Nordkoreanische Vizepropagandachefin: Kims nützliche Schwester
Kim Yo Jong, eine Schwester des heutigen Machthabers, dient als Vize. Derzeit ist sie zuständig für den Personenkult um ihren Bruder.
Wem, außer der eigenen Familie, kann man wirklich trauen? Diese Frage ist überall schwer zu beantworten – auch und vielleicht besonders in Nordkorea. Dessen Staatsgründer Kim Il Sung hatte einst noch genügend Zeit, seinen Sohn als Nachfolger aufzubauen. Als der erste aus der Kim-Dynastie 1994 verstarb, hatte sein Sprössling Kim Jong Il bereits fast zehn Jahre die Regierungsgeschäfte an seiner Seite ausgeübt.
Doch der zweite in der Reihenfolge der herrschenden Kims erlag 2011 mit gerade einmal 69 Jahren einem Herzleiden. Aus der dritten Generation hatte er zuvor seinen Sohn Kim Jong Un bestimmt, der damals noch keine 30 Jahre alt war.
Nun dürfte es noch eine Weile dauern, bis ein präsentabler Vertreter der vierten Generation alt genug ist. Bis dahin soll Kim Yo Jong, eine Schwester des heutigen Machthabers, offenbar als Vize herhalten.
Auf dem Parteikongress des mit eiserner Hand geführten Staates könnte der Herrscher schon in den nächsten Tagen die 28-Jährige zur neuen Nummer zwei in der Hierarchie küren, wie japanische und südkoreanische Medien spekulieren.
Parteitag in Nordkorea
Wie ihr Bruder lebte auch Yo Jong 1996 bis 2000 in der Schweiz. Er besuchte eine Mittelschule in der Nähe von Bern, sie die Primarschule. Nach ihrer Rückkehr nach Pjöngjang studierte sie südkoreanischen Angaben zufolge Informatik. Sie soll zudem fließend Englisch und Französisch sprechen. Erst seit dem Begräbnis ihres Vaters im Dezember 2011 wird Kim Yo Jong im Staats-TV regelmäßig gezeigt.
Als Vizepropagandachefin ist sie zuständig für den Personenkult um ihren Bruder. Sie gilt als resolut und kaltblütig, wenn es um die Beseitigung interner Widersacher geht. Ob sie an den Entscheidungen ihres Bruders beteiligt war, Hunderte einstige Gefährten des Vaters hinrichten zu lassen, ist freilich nicht bekannt.
Vor einem Jahr heiratete Kim Yo Jong Choe Song, den Sohn eines einst mächtigen Generals. Der junge Choe soll dem „Büro 39“ angehören, einer Geheimorganisation, die das Regime des verarmten Landes mit Luxusgütern aus dem Ausland versorgt. An Annehmlichkeiten hat es Kim Yo Jong also auch bislang nicht gefehlt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?