Niederländischer Rockerclub expandiert: Bandidos erhalten Unterstützung
Rund 300 Rocker haben den ersten deutschen Ableger des niederländischen Rockerclubs Satudarah gegründet. Dem Verein wird Nähe zur Organisierten Kriminalität nachgesagt.
DUISBURG dpa | Rund 300 Rocker verschiedener Clubs haben sich am Samstag in Duisburg zur Gründung eines Ablegers der niederländischen Satudarah getroffen. Der örtliche Rockerclub Brotherhood mit seinen 20 Mitgliedern habe beschlossen, sich den Niederländern anzuschließen, teilte die Polizei mit.
Ähnlich wie einige in Deutschland ansässige Rockerclubs steht auch Satudarah niederländischen Medien zufolge im Verdacht, Organisierter Kriminalität nachzugehen. Der Club hat sich auch schon Richtung Belgien ausgebreitet. Das Treffen in Duisburg stand unter ständiger Beobachtung der Polizei.
Am Nachmittag trafen nach und nach Mitglieder befreundeter Rockerclubs in Duisburg ein, darunter eine Delegation der Bandidos. In einem ungewöhnlichen Akt gab der Club Satudarah eine Pressekonferenz. Darin betonte er, dass sich die Mitglieder nur zum friedlichen Motorradfahren zusammengeschlossen hätten.
Satudarah und Hells Angels verfeindet
Die Realität der Clubs spricht oft eine andere Sprache. So liefern sich die führenden Rockerbanden wie die Bandidos und die Hells Angels blutige Auseinandersetzungen um geschäftlichen Pfründe. Nun mischen voraussichtlich noch die Niederländer mit. Sie stehen den Bandidos nahe und sind mit den Hells Angels verfeindet. Damit dürfte noch mehr Bewegung in die Rockerszene in Nordrhein-Westfalen kommen. Ob sich die Satudarah auch noch weiter in Deutschland ausbreiten wollen, ist unklar.
Bandidos und Hells Angels waren in der Vergangenheit immer wieder aneinandergeraten, vor allem auch in Duisburg. Die Bandidos haben ein Vereinsquartier in Duisburg, die Höllenengel sind dort im Rotlichtmilieu geschäftlich aktiv. Vor drei Jahren tötete ein Rocker aus dem Umfeld der Hells Angels in Duisburg einen Bandido-Rocker. Am Dienstag war im benachbarten Bottrop ein Bandido erschossen worden. Die Ermittler haben aber bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass der Täter aus dem Umfeld der Hells Angels kommt.
Die Rocker sind aber nicht nur in Nordrhein-Westfalen aktiv. In den vergangenen Tagen war die Polizei in mehreren deutschen Städten mit großangelegten Aktionen gegen Clubs vorgegangen. Es gab Razzien in Berlin und Potsdam. Davor ging die Polizei mit rund 1.200 Beamten gegen Rocker in Norddeutschland vor.
Wegen des Verdachts der Organisierten Kriminalität wird in Deutschland ein Verbot der Clubs diskutiert. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will ein generelles Verbot prüfen.
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