piwik no script img

„Noch in Prüfung“

■ Neonazis werden am Wochenende auf jeden Fall in Bramfeld marschieren

Den BewohnerInnen des Hamburger Stadtteils Bramfeld wird am Wochenende ein Aufmarsch der Rechten nicht erspart bleiben. Die Polizei hat den vom Hamburger Neonazi Christian Worch für Samstag angemeldeten Marsch verboten. Dagegen hat Worch allerdings juristischen Widerstand bis vor das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) angekündigt. Welche der antifaschistischen Demonstrationen am Holocaust-Gedenktag zugelassen werden und wie, ist laut Polizeisprecher Ralf Kunz „zurzeit noch in der Prüfung“.

Sicher ist allerdings, dass Worch und seine „Freien Nationalisten“ am Wochenende in irgendeiner Form mit behördlicher Duldung in Bramfeld marschieren werden. Worch hat bereits als strategischen Schachzug – unabhängig vom Ausgang des Rechtstreits, der vermutlich frühestens am Freitagnachmittag in Karlsruhe entschieden wird – für Sonntag Vormittag in Bramfeld eine Ersatzversammlung angemeldet. Wenn auch murrend: Denn nach Angaben des „Aktionsbüros Norddeutschland“ habe der geplante Marsch unter dem Motto: „Für Meinungsfreiheit“ nichts mit dem Holocaust-Gedenktag – Zitat auf der Internet-Site: „Was immer das sein soll?“ – zu tun. Trotzdem weiß auch Worch, der in der Vergangenheit manchen juristischen Erfolg bei der Durchsetzung von Demos beim BVerfG erzielen konnte, dass ein rechter Marsch am Jahrestag der Befreiung des KZ-Ausschwitz von den Karlsruher Richtern nicht problemlos abgesegnet wird. Zudem sei, so Kunz, „die Versammlung am Samstag mit der Auflage verboten worden, sie am Sonntag stattfinden zu lassen“.

Die von der Regenbogen-Bürgerschaftsgruppe angemeldete Demonstration zum Gedenken der Holocaust-Opfer ist ebenfalls nur unter Auflagen genehmigt worden. So sind Teile der Route geändert worden, weil die Polizei für den Fall eines Worch-Erfolges den Weg freihalten möchte. Der Marsch sollte genau auf der Route verlaufen, auf der 1933 die SA-Horden marschierten und Jagd auf Kommunisten und Sozialdemokraten machten. Auflagen werden wohl auch dem Sternmarsch der Stadtteilkonferenz und der Bramfelder und Steilshooper Kirchen erteilt. Falls Worch Sonntag marschiert, sind Gegenaktionen geplant.

Peter Müller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen