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Nix Roger

In Key Biscane scheidet Roger Federer in der ersten Runde aus: Ausdruck der Tristesse bei der letzten Auflage des einst renommierten Masters-Turnier

Vorhand ins Nichts: Roger Federer kann sich sein Erstrundenscheitern aus nächster Nähe anschauen Foto: USA Today

Aus Key Biscane Jörg Allmeroth

Es ist noch nicht lange her, da galt das Masters-Turnier in Miami in der Tennisbranche als der „fünfte Grand Slam“. Es war das größte, wichtigste, prestigereichste Turnier neben den Grand Slams und der Profi-Weltmeisterschaft. Aber der Ruhm und die Bedeutung haben sich verbraucht über die Jahre, andere Wettbewerbe sind längst mit mächtigem Geldeinsatz vorbeigezogen. 2018 ist auch eine Abschiedsvorstellung, es ist der finale Showdown auf dem Eiland Key Biscayne, nächstes Jahr gastiert das Masters dann auf dem Festland, im und um das Stadion der Miami Dolphins.

In der idealen Welt hätten sie sich ein letztes großes Ausrufezeichen gewünscht, unter den Palmen von Key Biscayne. Große Namen, große Sieger an dieser Wegscheide des Turniers, in diesem historischen Moment. Am besten Serena Williams und Roger Federer, die beiden beherrschenden Spieler dieser Ära. Aber was dann passierte, das passte eher zu der Tristesse der vergangenen Jahre, dem schleichenden Ansehensverlust, dem Absturz in der Hierarchie des Wanderzirkus.

Serena Williams, sicher kein Wunder, verlor gleich zum Auftakt gegen die junge, stürmische Aufsteigerin Naomi Osaka aus Japan, Williams tastet sich schließlich nach ihrer Babypause erst mühsam wieder an alte Klasse heran. Doch der Samstagabend war ein Schockmoment für dieses Turnier, für das letzte Hurra in Key Biscayne, für diesen traditionsreichen Standort.

Es war der Moment, an dem sich, kurz gesagt, dies ereignete: Roger Federer kam, sah und ging. Er verlor, einerseits nicht restlos überraschend, nach dem strapaziösen 2018er-Saisonauftakt mit 6:3, 3:6 und 6:7 (4:7) gegen den Australier Thanasi Kokkinakis. Und doch war es, andererseits, eine Verblüffung, weil sich diese Niederlage gegen einen 21-jährigen Young­ster abspielte, der sich bei einem zähen Comeback nach ewigen Verletzungsproblemen immer noch schwer tut – in Miami hatte sich Kokkinakis, die Nummer 175 der Weltrangliste, durch die Qualifikation ins Hauptfeld durchschlagen müssen.

Dass er nach der Startpleite nun seine Nummer-eins-Platzierung in den Charts wieder an den verletzt abwesenden Rafael Nadal verliert, quittierte Federer hinterher so: „Nach diesem Match verdiene ich das auch.“

Genauso konsequent war auch Federers Verdikt, jetzt erst einmal einen Schlussstrich unter seine Dienstreisen und Turniergastspiele zu setzen. Wie im vergangenen Jahr wird sich der 36-Jährige nicht an den ermüdenden Rutschübungen im roten Sand beteiligen, schon vor der Niederlage in Miami habe er nach „sehr kurzer Aussprache mit dem Trainerteam“ entschieden, die komplette Ascheplatzserie auszulassen, einschließlich der French Open in Paris. Nach jetzigem Stand der Dinge würde Federer erst wieder zu den Gerry Weber Open im Juni in Halle zurückkehren, dort will Federer zum ersten Mal in seiner Karriere einen Titel zum zehnten Mal gewinnen. Bisher gibt es noch keine Abmachung mit dem vorher stattfindenden Stuttgarter ATP-Turnier, es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass er auch dort aufschlagen wird.

Federers Entscheidung gilt manchen in der Szene als Wagnis, als Risiko, er setze zu sehr alles auf die Karte einer wieder erfolgreichen Rückkehr auf Rasen. Dabei ist diese Entscheidung in Wahrheit vor allem eins: alternativlos. Denn Federer muss sich seine inzwischen begrenzten Ressourcen gut einteilen, schon in Indian Wells spürte er zuletzt die Folgen seines neuerlichen Husarenritts zum Saisonstart. In Miami fehlte ihm nun der letzte Biss, die letzte Konsequenz im Spiel. Er kam, wie er selbst sagte, „nie richtig auf Touren“. Jetzt gehe es darum, so Federer, „sich zu erholen, den Körper zu schonen und dann einen großen Trainingsblock einzulegen, um für den Rest der Saison gerüstet zu sein“. Also vor allem für die Rasensaison mit Wimbledon und dann noch einmal für die Hartplatzserie mit den US Open. Die Weniger-ist-mehr-Strategie folgt auch einem übergeordneten Ziel, das Federer so formulierte: „Ich will so lange wie möglich weitermachen mit dem Tennis. Deshalb muss man das alles sehr überlegt planen.“

Federer hätte auch auf die eigentlich prekäre Lage in der Weltspitze verweisen können, auf die Verletzungsmisere, die andere Topcracks plagt und plagt. Rafael Nadal, Andy Murray und Stan Wawrinka zollen gerade wieder den Anstrengungen in der Tretmühle der Tour bitteren Tribut, wann und wie lange sie dann überhaupt zurückkehren können, ist ungewiss. Hinzu kommen die Rätsel um Comebacker Novak Djokovic, der in Key Biscayne bei seinem ersten Match scheiterte, wie zuvor auch schon in Indian Wells. So wird sich das Turnier nun von seinem alten Schauplatz mit einem bemerkenswerten Eintrag verabschieden müssen – mit der Tatsache, dass erstmals seit knapp zwölf Jahren (Hamburg 2006) keiner der Big Four (Federer, Nadal, Murray, Djokovic) auch nur die dritte Masters-Runde erreichte.

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