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■ Mit der Bananenordnung auf du und duNiemand profitiert

Berlin/Kingstown (taz/IPS) Lateinamerikaner und Afrikaner wollen sich nicht länger von der EG gegeneinander ausspielen lassen. Regierungsvertreter der Entwicklungsländer beider Kontinente werden sich möglicherweise bereits im November auf St. Lucia treffen, um abzusprechen, wie sie künftig mit der EG-Bananenmarktordnung umgehen wollen.

Die neue Ordnung, die seit dem 1. Juli in Kraft ist, bevorzugt auf dem Papier die 69 Entwicklungsländer des afrikanisch-karibisch-pazifischen Raumes (AKP-Staaten). Die Lateinamerikaner hingegen müssen ihre Bananenexporte auf zwei Millionen Tonnen pro Jahr begrenzen und Zollgebühren von 20 Prozent auf den Gesamtwarenwert zahlen.

Doch nach zwei Monaten bereits stellen die AKP-Bananenproduzenten fest, daß sie durch den schwachen Kurs des britischen Pfundes sehr viel weniger Geld einnehmen, obwohl sie größere Mengen exportieren dürfen. In den ersten 27 Wochen 1993 nämlich schwankte der Kurs des Pfundes zwischen 4,23 und 3,91 EC-Dollar. Bevor Großbritannien Ende vergangenen Jahres aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) austreten mußte, hatte man für ein Pfund noch 5,13 EC-Dollar erhalten.

Die Einkünfte beispielsweise der Windward Islands, deren größter Absatzmarkt traditionell Großbritannien ist, sind so trotz gestiegener Exportmengen äußerst dürftig. Auf St. Vincent und den Grenadinen fielen die Einkünfte aus Bananengeschäften von 19,5 Millionen Dollar im Juli 1992 auf 13,5 Millionen im Vergleichszeitraum dieses Jahres.

Zu den Wechselkursproblemen gesellt sich die Schwierigkeit, daß die europäischen Verbraucher die qualitativ besseren lateinamerikanischen Bananen bevorzugen. Außerdem reicht die Ernte der AKP-Länder mengenmäßig nicht aus, den europäischen Bananenhunger zu stillen.

Gerade deutsche Fruchtimporteure leiden unter der neuen Knappheit. Denn obwohl sie sich um Bananen aus den AKP- Staaten bemüht hätten, würden sie keine Ware bekommen.

Außerdem sind die Quoten für die einzelnen AKP-Staaten nach Meinung deutscher Fruchtimporteure geradezu absurd verteilt worden: Das Hungerland Somalia, aus dem seit Jahren keine Banane exportiert worden ist, hat nach Informationen des Bundesverbandes Deutscher Fruchtimporteure eine Quote von 60.000 Tonnen zugestanden bekommen, Togo hingegen sei leer ausgegangen. So hätte ein deutscher Händler, der seit Jahren Biobananen aus Togo eingeführt hätte, das Geschäft einstellen müssen – zum Schaden von 300 nun arbeitslosen Plantagenarbeitern. dri

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