Norwegischer Pass mit Landschaftsbild: Mein Fjord, dein Fjord
Die NorwegerInnen bekommen einen neuen Reisepass mit einer schönen Fjordzeichnung. Er führt die Hässlichkeit deutscher Dokumente vor.
Diese Norweger: Erst beschämen sie uns, indem ihre Schauspieler in unseren Tatorten alle an die Wand spielen; und jetzt führen sie uns auch noch die Ideenlosigkeit unserer Identifikationsdokumente vor.
Während der deutsche Pass in seiner grünlich-braunen Trostlosigkeit kaum zu überbieten ist, haben die Norweger eine sehr spezielle Version entworfen: Wer ihn aufklappt blickt auf ein Naturpanorama, einen für die norwegische Landschaft so typischen Fjord.
„Alle Norweger sind so verbunden mit der Natur. Sie ist ein starker Teil unserer Geschichte und definiert uns als Land“, sagte Gørill Kvamme vom Design-Studio Neue dem britischen Guardian.
Neue hatte den Wettbewerb des Norwegischen Polizeidirektorats gewonnen, dessen Ziel es war, einen neuen Pass für die Norweger zu finden. Die absichtlich simpel gehaltene Zeichnung des Fjords ändert sich übrigens, wenn sie bei der Flughafenkontrolle unter Schwarzlicht gehalten wird: in eine nächtliche Landschaft unter grünem Nordlicht.
Dass der Fjord gut ankommt, wusste schon der norwegische Maler Adelsteen Normann (1848–1918). Seine Zeichnungen der Meereszungen trugen dazu bei, dass die norwegischen Fjorde zu beliebten Touristenzielen geworden sind. Dabei half, dass er seine Bilder in der ganzen Welt ausstellte. Zu seinen berühmtesten Käufern gehörte unter anderen Kaiser Wilhelm II.
Dass uns die Norweger die Schönheit ihrer Natur aufs Auge drücken, hat also Tradition. Die wissen halt, worauf sie Stolz sein können. Da blicken wir doch neidisch Richtung Norden und wünschen uns das Panorama Brandenburgs in unsere Ausweise. Oder auch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“