Nordirland, Wales, Millennium Dome: Nichts will Blair gelingen: Schwarzer Januar, Februar ...
Noch nie hat eine Labour-Regierung in Großbritannien länger als zwei Jahre durchgehalten, ohne in eine Krise zu geraten. Tony Blair und seine New Labour wollten 1997 den Trend brechen und die Partei dauerhaft in der Macht installieren. Aber der Nimbus der Unbesiegbarkeit, der den fulminanten Wahlsieg am 1. Mai 1997 umgab, lieferte wohl nicht viel mehr als ein halbes Jahr zusätzlicher Gnadenfrist.
Seit Anfang 2000 geht für die Regierung Blair so ziemlich alles schief, was schief gehen kann. Vor den Krisen in Nordirland und Wales kamen mehrere Public-Relations-Katastrophen: Die misslungene Millenniumsfeier rund um den Millennium Dome in London, der sich als Publikumsflop und Investitionsruine erweist, und die Grippewelle als trauriges Symbol der Unfähigkeit Labours, das marode britische Gesundheitswesen zu sanieren und zu modernisieren. Der schwarze Januar, den diese beiden Vorgänge Blair bescherten, droht jetzt in einen noch schwärzeren Februar zu münden. Wenn ausgerechnet das Kommunikations- und Manipulationsgenie Peter Mandelson den nordirischen Friedensprozess nicht vor dem Zusammenbruch retten kann, wird allen deutlich, dass die Wirklichkeit sich auf Dauer jedem Schein widersetzt. Der Nordirland-Friedensprozess und auch der Millennium Dome hatten eines gemeinsam: Beide wurden von der Labour-Regierung mit gigantischen Werbeanstrengungen als Erfolgsbeweise ausgegeben. Und das Scheitern fällt in beiden Fällen auf die Labour-Regierung zurück.
Der Rücktritt des walisischen Premierministers Alun Michael ist für Blair eine persönliche Katastrophe, denn Blair hatte Michael als Protegé gegen den Willen der walisischen Labour-Partei durchgesetzt. Und nächste Woche droht ähnliches Ungemach, sollte die Londoner Parteibasis ihrer Führung bei der Kür des Labour-Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im Mai den Blair-Feind Ken Livingstone vor die Nase setzen. Diese Entwicklungen deuten auf ein noch größeres Problem für Blair hin, als es die anderen Misserfolge sind: Nämlich das Anwachsen einer rebellischen Stimmung innerhalb der Partei, die sich nicht mehr nur auf Stammtische beschränkt.
Großbritannien erlebt keine Regierungskrise und auch sonst keine Katastrophe. Aber wenn die Regierung Blair gerade inmitten einer eigentlich positiven Grundhaltung der Gesellschaft ein Projekt nach dem anderen in den Sand setzt – wie soll sie es dann schaffen, wenn es einmal im Land richtige Herausforderungen gibt? Dominic Johnson
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