Norwegischer Zeitungsmarkt: Notschlachtung in Oslo
David Montgomerys Mecom-Imperium zerbröselt weiter - jetzt werden lukrative Zeitungen in Norwegen verkauft.
"Wir sind natürlich ausgesprochen froh", sagt Marit Heiene, Betriebsratsvorsitzende von Romsdals Budstikke. Zusammen mit einer anderen Regionalzeitung, der Sunnmørsposten, hat man endlich einen neuen Eigentümer. Den einheimischen Polaris-Verlag und nicht mehr Edda, den norwegischen Ableger von David Montgomerys zerfallendem Medienimperium Mecom.
Nach dem Verkauf der deutschen Mecom-Blätter an DuMont Schauberg hatte sich in Norwegen bereits tiefe Frustration ausgebreitet: Dass Montgomery sich danach ausgerechnet von seinen einträglichsten Zeitungen trennen werde - und das sind die der Edda-Gruppe -, darauf hatte man hier nicht mehr zu hoffen gewagt. Nun darf sich der Polaris-Verlag über den Erwerb zweier profitabler Zeitungen "zu einem historisch guten Preis" freuen, so dessen Konzernchef Per Axel Koch.
"Ich kann den Kollegen zu den neuen Eigentümern nur gratulieren", sagt Heienes Betriebsratskollege Jan Erik Skau bei Edda-Media: "Der Wunsch, den wir alle haben, ist ja für sie nun in Erfüllung gegangen. Und für uns ist das schon bitter." Schon im Sommer letzten Jahres hatte Skau im Namen der Edda-Belegschaft Montgomery das Vertrauen aufgekündigt und ihn aufgefordert, sich von seinen norwegischen Blättern zu trennen. Bei Edda hatte man auf ein Gesamtpaket gehofft, den Verkauf der gesamten Gruppe aus 14 Tageszeitungen und einigen Lokalradiosendern. Nun droht eine Zerstückelung des restlichen Kuchens und auch Betriebsschließungen scheinen nicht ausgeschlossen.
Offiziell ist davon allerdings bislang nicht die Rede. "Das jetzige Geschäft bedeutet, dass Mecom Mittel freigemacht hat, seine Schulden zu verringern", sagt Edda-Chef Truls Velgaard: "Gleichzeitig heißt das, dass Mecom beabsichtigt, langfristig dieses norwegische Engagement zu halten. Wir stehen jetzt auf einer stabilen Basis."
Eine Ankündigung, die angesichts des gesammelten Mecom-Schuldenbergs von 547 Millionen Pfund, der durch den jetzigen Deal um gerade einmal 55 Millionen Pfund kleiner geworden ist, aber mit Sicherheit nicht das letzte Wort gewesen sein dürfte. Selbst wenn die Mecom-Aktie nach dem Edda-Teilverkauf um 22 Prozent kletterte.
So lebt die Hoffnung nicht nur bei der Belegschaft der Reste von Edda-Media in Norwegen weiter, sondern auch bei Montgomerys dänischem Berlingske-Verlag. Man wartet nun darauf, was die Banken zu den bisherigen Mecom-Sanierungsbemühungen zu sagen haben. Das Problem für Berlingske ist nur, dass die Geschäfte dort schon in den vergangenen Jahren ausgesprochen schlecht liefen - und das laufende noch schlimmer zu werden droht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!