Notfalls auch auf Erden

■ Dirk Busch, bremischer Professor und Schlagersänger, riß die Glocke einfach hin

Der Herr Professor hat den Blues. Er singt von der Liebe. Er spricht davon, daß etwas viel Geld gekostet hat. Er stimmt italienische und französische Lieder an. Er kommt an der Spitze einer Blaskapelle in den Saal marschiert. In der Pause trinkt er sich Mumm an und wird prompt von der sehr niedlichen Fernsehmoderatorin Brigitta Nickelsen begrüßt.

Elvis war da. Gilbert Becaud war da. Mit den Worten „This town ain't big enough for both of us“ verließ Tom Waits den Glockensaal. Das Publikum schämte sich nicht, obwohl der Professor es dazu aufforderte.

Was sind das für Zeiten, in denen eine lauschende Dame bemerkt, daß ein Künstler Schrittfalten in der italienischen Hose hat, und diesbezüglich mäkelt?

Frühlingsabend ist, wenn Dirk Busch singt. Ein gelahrter Belcanto irgendwo auf dem kurvenreichen Weg von Roland Kaiser nach Django Edward. Schade, daß er dabei den Umweg über Peter Maffay nimmt. Stellen Sie die Lösung grafisch dar.

Das Publikum ist vergnügt. Es spendet Beifall und wird dafür vom Künstler bedauert, weil es auf harten Stühlen sitzen muß. Ein Zuhörer jodelt. Das kann Dirk Busch viel besser. Der Saxophonist spielt „Take Five“. Das findet Dirk Busch nicht gut. Zur Strafe weist er darauf hin, daß man sich Zedeehs von ihm kaufen kann.

Es werden Feuerzeuge und Wunderkerzen entzündet. Viel mehr waren es bei Bruce Springsteen im Weserstadion auch nicht. Bremen und Dirk Busch sind füreinander bestimmt. Es gibt Konzerte, die werden im Himmel beschlossen und nur auf Erden veranstaltet, weil Gott im Moment eine Weihnachts-LP mit Sid Vicious produziert und auch sonst ziemlich viel um die Ohren hat. So ein Konzert war am Sonnabend in der Glocke zum Harten Stuhl.

Wenn muntre Reden sie begleiten, fließt die Arbeit zügig fort. Der Professor frotzelt mit seinen Musikern herum und scherzt mit dem Publikum. Er ist nett. Den hätte Erich Honecker nie ausgebürgert. Same people call him a Space Cowboy. Some call him a Gangster of Love.

Gottlob gibt es die Liebe. Denn davon kann man ein Lied singen. Es gibt Frauen, die Dirk Busch lieben, obwohl sie ihn kennen. Kennen sie ihn wirklich? Er singt auch vom Alleinsein. Aber auch vom Tango. Was muß man tun, damit einen die Frauen so lieben? Sollte es wirklich nur am falschen Rasierwasser liegen?

Das große Karthago führte drei Kriege. Es holte die Scorpions nach dem ersten. Es holte Chris de Burgh nach dem zweiten. Es ernannte Dirk Busch zum Ehrenbürger nach dem dritten. Wie man hört, soll es geholfen haben. Lutz Wetzel