Neues Magazin „Brigitte Be Green“: Ökoheft statt Personalitymagazin
Nach „Boa“, „JWD“ und „Barbara“ bringt Gruner + Jahr jetzt ein neues Heft auf den Markt. „Brigitte Be Green“ ist eine Art Anleitung zum nachhaltigen Leben.
Die Zeit der Personalitymagazine scheint vorbei: Gruner + Jahr stellt das Magazin Joko Winterscheidts JWD zum Ende des Jahres ein und die Bauer Media Group hat das Sophia Thiel Magazin nach nur einer Ausgabe vom Markt genommen. Ein neuer Trend muss also her. Und was liegt in Zeiten von Fridays for Future näher als ein Magazin über Nachhaltigkeit? Das liefert G+J jetzt mit Brigitte Be Green.
Wie schaut’s aus?
Hochglanzcover, recyceltes Papier, in der Bildsprache wie die Brigitte für ein jüngeres progressiveres Publikum (es wird mit Sternchen gegendert). Ganz ohne Personalitys geht es dann aber doch nicht. Dariadaria, Klima-Influencerin mit 250.000 Follower*innen bei Instagram, auf dem Cover, im Interview und in der Modestrecke, Margarete Stokowski als Kolumnistin, FFF-Aktivistin Luisa Neubauer und Autor Jonathan Safran Foer im Gespräch. Doch eine fehlt: Greta Thunberg kommt im Heft nicht vor.
Was steht drin?
Lifestyle, Mode, Beauty, Kochrezepte. So weit, so gewöhnlich. Jedoch mit Naturkosmetik, veganem Bohnen-Tempeh-Burger und Fair-Fashion-Kleidung. Außerdem eine Anleitung, wie man digitalen Müll vermeidet, eine Auslandsreportage aus Marokko und Zahlen und Fakten zum Thema Klima. Dem „Wir müssen verzichten“-Narrativ, das sich durch das gesamte Magazin zieht, stellt Neubauer ein Essay entgegen: Sie plädiert dafür, Druck auf die Politik auszuüben: „Keine Steuererleichterungen für fossile Energien“ oder „solide Netze und günstige Preise fürs Bahnfahren“ sind ihre Forderungen.
Wer liest es?
Für Klimaaktivist*innen wird in Be Green wenig Neues stehen. Lesen können es Menschen, die wissen wollen, welche Hautcremes, Mäntel und Pullover sie sich jetzt kaufen „dürfen“. Natürlich alles fair, nachhaltig und öko.
Wer macht es?
Brigitte-Chefin Brigitte Huber mit Brigitte-Team.
Warum kauft man es (k)ein zweites Mal?
Wer lernen möchte, warum fair fashion nicht gleich fair fashion ist, wann ein Pizzakarton in den Papiermüll und wann in den Restmüll kommt, der greift vielleicht auch im Frühjahr 2020 zur zweiten Ausgabe. Doch der Widerspruch zwischen dem ständigen Verzichts-Narrativ und die Vorstellung Hunderter Produkte, die wir kaufen sollen, macht das Magazin unglaubwürdig. Verstärkt wird das durch die Werbung von der Fast-Fashion-Kette C&A oder von Rewe.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen