Niederlagenserie beim VfL Wolfsburg: Sünden der Vergangenheit
Der VfL Wolfsburg taumelt von Niederlage zu Niederlage. Trainer Kohfeldt müsste jetzt auf ein unspektakuläres, aber sicheres Spiel setzen.
Ende Oktober sollte ein Trainerwechsel bei dem Fußball-Bundesligisten für Besserung sorgen. Doch nach der Trennung von Mark von Bommel und dem zunächst guten Start von Kohfeldt steht der VfL jetzt schlimmer da als zuvor. Die 0:2-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart wurde von allgemeiner Ratlosigkeit begleitet.
Was Kohfeldt rund um den modernen Fußball und möglichst clevere Spielideen zu sagen hat, klingt so gut wie immer überzeugend. Das war zu seiner Zeit bei Werder Bremen schon so. Auch in Wolfsburg stellt der 39-Jährige unter Beweis, dass er gern und viel kommuniziert, um für Transparenz zu sorgen.
Das Dumme bei seinem neuen Verein ist: Keiner kann schlüssig erklären, warum ein Team, das es vor wenigen Monaten noch mit Wucht bis in die Champions League geschafft hat, plötzlich frei von Selbstvertrauen, Glück und Geschick agiert. „Die Leichtigkeit fehlt“, findet VfL-Torhüter Koen Casteels.
Keine Zeit für Grundlagen
Nach schwachen Auftritten in Serie und immer weniger Zuschauern im heimischen Stadion wird die Gesamtgemengelage knifflig. Nur noch 5.000 Tribünengäste wollen die Partie gegen Stuttgart sehen, 15.000 wären nach den Coronaregeln erlaubt.
Das Absacken des VfL Wolfsburg in der Tabelle wird wahlweise der Arbeit von Geschäftsführer Jörg Schmadtke, dem jüngsten Trainerwechsel oder den Schwächen einzelner Spieler angelastet. Schmadtke hält dabei seine schützende Hand über Kohfeldt und sagt: „Florian muss derzeit Dinge ausbaden, die er nicht zu verantworten hat. Er ist nicht verantwortlich für das, was gerade passiert.“ Das klingt wie ein Nachtreten gegen van Bommel, der nach nur neun Spieltagen entlassen worden war.
Kohfeldt selbst gibt sich große Mühe, seinen Vorgänger nicht nachträglich zu beschädigen, weist aber auf so manche Sünde der Vergangenheit hin. „Es ist nicht so einfach“, sagt der neue Trainer, „gewisse Anker zu finden.“ Er meint etwas, an dem die Mannschaft mitten in ihrer Ergebniskrise Halt finden kann.
Die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions-League hatte auch seine Tücken für den Verein: Durch die Doppelbelastung neben dem Bundesliga-Alltag gab es vor lauter wichtigen Spielen bisher kaum Gelegenheit, Neues einzustudieren oder alte Fehler zu verscheuchen. Nach dem Ausscheiden müssen die Wolfsburger es nun irgendwie schaffen, sich in die Winterpause zu retten, um dann mit der grundlegenden Arbeit zu beginnen.
Sich bis Weihnachten auf das Notwendige und Unspektakuläre zu beschränken, passt nicht zu den Vorlieben von Florian Kohfeldt; eigentlich möchte er einen offensiven und mutigen Fußball spielen lassen. Gesucht wird nun nach einem Kompromiss, der niemanden beschädigt und einen Schritt nach vorn ermöglicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video