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Neulich im Kulturausschuß

Sechs Themen waren auf der Tagesordnung der gestrigen zweistündigen Kulturausschußsitzung. Macht 20 Minuten pro Stück. Doch anstatt sich zu sputen, wollte man erst mal heftig tuten: „Wo ist sie nur, wo ist sie nur“, sang der christliche Knabenchor Lehmann-Brauns-Hassemer-Landowsky ohn‘ Unterlaß den Refrain. Denn sie vermißten ihre liebste SPD-Kultursenatorin Anke Martiny. Denn die war nebenan bei der dienstäglichen Senatssitzung. Tief „betroffen und enttäuscht“ die Christen über die Treulose, aber immer kühl am Kopfrechner: 75% betrage der Senatorin Abwesenheitsrate bei den Ausschußsitzungen, denn von bisher 4 hat sie nur eine vollständig wahrgenommen. „Nein, nein, diesmal hat sie sich rechtzeitig schriftlich entschuldigt“, verteidigte sie ihr Staatssekretär. Da kennt er den Postweg schlecht, denn wann welche Schreiben wo eingegangen sind, blieb - dank der Abwesenheit des Bundespostministers - ungeklärt. Da schickt der Vorsitzende den Kirchner aus: der Staatssekretär muß springen und seine Chefin holen gehen. Doch der Regierende will sie selbst behalten und bietet zum Austausch a) Staatssekretär plus b) Chef der Senatskanzlei plus c) SPD -Fraktionsvorsitzenden, die die Culture-Boys aber verschmähen, denn sie wollen nur die eine sehen. Also Abstimmung: 6 zu 8, und die Senatorin darf bleiben, wo sie ist. Macht insgesamt 37 Minuten. Bleiben noch 83 für die Rest-Kultur...

grr

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