: Nicht ganz dicht
■ Reparaturen statt guter Ideen: Das Fockemuseum wird wetterfest
Der Muff des Volkstümelnden und Biederlichen umwehte die Heimatmuseen jahrelang – jetzt kommen die Besucher wieder. Im bundesdeutschen Trend sieht sich auch das heimische Fockemuseum mit über 100.000 Gästen pro Jahr, Tendenz leicht steigend. Ideen, wie man dem neuerlichen Interesse auch mit einer zeitgemäßen Präsentation entsprechen könnte, gibt es im Museum im Überfluß - im Gegensatz zum erforderlichen Kleingeld. Für rund sieben Millionen Mark soll jetzt immerhin schon mal das marode Hauptgebäude renoviert werden, wie Kulturressort und Museum gestern gemeinsam kundtaten. Von der nötigen „Renovierung der Inhalte“ aber, wie sie Direktor Jörn Christansen vorschwebt, ist das Bremer Haus noch weit entfernt.
So begreift Christiansen die sieben Millionen auch nur als „ersten Schritt zur Konsolidierung und Arbeitsfähigkeit des Hauses“. Zu deutsch: Das Geld reicht gerade mal fürs Nötigste. Zum Beispiel für die Instandsetzung des Lastenfahrstuhls: Seit Monaten ist die Anlage nicht betriebsfähig; als Folge müssen die Musemsleute ihre guten Stücke mit einem Rollwagen (der auf den Namen „Hund“ hört) bewegen – über die holprigen Wege der Außenanlagen, was freilich „konservatorisch eine Katastrophe ist“.
Ähnliche Gefahr ist an anderen Stellen des Hauses im Verzuge. Etwa 50 gesprungene Fensterscheiben gefährden die Exponate und ihre Betrachter; rundum sollen nun die verrotteten Rahmen ersetzt und neu verglast werden. Und mit der Reparatur des undichten Daches wurde schon begonnen. Und so weiter – vier Jahre lang soll die Sanierung andauern; bezahlt wird alles aus dem Kulturhaushalt (3,888 Mio.) und von der Stiftung Wohnliche Stadt (3,112 Mio.).
Ein bißchen ansehnlicher wird das Haus dann schon ausschauen, vermutet der Direktor. Der inzwischen denkmalwürdige Flachdachbau werde zwar vielfach noch mit den „Schulpavillonbauten der 60er Jahre“ verglichen. Die Attraktivität werde aber ganz sicher steigen, „allein schon deshalb, weil sich die Leute künftig nicht mehr beschweren, daß es schimmelig riecht“. Vielleicht könne das Museum am Ende der Sanierung sogar mit einer neu sortierten Schausammlung aufwarten. Nicht zuletzt soll im Frühjahr ein Museumscafé im alten Backhaus neben dem Eichenhof eröffnen und so abermals die „Freizeitqualitäten“ des Museumsensembles steigern.
Damit ist das Museum freilich weit hinter die Ansprüche zurückgedrängt worden, mit denen Christiansen 1990 die Leitung übernommen hatte. Eine ganz neue Art von Heimatmuseum sollte es werden; orientiert an Themen (wie z.B. der Geschichte der Eigenständigkeit Bremens) statt an historischen Daten; schöner und vor allem größer. Doch von einem Ausbau ist nun keine Rede mehr. Die Planung von 1991, die Stellfläche durch einen unterirdischen Ausbau zu verdreifachen (Kosten: 84 Millionen Mark) ist längst verworfen. Christiansen will heute „über eine Erweiterung lieber nicht spekulieren.“
Tatsächlich geben alle Seiten dem Museum deutlich zu verstehen, daß schon die derzeitigen Reparaturkosten schwieirig zusammenzukratzen waren. Die Stiftung Wohnliche Stadt jedenfalls sieht sich „eigentlich nicht als Reparaturbetrieb für städtische Einrichtungen“, sagt Vorständler Horst Heise. Um sich vor weiteren Zahlungen „zu schützen“, soll nun der Senat endlich ein „einheitliches Konzept“ vorlegen, mit dem die Bremer Museen wirklich attraktiver zu gestalten sind. Das kann dauern; Kultursenatorin Helga Trüpel schwor die Museumsleute jedenfalls auf weitere magere Jahre ein: „Es ist nicht selbstverständlich, daß ein solch umfängliches Vorhaben in Zeiten extremer Haushaltsnotlage gelingt.“ tom
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