Nordkorea: Retourkutsche aus Pjöngjang
Die Machthaber beantworten die verschärfte UN-Sanktionen mit Drohungen, noch mehr Atombomben zu bauen und dafür künftig auch Uran anzureichern.
Nordkoreas Machthaber haben die verschärften UN-Sanktionen als "widerwärtig" bezeichnet. Das Land werde seine Atomwaffen niemals verschrotten, sondern im Gegenteil noch weitere Bomben bauen - nicht nur aus Plutonium, sondern auch aus angereichertem Uran. Das verkündete das Regime von Kim Jong Il in einer Erklärung der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA am Samstag. Als "stolze Nuklearmacht" werde Nordkorea "allen Blockade- und Isolierungsversuchen feindlicher Kräfte unter Führung der USA, ohne auch nur zu zucken", widerstehen.
Damit reagierten Kim und seine Militärs auf die jüngsten Versuche der Weltgemeinschaft, das Regime zur Raison zu bringen, nachdem es im Mai einen zweiten Atomsprengsatz unterirdisch getestet und mehrere Raketen abgefeuert hatte.
Am Freitag hatte der UN-Sicherheitsrat in New York einstimmig beschlossen, Sanktionen gegenüber Pjöngjang zu verschärfen. Die Resolution 1874 erlaubt es, nordkoreanische Frachter, Flugzeuge, Lastwagen und Eisenbahncontainer zu inspizieren, sobald der Verdacht besteht, dass darin Waffen und andere verbotene Güter transportiert werden. Damit will die UNO verhindern, dass Pjöngjang Raketen etwa in den Nahen Osten verkauft. Die Rüstungsgeschäfte sind bislang eine wichtige Einnahmequelle des Regimes.
Außerdem sollen nach dem Willen der UNO Geldüberweisungen aus und nach Nordkorea erschwert und die Vergabe von Krediten an das wirtschaftlich marode Land gestoppt werden. Drei Wochen lang hatten die fünfzehn Mitglieder des Sicherheitsrats um eine gemeinsame Haltung gerungen. Schließlich stimmten auch China und Russland zu. Beide Länder zweifeln die Wirksamkeit von Strafen an.
Sollte irgendjemand versuchen, nordkoreanische Schiffe in internationalen Gewässern gegen deren Willen zu entern, "würden wir dies als Kriegshandlung betrachten und darauf mit Entschlossenheit militärisch reagieren", hieß es in Pjöngjang. Solche Drohungen sind nach Ansicht chinesischer Experten ernst zu nehmen: "Unter keinen Umständen darf Gewalt angedroht oder angewandt werden", erklärte Chinas UNO-Botschafter Zhang Yesui vor Journalisten.
Die chinesische Regierung hat Nordkorea in den vergangenen Wochen immer wieder aufgefordert, an den Verhandlungstisch der Sechsergespräche zurückzukehren, um einen Weg zur nuklearen Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel zu finden. Inzwischen zeigt sich aber auch der engste Verbündete Nordkoreas entnervt, wie unverblümte Kommentare in den staatlich kontrollierten Medien beweisen.
Unklar ist allerdings, ob Nordkorea überhaupt in der Lage ist, seine Drohung wahrzumachen und Bomben aus angereichertem Uran zu bauen. Dazu sind viele Zentrifugen notwendig, die das Regime nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern noch nicht besitzt.
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