Neues am Hackeschen Markt: Mehr Büros für die Mitte
Quartier schließt Lücke zum Nikolaiviertel
Es war alles so schön vorbereitet für den Regierenden Bürgermeister. Weiß gedeckte Tische zwischen den Rohbauten, Häppchen, Sekt und jede Menge Sicherheitspersonal samt Polizisten - die ganze Inszenierung für die Katz: Klaus Wowereit hatte es sich offenbar anders überlegt; er verweilte lieber im Urlaub, statt am Donnerstag den entstehenden Häuserblock am Hackeschen Markt zu begutachten.
Es ist eine der größten privaten Bauinvestitionen in Berlin in diesem Jahr: 160 Millionen Euro investieren die Immobiliengesellschaft IVG und ihre Partner in das "Hackesche Quartier" südlich der S-Bahn, mehr als 80 Prozent der Büroflächen sollen vor Baubeginn vermietet gewesen sein; andere vor sich hin dümpelnde zentrale Orte wie der Leipziger Platz können davon wohl nur träumen. Hauptmieter wird die Gasag, die dafür ihr Quartier am Reichpietschufer aufgibt. Auch die Werbeagentur Scholz & Friends kommt, genauso wie die Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg.
Viel Eigenwerbung war bei der Lage wohl nicht nötig - international zieht der Hackesche Markt. Es seien vor allem die Planungen des Architekturbüros Müller Reimann, die den Standort attraktiv machten, sagte Thomas Heilmann von Scholz & Friends beim Richtfest. Das Gebäude der Werbefachleute etwa sei wie "ein Blick in ein Konzerthaus". Die Häuser sind unterschiedlich gestaltet, zentrales Element ist eine Gasse in nord-südwestlicher Richtung, die den Hackeschen Markt mit der Spandauer Straße verbindet; ein Platz, um den sich Restaurants und Cafés ansiedeln sollen, führt die Gebäudestrukturen und ihre Nutzer zusammen. Das Karree sei ein "wichtiger Baustein", um die Innenstadt fußläufig erlebbar zu machen, sagte Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD).
Womit er Recht hat: Denn zumindest verschwindet auf absehbare Zeit die Dauer-Baustelle - Eröffnung soll im kommenden Frühsommer sein. Einen Impuls, den Trend zu immer hochpreisigeren Geschäften und explodierenden Mieten in dem Stadtviertel zu stoppen, wird das "Hackesche Quartier" hingegen sicher nicht liefern: Es reiht sich in Architektur und geplanter Nutzung nahtlos in das über-sanierte Umfeld ein.
Dazu passt, dass bis auf das Apartment-Hotel Adina keine Wohnungen vorgesehen sind. In dem Hotel, das auf befristet in Berlin lebende Menschen abzielt, kostet die Nacht in der Regel mehr als 100 Euro. "Ich hätte mir mehr Wohnanteil vorstellen können", äußerte denn auch Stadtrat Gothe vorsichtig Kritik. Am Bebauungsplan habe er aber nichts ändern können, da er vor seiner Zeit entstanden sei - unter Hans Stimmann, der eigentlich immer Wert auf möglichst hohen Wohnanteil gelegt hatte.
Warum der Bezirk den Plan damals so verabschiedet habe, sei ihm auch ein Rätsel, sagte Gothe. Man könne ja vielleicht ein Auge zudrücken und die Wohnungen aus dem benachbarten Windmühlenhaus dazurechnen. Die können sich vielleicht auch die 400 Mitarbeiter der Gasag leisten oder ein paar Werbetexter von Scholz & Friends. Wenn sie denn dort wohnen wollen.
KRISTINA PEZZEI
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