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Nobelpreis für WirtschaftArmut, Konsum und Glück als Thema

War auch Zeit: Den Nobelpreis für Ökonomie gibt‘s in diesem Jahr mal für gesellschaftlich aktuelle Arbeiten. Er geht an den Schotten Angus Deaton.

Preis- und Fliegenträger Angus Deaton auf der Leinwand der Schwedischen Akademie für Wissenschaften. Foto: dpa

Bremen taz | Macht, Märkte, Marktdesign und Regulierung – so abstrakt waren die Themen, für die es in den letzten Jahren den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften gab. In diesem Jahr ist das anders: Mit dem 69-jährigen Schotten Angus Stewart Deaton, der an der US-Universität in Princeton lehrt, bekommt ein Forscher auf den aktuell gesellschaftlich wichtigen Gebieten „Konsum, Armut und Wohlfahrt“ die Auszeichnung. Dafür verdient das Nobelpreiskomitee, das seit 1968 durchaus auch einige Fehlentscheidungen zu verantworten hat, ein Kompliment.

Eines von Deatons großen Themen ist die Konsumforschung: Der private Konsum gilt als Triebkraft des wirtschaftlichen Wachstums. Das zeigt die Forderung, den Massenkonsum zu stärken. Getrieben von dem Wunsch, Analyse auch mit Daten abzusichern, widmete sich Deaton der Frage: Wovon genau hängt der Konsum eigentlich ab?

Deaton machte darauf aufmerksam, dass sich ein armer und ein reicher Haushalt völlig unterschiedlich verhalten. Hier mikroökonomische Daten zu haben, hilft einzuschätzen, wie politische Reformen wirken: etwa dass eine Mehrwertsteuererhöhung erheblich stärker auf einkommensschwache Haushalte durchschlägt.

Zum Zusammenhang zwischen Bruttoinlandsprodukt, Wohlfahrt und Lebensglück lieferte Deaton provozierende Erkenntnisse. Zum einen zeigt er, dass das, was mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessen wird, wenig mit gesamtgesellschaftlicher Wohlfahrt zu tun hat. Zum anderen erforschte er den Zusammenhang zwischen Einkommenshöhe und Lebensglück. Ab einem bestimmten Einkommen nehmen Zufriedenheit und emotionales Wohlbefinden kaum noch zu. Sinkt jedoch das Einkommen darunter, dann werden die Gefühle, die sich bei einem Unglück einstellen, intensiver.

Die Lektüre der Forschungsarbeiten von Angus Deaton lohnt sich. An den wirtschaftlichen Akademien wird mit seinem Werk endlich wieder gesellschaftlich relevante Theorie gelehrt. Die Politik kann ebenfalls viel lernen.

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2 Kommentare

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  • Ein kleiner Hinweis an den Autor, Es gibt keinen Wirtschaftsnobelpreis. Der Preis heißt „Preis der Reichsbank Schwedens für die ökonomische Wissenschaft zum Andenken an Alfred Nobel“.

    Mit den echten Nobelpreisen hat er überhaupt nichts zu tun. Quelle Nachdenkseiten.

     

    Aber erklären sie das einmal jemand, der im Westen assoziiert wurde, dass die Jahrhunderte andauernde Ausbeutung, seitens des Westens mit gerade einmal10% der Weltbevölkerung dafür mitverantwortlich war und ist?

     

    Aber das ist eines der Hauptgründe, warum immer mehr Menschen fliehen müssen. Wir zerstören mit unseren hochsubventionierten Waren, die Existenzen von Millionen von Menschen vor Ort, aber im Westen wird was gebetsmühlenartig wiederholt? "Genau wir sind die Guten, wir sind die Zahlmeister usw. Wir destabilisieren Länder, wir führen Völkerrechtswidrige Kriege, wir machen schmutzige Geschäfte mit Despoten, wir liefern Waffen in die ganze Welt auch in Krisenregionen der Welt, wir betreiben Landraub, wir schicken Drohnen, die täglich Menschen, Frauen und Kinder töten? Wir fischen die Weltmeere leer, und die Fischer vor Ort? Ein Imperium der Schande, wie es Jean Ziegler in seinem Buch sehr treffend beschreibt.

     

    Aber offensichtlich sehen das in der westlichen Welt sehr (zu) wenige, sonst würde man im Westen nicht gegen die Flüchtlinge protestieren, und wären etwas demütiger in Anbetracht, die durch des Westens verursachtem Elend dieser Welt.

    • @heino Ewerth:

      "Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften" schreibt der Autor, was durchaus korrekt ist. Der wird dann auch gemeinhin als Wirtschaftsnobelpreis bezeichnet. Das zum Thema Besserwisserei.

      Tipp: Ich zähle auch zu den 10% und schicke keine Drohnen und fische das Meer nicht leer. Also muss es noch andere geben, die mit mir keine Schnittmenge bilden. Ich hätte da eine Idee: Es sind die Profiteure innerhalb der 10%, die es so mögen.