: Nigeria
■ betr.: „Im Schatten der Generäle“, „Ein Leben im Alptraum“, taz vom 19. 4. 96
Glückwunsch zu Euren ausführlich recherchierten Artikeln über die Hintergründe der politischen Lage in Nigeria. Es ist dringend notwendig, auch weiterhin über politisch motivierte Morde, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen zu berichten. Doch das Thema Nigeria hat ja auch innenpolitische Aspekte.
[...] Die menschenverachtende Asylpolitik der Bundesregierung macht auch vor NigerianerInnen nicht halt. Die Abschiebung von Jennifer E. hat dies in den letzten Wochen wieder schmerzlich in Erinnerung gebracht. Darum ist es um so wichtiger, immer wieder darauf zu verweisen, daß überall und immer wieder NigerianerInnen von Abschiebung bedroht sind.
Nur zwei Beispiele aus Norddeutschland: Ein junger Nigerianer (genau wie sein Vater Mitglied der MOSOP) flüchtete im Herbst 1995 nach Deutschland, nachdem seine Eltern von nigerianischen Soldaten ermordet und deren Haus niedergebrannt wurde. Sein in Lübeck gestellter Asylantrag wurde Anfang des Jahres abgelehnt. In der so wichtigen Phase der Vorbereitung auf den Widerspruch gegen die Ablehnung wurde er in ein kleines Dorf nach Ostholstein verlegt. Damit wurde nicht nur der Kontakt zu seinem in Hamburg lebenden Anwalt erschwert, auch seine sozialen Kontakte wurden mehr oder weniger unterbunden. Überdies wurde ihm die Möglichkeit genommen, sich politisch zu engagieren – mittlerweile ist er erneut in ein anderes Dorf in Schleswig-Holstein verlegt worden.
Ein anderer Nigerianer pendelt zwischen normalem Knast und Abschiebeknast. Er ist „straffällig“ geworden, weil er sich nach der Ablehnung seines Asylantrages nicht hat abschieben lassen und illegal in der BRD geblieben ist. Das hat ihm das Leben gerettet, aber so etwas ist den deutschen Behörden ja egal. [...] Jens-Joachim Borchardt,
Hamburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen