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Nicht mehr so stürmisch

■ Der Skispringer Kazuyoshi Funaki gewinnt die Vierschanzentournee, verpaßt in Bischofshofen aber den historischen Grand Slam

Bischofshofen (dpa/taz) – „Der nächste Moment, ein ewiger“, titelte der Wiener Standard schon mal vorsorglich, doch dann ging der „Hupf“ des Japaners Kazuyoshi Funaki doch nicht ganz so weit. 45 Jahre hatten Sprunglauf- Legenden wie Bradl, Recknagel, Wirkola, Nykänen und Weißflog vergeblich versucht, alle Wettbewerbe bei einer einzigen Vierschanzentournee zu gewinnen, und gestern scheiterte auch der souveräne Sieger der ersten drei Springen der 46. Auflage an der historischen Mission.

In Bischofshofen wurde Funaki nur Achter, es siegte überraschend der Hinterzartener Sven Hannawald vor Hansjörg Jäkle (Schonach). Hinter dem Finnen Janne Ahonen komplettierte Dieter Thoma (Hinterzarten) als Vierter das glänzende deutsche Abschneiden.

Dennoch holte sich der 22jährige Funaki den Gesamtsieg bei der Tournee vor Hannawald und ist nun der Topfavorit für die Olympischen Spiele im Februar in Nagano. „Den erschüttert nichts. Der schwimmt auf der Wurstsuppe“, sagt Bundestrainer Reinhard Heß anerkennend. Doch so stabil wie heute war der Japaner nicht immer. Vor drei Jahren hatte er sein Debüt im Weltcup, riskierte aber oft zuviel und mußte diesen Übermut mit Stürzen bezahlen. „Ich springe zwar immer noch frisch drauf los, aber so stürmisch wie zu Beginn bin ich nicht mehr“, beschreibt Funaki seinen Reifeprozeß. Im Gegensatz zu früher, als er immer wieder den Schanzenrekord im Auge hatte, interessiert ihn heute nur noch der Sieg.

Und die Siegprämien, wie Funaki zugibt. „Ich will, wie Thoma oder Goldberger, auch viel Geld verdienen. Ich möchte, daß ich ordentlich für meine sportlichen Leistungen bezahlt werde“, kritisierte er seinen Verband, der das Grundgehalt der Springer mit 3.000 Mark nach japanischen Maßstäben eher gering hält und auch das Geld aus Sponsorenverträgen behält. „Für uns bleibt nicht viel übrig“, sagt Funaki, der sich nach seinem Sieg bei der Vierschanzentournee, der ihm 100.000 Mark Preisgeld brachte, wohl nicht mehr ganz so laut beschweren wird.

Funaki, der in seiner Freizeit gern angelt und Auto fährt, kam erst zur Tournee, deren Bedeutung in Japan allerdings ausgesprochen gering sei, in Top-Form. Zuvor waren die fünften Plätze in Lillehammer und Villach seine besten Plazierungen. „Der Heimaturlaub über Weihnachten hat mir Kraft gegeben“, verriet Funaki. Außerdem sei die Mannschaft sehr wichtig. „Wir haben viel Spaß miteinander.“

Der Spaß soll bei Olympia in Nagano weitergehen. „Mit den Schanzen in Hakuba komme ich bestens zurecht“, droht Funaki der Konkurrenz. Und sein Teamkollege Harada fügte hinzu: „Sie sind für ihn maßgeschneidert.“ Seit Bischofshofen haben die Kollegen allerdings wieder ein bißchen weniger Angst.

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