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Neues TV-Format von Kuttner und KavkaGeschlecht trifft auf Klischee

Selbstversuch Boxen, Tango tanzen, Spinnenpopos kraulen: "Frau Kuttner & Herr Kavka" (3sat) will spielerisch Geschlechterklischees persiflieren – und scheitert kolossal.

Wer im Jahr 2010 wirre Geschlechtervorurteile bestätigt sehen will, für den ist "Frau Kuttner & Herr Kavka" ideal. Bild: ZDF/Jana Kay

"Links, zwo, drei, vier. Links, zwo, drei, vier." So wummert der männliche Sound von Rammstein, denn er soll zu dem passen, was gleich hier passiert. Das wohl Männlichste, was man sich vorstellen kann: Boxen.

"Machos sind out, Heimchen am Herd auch", schreibt 3sat im Presseheft zur vierteiligen Reportageserie "Frau Kuttner & Herr Kavka" und fragt: "Aber was macht einen echten Kerl, was eine moderne Frau aus?" Das sollen die einstigen Viva- und MTV-ModeratorInnen Sarah Kuttner und Markus Kavka "bei vollem Klischee-Bewusstsein" auf einer "Expedition in den Dschungel unserer geschlechtsspezifischen Stereotype" beantworten.

Pro Folge machen die beiden jeweils zwei Selbstversuche, in denen sie "unser heutiges Rollenverständnis aufs Korn" nehmen - so das Versprechen. Doch leider ist schon die erste Folge eine Wiederauferstehung von Heimchen und Macho in vier Akten.

Das zeigt sich schon im ersten Akt, beim Boxen mit Bestsellerautorin Sarah Kuttner ("Mängelexemplar"), die man 2009 die neue Charlotte Roche nannte. Sie lernt Boxen von Weltmeisterin Ina Menzer, hüpft nervös herum, knufft mit einem Finger gegen den riesigen Boxsack, der, zugegeben, sehr einschüchternd ist. Kuttner versucht herauszufinden, wie weiblich die Boxerin tatsächlich ist: "Du musst immer so stark sein. Wann hast du das letzte Mal geweint?" Ina Menzer ist konsterniert ob der Frage, deshalb geht es schnell weiter.

Die Musik wechselt von "Girls just wanna have fun" zu Action-Mucke - soll heißen: Jetzt wirds männlicher, gefährlicher. Es geht in den Ring: "Das, was du da auf dem Boden siehst, ist Blut", sagt Menzer. Dann wird geboxt, geschwitzt, gestunken, Kuttner kommt sich männlich vor. Nach getaner Arbeit trifft sie ihren Kollegen Markus Kavka in einem accessoirereichen Fernsehserien-Wohnzimmer.

Beide sitzen auf einem schwarzen Sofa und Kavka sagt: "Der liebe Gott hat nicht gewollt, dass sich Frauen die Fresse polieren." Kuttner stimmt zu: "Ich stehe meinen Mann woanders, am Herd." Ohne mit der Wimper zu zucken, vollkommen ernst. Mission gescheitert.

Dann muss Markus Kavka, MTV-Veteran, DJ und Ko-Autor des Buches "Mach mir mal ne Nudelsuppe, bevor ich dich besudel, Puppe", ran. Und zwar an den Mythos, dass jeder Mann eine Nacht im Gefängnis verbracht haben muss. Man hört melancholische Western-Musik, sieht den Stacheldraht der JVA Dresden. Kavka bekommt blaue Sträflingskleidung, ein Beamter geleitet ihn in die Zelle.

Auch Kavka brilliert mit einer Frage: "Gibt es Leute, die hierhin kommen und sagen: ,Haha, jetzt bin ich mal im Knast?'" Der Beamte verneint das, natürlich. Stattdessen, sagt er, stünden Sexualstraftäter in der Knasthierarchie ganz unten. Wie im echten Leben. Dann geht Kavka in die Zelle, hinter ihm schlägt die Tür in Slow-Motion zu - insgesamt dreimal, damit es dramatischer wirkt.

Der Rest ist schnell erzählt: Kavka raucht Kette, wandert umher, guckt aus dem Gitterfenster, kann nicht schlafen, redet mit einer Handkamera. Musik: "Ive never seen a night so long". Kavkas Fazit auf dem Sofa: "Ich will es nie wieder machen." Kuttner: "Dann einfach nicht straffällig werden." Jepp.

Im dritten und vierten Akt der insgesamt 30 Minuten streichelt Kuttner einen Spinnenpo, um ihre weibliche Insektenangst zu überwinden, und Kavka beweist, dass Männer beim Tangotanzen nur ans Vögeln denken. Fazit: Wer im Jahr 2010 wirre Geschlechtervorurteile bestätigt sehen will, für den ist "Frau Kuttner & Herr Kavka" ideal. Alle anderen können sich getrost mit dem echten Leben begnügen. Da gibts, Gott sei dank, weniger Klischees.

"Frau Kuttner & Herr Kavka", 22.25 Uhr, 3sat

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12 Kommentare

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  • H
    Hilmar

    Dieses Gendergebimmel ist das Nutzloseste, was die Babyboomer ihrer Nachwelt hinterlassen. Ich habe mich schon in unzähligen Seminaren an der Uni gefragt, für wen dieser Blödsinn überhaupt betrieben wird. Offenbar machen es ein paar Alt68er und Ex-Hippies unter dem Deckmantel des Altruismus für sich selbst.

    Bei einem Format wie Herr und Frau Kavka-Kuttner sehe ich sie in einem Büro sitzen, und irgendein Spaßvogel mit Angst vor’m Älterwerden platzt hervor: „Den Kavka und die Kuttner finden die jungen Leute doch cool. Und dann noch irgendwas mit Gender. Das finden die total spannend. Vor allem, wenn es lustig ist.“

     

    Ich (30, m) sehe das hingegen so: Ich konnte mich trotz gesteigertem Interesse an Musik noch nie mit Kavka oder Kuttner identifizieren. Vor ein paar Jahren hat Kavka das mit Abstand lächerlichste DJ-Set im Hessischen Rundfunk abgeliefert, das die Welt je gesehen hat – und das bloß, weil er den Namen eines hervorragenden Autors und trendy Klamotten trägt. Kuttner strengt indessen nur an. Hat die überhaupt mit irgendwas außer sich selbst zu tun!? Wenn ich dann noch das Wort ‚Gender’ oder damit verbundene Attribute höre, stelle ich die Ohren auf Durchzug. Banales zu intellektualisieren, ist halt nicht so meins.

  • J
    JohnD

    Ist halt ganz amüsant als Zeitvertreib. Ich fands nicht unbedingt Klasse oder schlecht, der Werbung entsprechend.

     

    Weiß irgendjemand eigentlich den Titel oder den Interpreten von dem Lied, als Sarah im Ring steht??? Kann nirgendwo was finden. Auch kein Produzent...

     

    Und außerdem ist es ja ganz gut, dass es verschiedene Geschmäcker gibt, und die einen auf gewaschene und die anderen auf unrasierte Typen stehen. Sonst würden die einen ja vollkommen leer ausgehen...

    ;)

  • T
    Thomas

    Haben die Zuschauer wirklich etwas anderes erwartet?

     

    Was will man denn von Frau Kuttner anderes erwarten? Eine 31jährige mit der Attitüde eines 17jährigen Girls, die nicht merkt, wie albern sie daher kommt.

     

    Oder gar von Herrn Kavka? Ein 43jähriger, dessen beste Zeit vor 10 Jahren abgelaufen ist und der zum neuen Thomas Gottschalk der "jungen Generation" mutiert.

     

    Mich stören solche Fernseh-Formate nicht wirklich, ich schaue sie mir nicht an. Aber woran ich mich störe ist, dass im öffentlich rechtlichen Fernsehen Sendungen der Privaten kopiert und mit Berufsjugendlichen bestückt werden, deren Zeit nie wirklich da war und die kulturell und schaffend nichts hinterlassen werden.

  • K
    kay

    @Luli:

    Ja genau, ALLE Frauen wollen genau das Gleiche! Ihrer Meinung nach also Machos.

    Wieso darf denn nicht jeder so sein, wie er will? Auch mit eigenen Vorlieben? Kompromisse werden Partner immer aushandeln müssen; nicht jeder könnte 100% Macho sein, wir leben doch nicht in Extremen!

  • V
    Verena

    amüsanter artikel; die sendung an sich scheint ja weniger amüsant zu sein, eher doof. deprimierend, dass junge menschen sich so klischee-mäßig verhalten. und das auch noch auf 3sat?? passt wohl eher zu sat1 und den ganzen quatsch-sendern. obwohl, da werden ja bei DESPERATE HOUSEWIVES geschlechterklischees intelligenter verhandelt.

     

    @Luli:

    na, bei Ihnen ist noch alles beim alten, gell ;-)

     

    @heureka:

    ich würde mal sagen, die korrekte einordung der spezies "spinne" ist nicht der hauptpunkt des obigen artikels, dieser wird dadurch nicht unbedingt unterverständlich; aber danke für den hinweis ;-)

  • K
    Kristin

    Gender-Jackass für Feiglinge!!

  • N
    NaBoHi

    Wieso glaubt jeder, der Andere habe so zu sein, wie es ihm am besten in den Kram passt?

     

    kopfschüttelnd,

     

    NaBoHi

  • T
    TigerLilly

    @wenn du auf stinkende grobiane stehst - bitte schön.

    jede nach ihrer facon - soviel toleranz sollte doch möglich sein (soll frauen geben, die keine sporen brauchen, so what?).

  • H
    ähm...

    ...also ich bin ganz froh, wenn männer mehr auf körperpflege achten als auf machopflege.

    aber hey, manche stehen halt nicht auf hygiene...steht ja auch im artikel - stinken ist männlich und so...pfff.

     

    ich gratuliere mir hiermit zum zigsten mal, daß ich vor langem meinen fernseher abgeschafft habe.

  • H
    heureka

    Spinnen gehören zu den Arachniden und nicht zu den Insekten- ist leicht zählbar:8 vs. 6 Beine...

  • K
    Katharina

    Danke für den Tipp! Ich wollte es mir ja eigentlich ansehen, aber das hört sich ja wirklich grausam an. Spar ich mir dann lieber,es hätt mich eh gewundert, wenn die Beiden etwas Sinnvolles zum Thema auf die Reihe bekommen hätten ...

  • L
    Luli

    Machos sind out?

     

    Ja...... genau.... total out und keiner mag sie.

    Was ein Unsinn. Machos feiern ein revival, durch die verweichlichte Männerschaft, die mehr auf Körperpflege als auf alles andere achten.

    Was will Frau mit sowas?