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Neues Organspende-GesetzBitte denken Sie mal darüber nach

Ab November fragen Krankenkassen ihre Versicherten regelmäßig, ob sie nach dem Tod Organe spenden wollen. Alles bleibt freiwillig.

Organempfänger: Ein Patient zeigt die Narbe von einer Herztransplantation. Bild: dapd

BERLIN afp/dpa/taz | Seit dem 1. November ist die sogenannte Entscheidungslösung in Kraft, die das System der Organtransplantationen reformieren und die Spendenbereitschaft in Deutschland steigern soll. Im Oktober gab es im ganzen Land nur rund 60 statt wie üblich 100 Organspenden.

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) war die Zahl der Spender bereits in den ersten drei Quartalen von 900 im Vorjahrszeitraum auf 829 gesunken. Nur im Südwesten stieg sie leicht von 87 auf 95.

Was verbirgt sich hinter der Entscheidungslösung?

WEITERE INFOS

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Seite der Deutschen Stiftung Organspende und Webseiten der Krankenkassen.

Alle gesetzlichen und privaten Krankenkassen sind nun verpflichtet, Versicherte über 16 Jahre anzuschreiben. Sie sollen über die Möglichkeit von Organspenden informieren und zu einer Entscheidung auffordern, ob die Versicherten selbst Spender sein wollen. Dem Schreiben liegt ein Organspendeausweis bei. Die Nachricht wird zusammen mit der neuen elektronischen Gesundheitskarte oder der Beitragsmitteilung verschickt.

Muss ich auf das Schreiben reagieren?

Definitiv nein. Niemand ist verpflichtet, auf den Brief zu antworten. Die Entscheidung, sich als Organ- oder Gewebespender bereitzustellen, bleibt freiwillig. Wer nicht reagiert, für den bleibt alles beim Alten: Falls er nach seinem Tod als Spender in Frage käme, werden seine Angehörigen befragt, ob sie in seinem Sinne einer Spende zustimmen oder nicht.

Was sollten Spendenwillige beachten?

Die im Spenderausweis dokumentierte Erklärung sollte nicht mit einer eventuell vorhandenen Patientenverfügung kollidieren, die lebenserhaltende Maßnahmen ausschließt. Denn Organe können nur dann verpflanzt werden, wenn die Blutversorgung im Körper nach einem Hirntod noch weiter funktioniert. Die DSO empfiehlt deshalb, entsprechende Klarstellungen zu möglichen kurzfristigen intensivmedizinischen Maßnahmen in die eigene Patientenverfügung aufzunehmen.

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10 Kommentare

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  • G
    Glutenpaul

    @Carolin Kalinowski

    Die edlen Spender aus China. Nun sind einige Inhalte nachvollziehbar.

    2. November 2012

    "China will Organe von Hingerichteten bald nicht mehr nutzen"

    "Ein Organspendesystem, das sich auf die Organe von Hinrichtungskandidaten verlasse, sei weder ethisch vertretbar noch nachhaltig, sagte der Direktor des Nationalen Transplantationsforschungszentrums, Wang Haibo, in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Bulletin der Weltgesundheitsorganisation (WHO). "

     

    Wieviele chinesische Organe wurden in Deutschland verbaut?

     

    Die USA aber auch Saudi Arabien könnte mit ihren zu Tode verurteilten aushelfen.

    Deren Gefängnisse platzen seit paar Jahren durch ein Überangebot an Kriminellen aus allen Nähten.

    Steigerungsraten um 400%, deren Justiz ist Wirtschaftsneoliberal geleitet. Ein jeder Präsident hat seine ganz eigenen Gefangenen.

    Sollte man Aktien der Allianz o.ä. kaufen?

     

    Hormone in Lebensmittel sind nicht Kennzeichnungspflichtig bringen aber ein gutes Gefühl und schlechte Organe, teils Organversagen.

  • A
    Angela

    Danke, Gerhard Schulz, für den Kommentar, ich seh das genauso.

    Wir haben den Sterbeprozess und den Tod aus unserem 'Leben', unserer Kultur, verbannt. Das Begleiten und Verabschieden gehört auch bei einem Verunglückten dazu, auch im Krankenhaus muss diese Möglichkeit gegeben sein. Ich finde das schon 'moralisch bedeutsam'(Carolin Kalinowski), ohne jeden religiösen Hintergrund.

    Aber Ärzte wollen ja mit dem Tod nichts zu tun haben. Zwar irgendwie verständlich, aber nicht sehr respektvoll.

    Wer seine Organe spenden will, kann dies gerne tun. In Frage kommen sowieso nur eine sehr sehr geringe Anzahl von 'Hirntoten', diese ganze Werbe- und Moralmaschinerie ist wirklich übertrieben.

     

    Ich möchte selber auch keine fremden Organe. Ich bin sterblich, das ist ok.

     

    Das mag Manchen verrückt erscheinen, ich habe aber lange darüber nachgedacht und Bücher gelesen und mich informiert und bin schon länger keine Organspenderin mehr. Es widerspricht meiner Ethik. Ich bin Philanthropin, aber nur weil etwas medizinisch machbar ist, ist es nicht automatisch 'gut' - das ist meine individuelle Meinung und Entscheidung. Nehme ich Jemandem etwas weg, durch meine 'Verweigerung'? Ist es 'unterlassene Hilfeleistung'? Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Dieses Feld ist dann aber so weit, wo fängt es an, wo hört es auf? Einem hungrigen Kind in Afrika kein Essen zu schicken...Obdachlosen kein Heim zu geben...für wen bin ich verantwortlich? Eine höchst moralische Frage, aber, wie ich finde, keine, die eindeutig und definitiv beantwortet werden kann.

  • GS
    Gerhard Schulz

    Der Sterbevorgang stellt einen äußerst diffiziler Prozeß dar,der mit der Organentnahme traumatisch unterbrochen wird. Erst die Entnahme befördert den Sterbenden in Jenseits. Vielleich lohnt es sich auch hier auf den Körper zu hören: bei der Entnahme wehrt sich dieser durch Anzeichen von Panik und Schmerz, der Empfängerkörper stößt das fremde Organ ab! Frankenstein lässt grüßen.

  • P
    Paule

    An Alfred Mayer: Ich darf weder Blut spenden noch darf ich meine Organe zur Verfügung stellen da diese ja von diesem Blut durchströmt werden. So. Und jetzt werde ich nach ihrer tollen Idee dann also nie ein Spenderorgan bekommen da ich nicht spenden darf? Hab ich das richtig verstanden?

  • W
    Wolfgang

    "Denn Organe können nur dann verpflanzt werden, wenn die Blutversorgung im Körper nach einem Hirntod noch weiter funktioniert."

     

    Also dann ist doch der Mensch noch nicht tot?

     

    Organverpflanzung an einem noch nicht totem Menschen?

    Abgelehnt!

  • H
    hans

    Bei den ganzen Skandalen und dem hin und her beim DSO hat man glatt vergessen, dass Organspense an sich eine gute Sache ist.Ich werd' unterschreiben.

  • BI
    Bertram in Mainz

    Organspende war für mich nie eine Frage. Mein alter Ausweis hat noch die alte Postleitzahl. Man kann auch eine Erklärung selbst schreiben. Der "Ausweis" ist kein amtliches Dokument.

     

    Ob man für oder gegen Organspende ist, das muss jeder im Fall des Falles selbst entscheiden. Ich meine damit, dass der potentielle Empfänger sich entscheiden sollte! Kann man wirklich im Erfolgsfall ein weitgehend normales Leben führen? Oder gibt etwa eine neue Leber dem Krebskranken nur ein bisschen zusätzliche Überlebenszeit? Als Empfänger würde ich mir Gedanken machen, ob ich die Organspende will oder nicht.

     

    Eine Verweigerung als Spender verstehe ich nicht. Lieber die Organe verbrennen oder unter die Erde? Das erscheint mir verrückt. Ich verstehe auch nicht, weshalb jetzt durch die Skandale die Spendebereitschaft zurückgeht. Nur weil sich vielleicht jemand auf der Warteliste vordrängeln könnte lieber gar nichts? Das gibt keinen Sinn.

     

    Darüber sollte man wirklich noch mal nachdenken! Und genau dazu ist die jetzige Aktion gedacht. Kein Zwang zur Spende, aber ein leichter Zwang zum Nachdenken.

  • AM
    Alfred Mayer

    Man sollte uns beim ureigenen Interesse packen. Bei der Zuteilung eines Organs sollte ein gewichtiges Kriterium sein, ob und seit wann ein Patient selber als Spender registriert war. Dann kann sich Jede und Jeder überlegen, ob sie/er sich im eigenen Interesse solidarisch verhalten oder vorschützen will, den Ärzten könne man nicht vertrauen, aber damit auf Überlebenschancen verzichtet.

  • G
    Gunter

    Definitiv nein. mehr ist dem nicht hinzuzufügen sie die Krankenkassen haben einfach nicht das Recht dazu. Und man sollte es sich gut überlegen ob man seine Organe an Reiche in alle Teile der Welt verschachern lässt, dann doch lieber selbst verbrauchen, bevor es ein Anderer tut.

  • CK
    Carolin Kalinowski

    Bei der Organspende an sich handelt es sich meines Erachtens, ethisch gesehen, um eine Hilfspflicht.

    In seiner Praktischen Ethik fordert Peter Singer:"Wenn wir etwas Schlechtes verhüten können, ohne irgendetwas von vergleichbarer moralischer Bedeutsamkeit zu opfern,

    sollten wir es tun." Und in dem Moment in dem wir hirntot sind, ist die moralische Bedeutsamkeit für den Menschen selbst passé, also sollten wir spenden.

    Meine Meinung.

     

    Meinen Organspendeausweis habe ich momentan trotzdem so abgeändert, dass ich nicht spenden möchte.

    Denn ich sehe NICHT ein, meine Organe zu spenden, damit irgendein reicher Affe bei der Organvergabe bevorzugt behandelt wird während Leute die viel länger auf der Warteliste stehen sterben.

    Dass das so abläuft ist zumindest der Eindruck, den die jüngsten Berichte über die DSO erweckt haben.

     

    Ich bin eine ausdrückliche Befürworterin der Organspende und klar ist das scheiße, wenn Leute verrecken weil sie kein Spenderorgan kriegen.

    Aber solange ich nicht den Eindruck habe, dass es in dem Laden gerecht zugeht, spende ich noch nicht mal meinen Blinddarm.