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Niemand muß rumirren

■ Zwei Hannoveraner Architektur-Studenten zeigen im Modell, wie man den Bahnhofsvorplatz so aufräumen könnte, daß sich niemand mehr verirrt

Nein, diese beiden sind nicht eingeladen worden zum derzeit laufenden Wettbewerb für den Bahnhofsvorplatz, trotzdem haben sich die beiden Hannoveraner Landschaftsarchitektur-Studenten Rainer König und Klaus Müller den Kopf zerbrochen über den Bremer Bahnhofsvorplatz. Ihr zentrales Anliegen: Die Leute sollen nicht mehr herumirren auf dem Platz auf der Suche nach Straßenbahnanschlüssen und dem Eingang zur Stadt, sie sollen zart gelenkt werden.

Wie vermutlich auch die hochprofessionellen WettbewerbsteilnehmerInnen haben die beiden Studenten den Platz zunächst freigeräumt: Sie haben die bisher auf eine Vielzahl von Buden verteilten Dienstleistungen wie Wurstbraterei und Hotelvermittlung an den Rand gepackt, in das neu zu bauende Haus neben dem Mercure-Hotel zum Beispiel. Eigenwillig aber ist, was die beiden sodann mit der entstandenen Freifläche tun: Sie rastern sie. Als Rückgrat bekommt der Boden bis an die Hochstraße hin ein dunkles Granitraster. Extra uniform, damit es nicht verwirrt. Das bisherige Muster dagegen läßt die Fläche eher in Einzelräume zerfallen, irritiert die FußgängerInnen also noch zusätzlich zu der Vielzahl von Büdchen.

Atmosphäre bekommt dies strenge Raster durch die Leuchtstäbe, die jeweils an den Eckpunkten stehen. Alternativ sind dort Lichtpunkte in den Boden eingelassen. Die menschenhohen Lichtsäulen stehen dabei in so großen Abständen, daß sie nicht verwirren und doch jede Ecke beleuchten.

Ordnung ist aber nicht alles. Noch fehlen dem Platz dynamische Elemente. Elemente, die auf Ziele weisen, die hinführen. Deswegen soll ein in den Boden eingelassenes Lichtband die wichtigsten Verkehrseinrichtungen miteinander verbinden: Das Band schlägt einen leuchtenden Bogen vom Bahnhofseingang weiter zu den Straßenbahnhaltestellen bis unter der Hochstraße hindurch zur Bahnhofsstraße. Parallel zu dem Lichtband erhebt sich ein geschwungenes Dach, unter dem man zum Beispiel Fahrkarten kaufen und telefonieren kann.

So schön und realistisch diese Ideen, so schön, aber unrealistisch sind die Vorstellungen der beiden Studenten für die Randbebauung des Platzes. Zur Erinnerung: Gegenüber dem Bahnhof, also neben das Mercure-Hotel soll ein großes Gebäude entstehen, das dem Platz an dieser Stelle die fehlende Raumkante gibt. Auch die Hannoveraner haben dort ein Gebäude hingesetzt, es aber aufgepfählt. Der Innenhof ist damit von allen begehbar und setzt den Bahnhofsplatz sozusagen fort. Nur – welcher Investeor wird soviel Fläche „verschenken“ wollen? Nicht durchsetzbar wäre wahrscheinlich auch die Idee der beiden, vor das Postamt noch ein Gebäude zu setzen, weil dem Blick der Normalsterblichen die Post als Raumkante viel zu weit weg liegt. cis

Das Modell der beiden Studenten ist noch bis zum 10. August im Foyer der Hochschule Bremen, Neustadtswall 30, zu besichtigen.

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