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New York GiantsTrubel auf dem Polenmarkt

Die Giants sind das Überaschungsteam in der Super Bowl, doch noch verblüffender ist, dass sich deren Quarterback Eli Manning vom Wackelkandidat zum Erfolgsgarant gewandelt hat.

Eli Manning - Ex-Wandekandidat, jetzt Hoffnungsträger Bild: ap

Der Superbowl mag das bedeutendste Einzelsportereignis der Welt sein, bisweilen aber erinnert die Veranstaltung, die von Hunderten von Millionen Menschen verfolgt wird, eher an einen Polenmarkt. Zwei Wochen dauern Hype und Medienhysterie nun schon an, und am Sonntag wird das Endspiel zwischen den New England Patriots und den New York Giants in Phoenix endlich angepfiffen (ARD, ab 24 Uhr). Zwei Wochen Zeit für fliegende Händler, ihre unlizensierten T-Shirts, Mützen und Bälle mit Superbowl-Logo oder auch gefälschte Eintrittskarten an den Mann zu bringen.

Zwei Wochen Zeit haben aber auch die amerikanischen Zollbehörden, diese illegalen Geschäfte zu unterbinden. Bislang wurden Fälschungen im Wert von 140.000 Dollar sichergestellt und zwei Produktpiraten verhaftet. Seltsamerweise allerdings ist noch niemand auf die Idee gekommen, auch die New York Giants, Finalgegner der New England Patriots, dingfest zu machen. Dabei fragen sich ein Großteil der amerikanischen Öffentlichkeit, sämtliche Football-Experten und wahrscheinlich auch einige New Yorker Profis selbst, wie es ausgerechnet diese Mannschaft bis in den Superbowl geschafft hat.

Denn mit rechten Dingen kann das nicht zugegangen sein. Schließlich galten die Giants vor Saisonstart als Außenseiter, deren Aktien nach deftigen Niederlagen in den ersten beiden Spielen weiter sanken. Die Abwehr wirkte orientierungslos und löchrig wie ein Schweizer Käse, der Quarterback schien bisweilen selbst nicht zu wissen, wohin er den Ball werfen wollte, und der Cheftrainer stand schon nach wenigen Wochen ganz oben auf der Abschussliste. Dann aber starteten die Giants eine unwahrscheinliche Siegesserie, vor allem auswärts: Zehnmal hintereinander blieben sie siegreich auf des Gegners Platz.

Die Erklärungen aber, wie es dazu kommen konnte, sind weitgehend hilflos. Die einen meinen, es läge an Cheftrainer Tom Coughlin, einen ligaweit gefürchteten Schleifer und Choleriker, der nach bald vier Jahrzehnten im Trainergeschäft in dieser Saison etwas aufgetaut sei und seinen Spielern größere Eigenverantwortung übertragen habe. "Der Coach war viel offener in dieser Saison", verriet Linebacker Antonio Pierce. Manche glauben, der Erfolg der Giants gründet sich vor allem auf die Abwehr: Tatsächlich scheuchte die so erfolgreich wie keine andere in der NFL gegnerische Quarterbacks übers Feld.

Andere wiederum glauben, vor allem Quarterback Eli Manning sei der Grund für den Höhenflug der Giants: Manning ist familiär vorbelastet. Sein Vater Archie war jahrelang ein erfolgreicher NFL-Quarterback und sein großer Bruder Peyton gilt seit Jahren als der beste Spieler auf dieser wichtigsten Position im Football. Eins hat Eli seinem älteren Bruder allerdings schon voraus: Peyton quälte sich neun Jahre, bis er endlich in der vergangen Spielzeit mit den Indianapolis Colts erstmals den Superbowl erreichte. Eli dagegen brauchte gerade mal vier Profijahre, um dieses Kunststück zu schaffen. Wirklich gut gespielt hat er aber erst in den letzten Wochen: Zuvor war das Spiel des jüngeren Manning geprägt von unerklärlichen Höhen und Tiefen, die seine Trainer in den Wahnsinn zu treiben drohten. Auch bei Kollegen war er umstritten: Der ehemalige Giants-Runningback Tiki Barber, seit dieser Saison Fernsehkommentator, nannte Mannings Versuche, eine Führungsrolle im Team einzunehmen, "skurril". Doch seit die Giants in den Playoffs stehen, spielt Eli so abgeklärt und vor allem fehlerlos, dass er beim Halbfinal-Erfolg bei den Green Bay Packers selbst deren lebende Quarterback-Legende Brett Favre in den Schatten stellte.

Noch aber ist der Bruder eine Nase vorn. Peyton und die Colts gewannen vor einem Jahr den Superbowl gegen Chicago. Will Eli gleichziehen im interfamiliären Wettstreit, müsste er allerdings noch ein weiteres Wunder vollbringen. Die Buchmacher in Las Vegas prophezeien einen klaren Sieg der Patriots mit zwei Touchdowns Vorsprung. Sicher aber ist nur eins: Dass bis dahin noch jede Menge gefälschte T-Shirts verkauft werden.

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