KOMMENTAR: Nicht gedacht
■ Bremen will Roma abschieben – vgl. Seite 22
„Kann ich doch nichts dafür“, wird sich Bremens Innensenator Peter Sakuth gedacht haben, bevor er die Abschiebung von Roma-Familien anordnete, die im Sommer 1988 vor Hunger, Bürgerkrieg und Arbeitslosigkeit in ihrer jugoslawischen Heimat ins unfreundliche Bremerhaven geflohen waren – „kann ich doch nichts dafür, daß es denen so schlecht und uns so gut geht.“
Spätestens aus der Erfahrung seines Hamburger Kollegen hätte Sakuth klüger werden können. Als der nämlich im vergangenen Herbst süd-jugoslawische Roma-Familien aus der Hansestadt an der Elbe wieder in die Flucht treiben wollte, erinnerten sie sich ihrer Geschichte – und besetzten das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme. Am Ende begriff selbst der Hamburger Senat die Unmöglichkeit, Roma von einem Platz zu prügeln, an dem ihr Volk vor 50 Jahren vernichtet wurde.
Bremen hat bis heute keine Gedenkstätte für die Toten der Konzentrationslager. „Kann ich doch nichts dafür“, scheint Innensenator Sakuth sich zu denken, „die Roma können gehen.“
Dirk Asendorpf
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