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„Niemand kommt“-Festival am 24. JuliDa passiert jetzt mal – gar nichts!

Das „Niemand kommt“-Festival muss man ernst nehmen: Auftreten will da nämlich keiner, um damit solidarisch Geld für freie Künstler zu organisieren.

Werbung fürs „Niemand kommt“-Festival im Theater im Delphi Foto: Torsten Oelscher

Berlin taz | Zum besseren Verständnis der hier angesprochenen Situation muss man vielleicht erst einen kleinen Umweg machen hin an die Grenzen unseres Universums, und dann noch ein Stückchen darüber hinaus. Dahin also, wo das Nichts lauert. Das sollte man einfach mal versuchen, sich vorzustellen. Nichts. Das fühlt sich jedenfalls nicht heimelig an.

Was aber hat so ein Nichts nun mit der Kultur und der Kunst hier in der Stadt zu tun? Jetzt, wo der Kulturbetrieb doch sogar schüchtern den Finger gehoben hat und manches wieder möglich ist, Kinobesuche, Konzerte im Freien … Doch es ist eben noch lange nicht ausgemacht, dass Kunst und Kultur coronapandemisch nicht weiter so in die Ecke getrieben werden, dass – die eigentliche Schreckensvision – viele KünstlerInnen wegen mangelnder Auftrittsmöglichkeiten ihre Kunst schlicht aufgeben müssen vor einem Zeitpunkt irgendwann, ab dem dann möglicherweise der Kulturbetrieb flächendeckender läuft.

Keine KünstlerInnen. Keine Kunst. Was das Ende unseres bisher bekannten und bunten Kulturuniversums hier in der Stadt wäre.

Als eine Maßnahme, damit so eine Vorstellung gar nicht erst auf den Spielplan kommen kann, gibt es jetzt ein Festival mit einem illustren Line-up an prominenten und auch eher mittelbekannten Namen von KünstlerInnen und Kulturinstitutionen, von Axel Prahl über die Familie Flöz, Peaches, Eva Mattes bis hin zu zzKAP, was für „zusätzliche zeitgenössische Kunst auf Papier“ steht. Und die alle (samt den Hunderten anderen auf dem Programm stehenden Namen) haben gar nicht vor, wirklich aufzutreten bei dem auf den 24. Juli angekündigten Festival. Und das, obwohl dafür bereits Tickets verkauft wurden.

Solidarität mit freier Szene

Das ist aber keine Mogelpackung, das ist hier das Prinzip bei „Niemand kommt, alle sind dabei“. Ein (Nicht-)Festival, das nach dem Vorbild des Keinerkommt-Festivals in Hamburg nun auch in Berlin zur Solidarität mit den freien Szene hier aufruft.

Niemand kommt – alle können dabei sein

Das Nicht-Festival Es ist ein Festival, das gar nicht richtig stattfindet, und ist damit eben „das Nicht-Festival des Sommers in Berlin“: Mit „Niemand kommt, alle sind dabei“, das am nächsten Freitag, dem 24. Juli, (nicht) stattfindet, soll Solidarität für freie Berliner KünstlerInnen und Kulturschaffende in Existenznot organisiert werden.

Für die freie Szene Tickets für „Niemand kommt“ gibt es von 11 Euro aufwärts bis zu 95 Euro, weitere Infos finden sich auf der Festivalseite niemandkommt.de, wo sich bis zum 23. Juli freischaffende KünstlerInnen und selbstständige Kulturschaffende aus Berlin bewerben können, um an der Verlosung der eingegangenen Spenden teilzunehmen. (tm)

Und bei der Solidarität soll es nun eben nicht bei warmen Worten und einem Schulterklopfen bleiben (Letzteres verbietet sich momentan wegen der Abstandsregel sowieso). Da soll es schon um Geld gehen: Um die Solidarität auch zählbar zu zeigen, kann man ein Ticket für das Festival kaufen. Karten dafür gibt es von 11 bis hin zu 95 Euro. Staffelungen, wie man sie ja zum Beispiel aus dem Theater kennt, auch wenn man hier nur virtuell in der ersten Reihe sitzen kann.

Wer wirklich was in den Händen halten will für seine Solidarität, kann Tassen oder Shirts mit dem „Niemand kommt“-Logo erwerben. Die Tickets zu dem Nicht-Ereignis sind natürlich nicht limitiert, bis dato wurden (Stand Donnerstag) 700 Stück verkauft zu dem Festival am 24. Juli, zu dem wirklich niemand kommt.

Denn das ist nicht nur so ein Slogan, da passiert wirklich nichts an dem Tag. Kein Streaming und kein Sonstwas. Eben nichts. Wer das nicht aushält, kann halt nochmals auf die Homepage des Festivals gehen und dort die kurzweiligen Videos von UnterstützerInnen schauen, von der Performerin Bridge Markland zum Beispiel mit einem hübschen Ausdruckstanz, die Choreografin Sasha Waltz nutzte die Chance zur Forderung für das bedingungslose Grundeinkommen und Bernadette La Hengst singt mit Hingabe, um was es hier geht: „Süße Solidarität“.

Angestrebt: 1.000 Euro je ausgeloster Person

Da passiert also nichts. Trotzdem ist der Festivaltag entscheidend. Denn Solidarität ist ja erst im Geben und Nehmen wirklich rund, und dafür ist nun der 24. Juli der Stichtag. Bis dahin können sich freischaffende KünstlerInnen und selbstständige Kulturschaffende aus Berlin bewerben und an der Verlosung der eingegangenen Spenden teilnehmen.

Angestrebt sind 1.000 Euro je ausgeloster Person, die allerdings, ein Kriterium zur Bewerbung, keine Hilfe aus der Soforthilfe II erhalten haben soll, das Programm, mit dem Berlin Soloselbstständigen und Freiberuflern mit bis zu 5.000 Euro unter die Arme gegriffen hat.

Aber Solidarität ist nun ja nicht allein eine Aufgabe des Staates. Da dürfen schon alle mitmachen. Wenn man so will, ist das „Niemand kommt“-Festival durchaus eine zweischneidige Sache: Es kann helfen, dass KünstlerInnen auch in der Krise weitermachen, für später. Und bis dahin ist das Festival auch eine eindrückliche Erinnerung an und Werbung für die freie Szene, von der es halt derzeit leider so wenig zu sehen gibt.

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