: Nicht zu fassen!
■ betr.: „Nato-Osterweiterung“, taz vom 10. 5. 96
Es ist ja wohl nicht zu fassen! Da wählt man in gutem Glauben eine Partei, die vor ein paar Jahren noch den Austritt aus der Nato gefordert hat, und nun wollen ihre Abgeordneten auch noch die Osterweiterung befürworten, weil man sich nicht „als Russenknechte vorführen lassen“ beziehungsweise eine „Rücksichtnahme auf die Positionen russischer Antidemokraten“ vorwerfen lassen wolle.
Das ist nun wirklich das haarsträubend idiotischste Argument, was ich seit Jahren gehört habe. Den „russischen Antidemokraten“ kann man doch (gerade vor der Wahl) gar keinen größeren Gefallen tun, als die Nato-Osterweiterung zu forcieren! Jeder Versuch, Rußland politisch oder militärisch zu isolieren, gibt den reaktionären, nationalistischen Kräften die geeigneten Mittel in die Hand, um die berechtigte Angst der russischen Bevölkerung um ihre materielle und politische Zukunft in irrationalen Fremdenhaß und Furcht vor ausländischen Mächten zu kanalisieren. Die „Antidemokraten“ werden sich bei den Grünen herzlich bedanken. Benjamin Franksen, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen