: Noch später am Abend informiert
Der ARD-Programmdirektor Günter Struve will die Vorzeige-Politmagazine „Monitor“ und „Panorama“ auf einen späteren Sendeplatz verbannen, als Strafe für schlechte Einschaltquoten. Um 20.15 Uhr will er Unterhaltung senden
MÜNCHEN taz ■ Er fühle sich „beängstigend gut“, sagt Günter Struve der taz. „Normalerweise müsste ich Schmerz empfinden.“ Doch der komme bei ihm nicht auf. Bei der ZDF-Intendantenwahl war Struve am vergangenen Samstag im Mainzer Fernsehrat durchgefallen. Nun bleibt das Nordlicht in München und erfüllt seinen bis April 2005 laufenden Vertrag als ARD-Programmdirektor.
Beängstigend schlecht steht es dagegen um den 20.15-Uhr-Sendeplatz von „Monitor“ und „Panorama“ am Donnerstag, den beide abwechselnd seit Januar einnehmen. Struve plant, die erfolgreichen Politmagazine auf 21.45 Uhr zu verlegen, weil ihm die Einschaltquoten zu schlecht sind. „Der Donnerstag ist unser erfolglosester Tag“, erklärt Struve. Eine einstellige Einschaltquote wie in den letzten Wochen könne sich die ARD nicht leisten. Im Januar hatte „Monitor“ zunächst noch bei über 11 Prozent gelegen, während der Olympischen Spiele nur noch bei gut 9 Prozent. Im Schnitt sahen bisher 3,32 Millionen Zuschauer beide Magazine. Erst Mitte Juni sollten die Intendanten der zehn ARD-Anstalten über den Platz für „Monitor“ und „Panorama“ entscheiden. Bei der ARD-Hauptversammlung diese Woche in München bekamen die Magazine noch eine Schonfrist. Allerdings beharrten laut Struve selbst die leidenschaftlichsten Verfechter der Vorverlegung von 21 auf 20.15 Uhr gar nicht mehr auf diesem Sendeplatz.
Ausgerechnet in den Sommermonaten vor der Bundestagswahl drohen die Magazine auch noch ins Rennen gegen das ZDF-heute-journal geschickt zu werden. Weil die ARD keine erfolgreichen 45-Minuten-Formate habe, favorisiert Struve den Donnerstagabend mit 90 Minuten Unterhaltung oder Fiktion zu beginnen. Mit der im Januar angetretenen „Monitor“-Chefin Sonia Mikich hat Struve allerdings noch nicht darüber gesprochen. Der Start um 20.15 Uhr sei ein „klassisches öffentlich-rechtliches Bekenntnis zur Information“, so Mikich zur taz. „Unter der Federführung des ARD-Vorsitzenden Fritz Pleitgen ist dieser Platz mit sehr viel Selbstbewusstsein eingeführt worden.“ Die ARD würde mit der Verlegung beider Sendungen auch ihre eigene Pressemitteilung vom Mittwoch konterkarieren. Nach der gelten „Monitor“ und „Panorama“ bei ihren Zuschauern als die besten Magazine. Die politisch eher konservativen Formate „Fakt“ (MDR) und „Report“ (BR und SWR) sollen übrigens weiter am Montag um 21 Uhr laufen. OLIVER HINZ
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