Nordkorea gegen Südkorea: Noch sind es Wasserfontänen
Die Kriegsgefahr steigt: Südkorea schickte seine Marine zu Seemanövern aus, Nordkorea kündigte daraufhin ein Abkommen, das feindliche Zusammenstöße auf See verhindern soll.
TOKIO taz | Der Streit zwischen den beiden koreanischen Teilstaaten schaukelt sich weiter hoch. Wassersäulen spritzten in die Luft, als gestern zehn südkoreanische Kriegsschiffe vor der westlichen Küste mit Artilleriegranaten und Wasserbomben die Jagd auf feindliche U-Boote übten. Das eintägige Manöver fand weitab der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer statt, wo im März eine südliche Korvette durch einen vermutlich nördlichen Torpedo versenkt wurde. Dabei waren 46 Marinesoldaten ums Leben gekommen.
Als Reaktion kündigte Nordkorea ein Abkommen mit dem Süden, das bewaffnete Zusammenstöße auf hoher See vermeiden soll. 2004 hatten sich die zwei Teilstaaten auf eine Verständigung ihrer Marineeinheiten über eine gemeinsame Radiofrequenz und einen "heißen Draht" für Notfälle geeinigt. Ohne diese Kommunikationskanäle wächst die Gefahr einer Konfrontation, weil Nordkorea die Seegrenze, die vor Kriegsende einseitig von den USA gezogen wurde und von Südkorea beachtet wird, nicht anerkennt. "Jeder Eindringling in unsere Hoheitsgewässer wird sofort angegriffen", warnte das nordkoreanische Militär.
Als nächste Steigerung drohte Nordkoreas Armeeführung mit dem Abbruch aller Landverbindungen. Nahe Panmunjom durchquert eine Eisenbahnlinie die demilitarisierte Sperrzone, die ein gemeinsames Industriegebiet bei Kaesong versorgt. Dort fertigen 45.000 Arbeiter Waren für 120 südkoreanische Firmen. Bislang haben beide Seiten es vermieden, dieses letzte Symbol der innerkoreanischen Entspannung zu schließen.
Zunächst haben wieder die Politiker das Wort. Am heutigen Freitag will Südkoreas Präsident Lee Myung Bak Chinas Ministerpräsidenten Wen Jiabao in Seoul von neuen UN-Sanktionen gegen den Norden überzeugen. Am Wochenende ist ein Dreiergipfel mit Japan geplant. China ist der einzige Verbündete von Nordkorea und kann als Vetomacht jede UN-Aktion blockieren. Bislang hielt sich Peking bedeckt. Der Untergang des Schiffs sei "extrem kompliziert", meinte Vizeaußenminister Zhang Zhijun.
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