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Nominierungen bei den Berliner GrünenKünast als Nummer 1 im Wahlkampf

Der Landesverband Berlin nominiert außerdem Öczan Mutlu und Lisa Paus auf aussichtsreiche Listenplätze für die Bundestagswahl.

Renate Künast auf der Landesmitgliederversamlung am Samstag. Bild: dpa

BERLIN dpa | Zum vierten Mal soll die Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, die Berliner Grünen in den Bundestagswahlkampf führen. Die 57-Jährige erhielt am Samstag auf einer Mitgliederversammlung 73,9 Prozent der Stimmen (596 von 807 abgegebenen Stimmen).

Damit erzielte Künast ein deutlich schlechteres Ergebnis als 2009, wo sie mit 86,5 Prozent der Stimmen nominiert wurde. Ein Teil der Berliner Grünen verpasste Künast erneut einen Denkzettel für die Niederlage bei der Abgeordnetenhauswahl 2011. Damals war Künast als Herausforderin des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) klar unterlegen.

Die Abstimmung ist zunächst nur ein Meinungsbild der Partei, weil noch nicht die erforderlichen 811 Mitglieder anwesend waren. Am späten Nachmittag sollte das Ergebnis von einer Landesdelegiertenkonferenz bestätigt werden.

Künast wie die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt riefen ihre Partei dazu auf, alle Kräfte auf eine Abwahl der schwarz-gelben Bundesregierung zu konzentrieren. „Wir wollen Gerechtigkeit, wir wollen eine echte Klimaschutzpolitik und eine offene Gesellschaft“, sagte Göring-Eckardt als Gastrednerin. Das sei alles nur mit starken Grünen zu verwirklichen, denn Schwarz-Gelb stehe für eine sozial ungerechte und ökologisch nicht nachhaltige Politik.

In einer spannenden Kampfkandidatur um Platz 2 setzte sich der Berliner Bildungsexperte Öczan Mutlu (45) gegen zwei Mitbewerber durch - allerdings erst im dritten Wahlgang. Zuvor hatten weder Mutlu noch sein Kollege Andreas Otto oder Notker Schweikhardt, Referent für Kulturpolitik der Bundestagsfraktion, die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent erhalten. Für Mutlu stimmten im dritten Wahlgang 63,3 Prozent (556 der 879 Mitglieder). Den begehrten Platz zwei hatte der Grünen-Innenexperte im Bundestag und frühere Berliner Justizsenator Wolfgang Wieland frei gemacht. Der 64-Jährige tritt nach zwei Wahlperioden nicht erneut an.

Auf Platz 3 wurde erneut die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus nominiert. Die 44-jährige Wirtschaftsexpertin gewann mit deutlicher Mehrheit von 82,6 Prozent (641 von 776 Stimmen) gegen die unbekannte Julia Bauer mit 5,7 Prozent.

Bei der Bundestagswahl 2009 erzielten die Grünen in Berlin 17,4 Prozent und landeten damit auf Platz vier. „Dieses Ergebnis wollen wir toppen“, hatte der Berliner Parteichef Daniel Wesener kürzlich als Wahlziel vorgegeben. Statt der bisher vier Bundestagsabgeordneten sollen es 2013 fünf werden. Drei Berliner Grüne waren vor vier Jahren über die Liste eingezogen. Zudem errang der Alt-Linke Hans-Christian Ströbele erneut das bundesweit einzige Direktmandat der Grünen für den Bundestag im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg. Der 73-Jährige kandidiert dafür im September zum vierten Mal.

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8 Kommentare

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  • S
    sigibold

    Liebe Taz wo hast du denn die zusätzlichen Prozente für die Grünen her? Hat die Wahrheitsredaktion wieder mal eine Flasche zuviel geköpft?

     

    Bundestagswahl 2009: Grüne 10,7%

     

    Oder irre ich mich da etwa ?

     

    REDAKTION: Die Zahlen beziehen sich auf Berlin.

  • N
    noevil

    Mir gefällt Frau Künast. Sie ist manchmal ungeschminkt in ihrer Meinung, rutscht auch gelegentlich auf ihr - ganz menschlich - aus. Dafür bekommt sie auch ihre Abreibungungen, wie ich aus einigen Kommentaren sehe. Aber sie ist, soweit ich feststellen konnte, geradlinig, ehrlich und lernfähig. Auf eine solche Haltung lege ich Wert. Und solche Politiker/innen sind mir wichtig.

  • N
    Nicht-Leserin

    Künast hat mir beim Deutschen Juristentag 2012 in München gesagt, ihr sei das Schicksal von Bibliotheken schnurz. Ergo: Künast ist es egal, ob es wissenden Menschen und überhaupt erstmal geordneten Wissenszugang gibt.

    Grüns werden also dümmer.

    Deshalb ist Grün mit Künast nicht zu wählen.

    Wen Künast gegen Bibliotheken und gegen LeserInnen ist, dann ist sie (ergo) gegen mündige und wissende WählerInnen. DAS gibt (mir) zu denken!

  • TR
    Thorsten Reinert

    Die Grünen mit ihrem Geschlechter-Apartheid-Statut haben sich von der Demokratie verabschiedet.

    Manipulativer Feminismus ersetzt bei ihnen demokratische Wahlfreiheit.

  • T
    Tobias

    @Besserwisser

    Tja, laut der Landeswahlleiterin haben bei der BTW 2009 doch wirklich 17,4% für Grüns gestimmt (http://www.wahlen-berlin.de/wahlen/BU2009/ErgebnisUeberblick.asp?sel1=2154&sel2=0650). So viel zum Niveau der Kommentare hier. Lesen bildet, auch Besserwisser ...

  • DV
    Die Vergangenheit mit dem Biosprit

    Künast....

    Ist Das zufällig jene Künast, welche mit ihrer früheren Unterstützung für Biosprit einen der schlimmsten Öko-Irrtümer der BRD-Geschichte mitzuverantworten hat?

     

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/irrweg-biosprit-gruenen-tragen-verantwortung-fuer-debakel-a-851607.html

     

    "S.P.O.N. - Der Schwarze Kanal: Meister des guten Gewissens

     

    Eine Kolumne von Jan Fleischhauer

     

    Seit eine globale Hungerkatastrophe droht, auch weil wir immer mehr Nahrungsmittel nicht mehr essen, sondern durch den Auspuff jagen, sind alle gegen Biosprit - vorneweg die Grünen. Dabei sind es Spitzenleute der Ökopartei, die für dieses Debakel mitverantwortlich sind."

     

     

    .

     

    Bzw.

     

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/renate-kuenast-deutsche-meisterin-der-schnellen-empoerung-a-861977.html

     

    "S.P.O.N. - Der schwarze Kanal: Meisterin des Zeigefingers

     

    Eine Kolumne von Jan Fleischhauer

     

    Egal ob Bahnchef Mehdorn, Bischof Mixa oder Ministerin Schavan: Niemand ist so schnell mit einem moralischen Urteil zur Hand wie die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Nur schade, dass Renate Künast die hohen Maßstäbe nicht bei sich anlegt."

     

    .

     

     

    Und wo war Künasts Empörung, als sich der Chef der Solarenergiefirma Solarworld (Frank Asbeck) ein 5-Millionen-Euro Schloss gekauft hat

    -

    Obwohl seine Firma Mitarbeiter entlassen hat um Kosten zu sparen?

    .

     

     

    http://www.derwesten.de/wirtschaft/solarworld-chef-asbeck-steht-in-kritik-wegen-schloss-kauf-id7534373.html

     

    .

     

    Und ob nun die Energiewende ein Kostentreiber ist oder nicht:

    Für dieses Schloss hätte man unzähligen Arbeitslosen die Stromrechnung bezahlen können.

     

    .

     

    Komisch!

    Als es um Joseph Ackermann ging, hat Künast kein Blatt von den Mund genommen:

     

    http://wirtschaft.t-online.de/ackermann-verzichtet-auf-bonus-struck-und-kuenast-fordern-mehr/id_16552392/index

     

    .

     

    Wie krass kann Doppelmoral sein....

  • B
    Besserwisser

    "Bei der Bundestagswahl 2009 erzielten die Grünen in Berlin 17,4 Prozent und landeten damit auf Platz vier"

     

    Vielleicht möchte da nochmal jemand die offiziellen Bundestagsergebnisse nachschauen. Es waren bei weitem nicht 17,4 % aber wie schon mein Vorredner anmerkte: Dieser Artikel stozt nur so vor schlechter journalistischer Qualität.

  • R
    Roman

    Liebe TAZ,

     

    dieser Artikel strotzt vor schlechter journalistischer Qualität.

    Sehr schön auch wieder die sinnfreie Verwendung des aliterativen Bild-Begriffs "Kampfkandidatur". Es gab doch nur 3 Bewerbungen auf Platz 2. Das ist für eine demokratische Partei relativ wenig und ob Künast "abgestraft" wurde, darf getrost bezweifelt werden. Ergebnisse weit über 2/3 der abgegebenen Stimmen dürfen als große Zustimmung gewertet werden. So sieht es auch die Verfassung, weshalb diese Quote für Verfassungsänderungen notwendig sind.

    Eine differenziertere Darstellung und Kommentierung zu Nominierungen und Wahlen täte auch der TAZ mal wieder ganz gut. Immerhin werden Ergebnisse von Nominierungen mittlerweile durch die Medien massiv beeinflusst. Es sei hier auch auf die Landtagswahl in NRW verwiesen, wo die KandidatInnen weit über 90 % erhielten. Das ist fern jeglicher Glaubwürdigkeit. Aber drunter kann es eine Nominierung heute kaum noch geben, weil sonst von "Abstrafen" etc. in den Medien geschwarfelt wird.

     

    Ich finde das Ergebnis für Frau Künast einfach nur ehrlich.