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Nicaragua: US–Söldner inhaftiert

■ Der selbsternannte „Gegenterrorist“ Sam Nesley Hall soll Spionageaufzeichnungen bei sich gehabt haben / Nicaraguanische Justiz will die Ermittlungen wie im Fall Hasenfus führen

Washington (ap) - Der Bruder eines amerikanischen Kongreßabgeordneten ist nach Angaben der nicaraguanischen Regierung unter dem Verdacht nachrichtendienstlicher Tätigkeit in Haft genommen worden. Außenminister Miguel DEscoto berichtete im amerikanischen NBC–Fernsehen: „In Managua ist ein Amerikaner festgenommen worden, der angibt, er sei Sam Nesley Hall.“ In einem Bericht der US–Rundfunkgemeinschaft Mutual Broadcasting System hieß es, der 49jährige, Bruder des demokratischen Kongreßabgeordneten Tony Hall, habe bei seiner Festnahme am Freitag Landkarten und Aufzeichnungen über Einrichtungen bei sich gehabt, die als Ziele etwaiger militärischer Angriffe in Frage kämen. Sam Hall hat sich in einem AP– Interview im Juni 1985 als selbständigen Militärberater und „Gegenterroristen“ bezeichnet und angegeben, er bilde in Mittelamerika Miskito–Indianer für militärische Kommandounternehmen aus. Er war damals Mitglied einer in Flint City im US–Staat Alabama tätigen Gruppe namens „Zivile Militärhilfe“, die zur Unterstützung der Contras gegründet worden war. In den Jahren 1964 und 1965 war er demokratischer Abgeordneter im Parlament des Bundesstaates Ohio. Die in Managua erscheinende Zeitung Barricada berichtete unter der Überschrift „Spion in Punta Huete gefaßt... Wieder ein Yankee“, daß Sam Hall in einem Sperrgebiet in der Nähe eines Fliegerhorstes aufgegriffen worden sei. Sie zitierte DEscoto mit der Erklärung, die Ermittlungen gegen Hall würden in derselben Weise geführt werden wie gegen den US–Söldner Eugene Hasenfus, der während eines Versorgungsflugs für die Rebellen über Nicaragua abgeschossen und danach zu 30 Jahren Haft verurteilt worden war. Weiter schrieb das Blatt, Hall habe gestanden, für eine private Spionageorganisation namens Bataillon Phoenix tätig zu sein.

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