Neues beschädigtes Ostseekabel: Wieder ein Frachter unter Sabotageverdacht
Diesmal wurde ein Kabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und Lettland beschädigt. Schweden leitet Ermittlungen auf dem festgesetzten Fahrzeug.
Der Geheimdienst begründete seine Zuständigkeit damit, dass es sich um ein zumindest teilweise gegen schwedische Interessen gerichtetes, ernstes Verbrechen handeln könne. Bei den eingeleiteten Ermittlungen arbeite die Säpo mit der schwedischen Küstenwache, dem Militär und der Polizei zusammen.
Der zuständige Staatsanwalt Mats Ljungqvist erklärte am Montag, dass er die Festsetzung des Schiffes und dessen Durchsuchung angeordnet habe. „Natürlich gibt es Gedanken, die Besatzung zu verhören“, sagte er laut der Nachrichtenagentur TT. Aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen könne er darüber hinaus nichts sagen.
Frachter fuhr angeblich aus russischem Hafen ab
Das beschlagnahmte Fahrzeug liegt nun vor der Stadt Karlskrona am südöstlichsten Ende des Landes vor Anker. Ein Video des schwedischen Fernsehens zeigt, wie Mitarbeiter der Küstenwache bei Dunkelheit an Bord gehen. Auf TT-Fotos vom Montag bei Tageslicht ist der Name „Vezhen“ zu erkennen, außerdem Beschädigungen an einem Anker.
Offizielle Angaben zur Identität des Fahrzeugs gab zunächst nicht, aber schon früh kursierten Angaben der Seite Marine Traffic, dass es sich um den unter maltesicher Flagge fahrenden Frachter „Vezhen“ handele. Er soll demnach am Freitag den russischen Hafen Ust-Luga verlassen und in der Nacht zu Sonntag die infrage kommende Stelle passiert haben.
Der Besitzer des Schiffes, die bulgarische Reederei Navibulgar, schloss unterdessen nicht aus, dass es den Schaden verursacht haben könnte. Einer der Anker sei bei einem Sturm über den Meeresboden geschleift worden, wie die Reederei laut Reuters am Montag mitteilte. Das sei nicht absichtlich geschehen.
„Schweden, Lettland und Nato arbeiten eng zusammen“
Den Schaden am Kabel hatte am Sonntagnachmittag das staatliche lettische Radio- und Fernsehzentrum (LVRTC) als Betreiber gemeldet. Die Nachricht erreichte den schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson kurz vor einem Arbeitsessen in Kopenhagen mit den dänischen und norwegischen Amtskollegen Mette Frederiksen und Jonas Gahr Støre sowie dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb. Dabei sollte es just um Themen wie die maritime Sicherheit in der Ostsee gehen.
Auf der Plattform X schrieb Kristersson zu dem jüngsten Vorfall, er stehe in engem Kontakt mit seiner lettischen Amtskollegin. Und: „Schweden, Lettland und die Nato arbeiten in der Angelegenheit eng zusammen.“
Evika Silina, die lettische Premierministerin, hatte noch am Sonntag die zuständigen Ministerien ihrer Regierung zusammengerufen. Sie sei mit Schweden und mit den anderen baltischen Staaten in Kontakt, sagte sie laut dem lettischen Rundfunk LSM. Schweden habe alle nötige Hilfe zugesichert.
Ähnliche Vorfälle in den vergangenen Wochen
Zwischen dem letzten Vorfall am ersten Weihnachtstag, als insgesamt fünf Kabel in der finnischen Bucht gekappt worden waren, und diesem, hatten die Nato-Mitglieder unter den Ostsee-Anrainern Mitte Januar in Helsinki den Start ihrer Mission „Baltic Sentry“ bekanntgegeben. Zum Schutz der Infrastruktur in der Ostsee vor Sabotageakten würden Schiffe und ein Überwachungsflugzeug entsendet.
Mehrfach wurde bei dem Treffen betont, man werde auf diese Vorfälle „robust“ reagieren, bei denen Schiffe der sogenannten russischen Schattenflotte unter Verdacht stehen, in Russlands Auftrag Sabotageakte in der Ostsee vorzunehmen.
Und so ist jetzt auch das Protokoll ein anderes. Die schwedische Marine sagte laut Dagens Nyheter (DN): „Die maritime Leitung der Nato hat uns die Informationen gegeben.“ Natoschiffe und -Flugzeuge arbeiteten mit den Ostsee-Anrainern zusammen. Es hieß laut DN, die verstärkte Präsenz in der Ostsee ermögliche einen schnellen und koordinierten Einsatz, sollte es nötig sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Plan zu Migration
Merz und die Logik der Erpressung
Männer und Feminismus
Die männliche Identitätskrise
Repressionen in Bayern
Klima-Aktivistin darf nicht Lehrerin werden
CDU-Plan zu Migration
Vabanquespiel im Bundestag
App gegen Mietwucher
Die Linke findet fast 50.000 Fälle von überhöhter Miete
Freistaat gegen Klimaaktivistin
Bayern außer Kontrolle