Niedrige Kassenbeiträge verschwinden: 21 Euro mehr im Monat
Die Steigerungen durch den neuen Beitragssatz für die gesetzlichen Kassen treffen fast alle Kassenmitglieder- bis auf Versicherte bei den AOKs und BKKs.
BERLIN taz/ap Auf die gesetzlich Krankenversicherten kommen ab Januar Mehrausgaben von bis zu mehreren hundert Euro pro Jahr zu. Wer beispielsweise im Monat 2.500 Euro brutto verdient und bei der Techniker-Krankenkasse einen Beitragssatz von 13,8 Prozent zahlt, muss ab Januar 2009 monatlich rund 21 Euro mehr aufwenden. Ebenfalls 21 Euro muss der Arbeitgeber zusätzlich bezahlen. Im Jahr sind das zusammengenommen mehr als 500 Euro.
Noch viel deutlicher ist der Sprung für jene, die Mitglied einer besonders günstigen Kasse wie der IKK Sachsen mit bislang 12,7 Prozent sind. Bei einem Bruttoeinkommen von 2.500 Euro monatlich zahlen sie künftig zusammen mit dem Arbeitgeber 70 Euro pro Monat mehr. Bei Gutverdienern mit einem Gehalt über der Beitragsbemessungsgrenze von 3.652,50 Euro kann die Differenz im Extremfall 100 Euro ausmachen.
Gewinner sind die Mitglieder der teuersten Kassen, unter anderem die AOKs in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland mit einem Satz von 15,8 Prozent. Bei der besonders teuren City-BKK, die bislang inklusive 0,9 Prozent Sonderbeitrag 17,4 Prozent verlangte, ist der Effekt umgekehrt. Mit 2.500 Euro Einkommen im Monat zahlt man dort bald 47,50 Euro weniger.
Der durchschnittliche Beitragssatz liegt derzeit bei 14,92 Prozent. Darin enthalten ist der sogenannte Sonderbeitrag in Höhe von 0,9 Prozentpunkten. Diesen zahlt allein der Arbeitnehmer, um die Lohnnebenkosten zu senken.
Falls der zentrale Beitragssatz ab 2009 tatsächlich bei 15,5 Prozent liegt, werden laut Spitzenverband der Krankenkassen 92,1 Prozent der Mitglieder mehr zahlen müssen als bisher. Das sind rund 46 Millionen Menschen, ihre mitversicherten Angehörigen nicht mitgerechnet. Nur für rund 200.000 Menschen ändert sich bei ihren Kassenkosten nichts. 3,75 Millionen Versicherte werden weniger zahlen.
Damit bislang teure Kassen nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben, wird 2009 ein kompliziertes Umverteilungssystem eingeführt. Für Versicherte mit einer schweren oder chronischen Krankheit wie Diabetes mellitus oder Parkinson erhalten die Kassen pauschal Geld.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste