Rennens besorgt. Wer „mit einem Kolbenfresser“ liegen bleibe oder zu langsam sei, werde vom berüchtigten „Besenwagen“ eingesammelt und könne nach Hause fahren.

Der Pressemann des Hauptsponsors Hamburgische Eletricitätswerke (HEW), Peter Strauch, will niemanden verschrecken. Schließlich wolle man mit den HamburgerInnen „kommunizieren“ und sie für das Fahrrad als abgasfreies Transportmittel begeistern. Von den ökonomischen wie „gastronomischen Hotelaspekten“ der erwarteten 250.000 Besucher einmal ganz abgesehen.

Das Rahmenprogramm von Freitag 14 Uhr bis Sonntag beginnt mit der Eröffnung der Fahrradmesse Velo am Jungfernstieg. Wer möchte, spielt hier im Zentrum des Fahrradrummels Bike-Polo oder leiht sich Inline-Skates und durchkurvt den Parcours. Highlights sind für Freitag und Samstag gegen 22 Uhr geplant: Freaks aus Berlin fahren eine Rampe runter, machen drei Salti und landen 20 Meter weiter – in der Alster. Zwar seien alle Räder frei von Fett und Öl, versichertPeter Strauch, doch wolle die Umweltbehörde noch „ein abschließendes Gespräch“.

Am Samstag gibt es Geschicklichkeitsrennen sowie ein großes Nudelessen für alle Teilnehmer. Kurzentschlossene können sich noch am Sonntag von 7 bis 8.30 im HEW-Kundenzentrum in der Spitalerstraße 22 in die Listen für das Profirennen eintragen. Nudeln gibt–s dann aber keine mehr.

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