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Neues Leiden erfundenRaucher sollen als "krank" gelten

Die Ärztekammer will Nikotinsucht nicht als Lifestyle-Problem, sondern als Krankheit einstufen. Mediziner könnten dann Medikamentengaben besser abrechnen.

Erzeugt Behandlungsbedarf: Zigarette. Bild: dpa

BERLIN taz Raucher sind krank und sollen auch so behandelt werden - das fordert die Bundesärztekammer. "Eine Bewertung als Lifestyle-Problem, das durch reine Willensanstrengungen oder Gruppengespräche zu beheben wäre, wird der Problematik nicht gerecht", heißt es in einer Stellungsnahme der Standesorganisation, die diese am gestrigen Montag bei einer Anhörung im Gesundheitsministerium vortrug.

Die Forderung erscheint populär, ist aber keineswegs uneigennützig. Mit der Anerkennung als Krankheit müssten schließlich auch die "vergütungsrechtlichen Rahmenbedingungen für eine Behandlung" geschaffen werden, fordert der Verband. Die Krankenkassen reagieren ablehnend. "Die Ärzte bekommen schon heute eine Beratungspauschale. Darunter fällt selbstverständlich, dass sie mit ihren Patienten über das Thema Rauchen sprechen", sagte ein Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, der die gesetzlichen Krankenkassen vertritt.

Seit kurzem bietet die Ärztekammer ihren Mitgliedern eine Fortbildung zur "ärztlichen Tabakentwöhung". Die bereits bestehenden Nichtraucherkurse der Krankenkassen oder Volkshochschulen würden die meisten Raucher nicht erreichen, argumentiert Kammervertreter Frieder Hessenauer. Die Rauchentwöhnung beim Hausarzt verspreche dagegen mehr Erfolg.

Die "ärztliche Tabakentwöhnung" unterscheidet sich in einem Punkt von den Nichtraucherkursen: Vorgesehen ist auch der "fachgerechte Einsatz einer begleitenden medikamentösen Therapie", wie es in dem Papier der Ärztekammer heißt. Verhaltenstherapien seien besonders wirksam, wenn gleichzeitig Medikamente eingesetzt werden.

Im vorigen Jahr hatte der Pharmakonzern Pfizer das Mittel Champix auf den Markt gebracht, das als Wundermittel gegen Nikotinsucht gefeiert wurde. Experten bescheinigtem dem Medikament durchaus Erfolge - aber auch unklare Nebenwirkungen. Das Produkt war Ende letzten Jahres in die Diskussion gekommen, weil es angeblich zu Depressionen und Suzidgedanken führe. Auch das zweite Rauchentwöhnungmittel Zyban geriet in die Kritik, nachdem britische Patienten über Krampfanfälle und Depressionen berichtet hatten. Beide Mittel sind - anders als Nikotinpflaster oder Kaugummis - verschreibungspflichtig und werden bislang nicht von der Kasse erstattet.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Carola Reimann, sieht den Vorstoß der Ärztekammer daher skeptisch. Sie plädiert für Entwöhnungskurse statt für Medikamente: "Beim Rauchen geht es um eine Verhaltensänderung." BERND KRAMER

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36 Kommentare

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  • R
    Rapha

    Diese ewige Gleichsetzung der Raucher mit DEM Bösen unserer Zeit ödet mich an.

    Sollte nicht jeder die Freiheit haben selbst zuentscheiden? Wer wirklich aufhören will zu rauchen schafft das auch ohne Medikamente und Therapie.

    Leben und leben lassen.

  • A
    anke

    Wieso eigentlich engagiert sich die Bundesärztekammer nicht halb so sehr, wie sie sich für die Erstattung fragwürdiger Raucherentwöhnungskuren einsetzt, für die Erstattung der ständig wachsenden Ausgaben für Brillengläser? Meinem angeborenen Sehfehler ist leider auch mit sehr viel Willenskraft oder einer teuren OP nicht beizukommen. Er wird mich also bis an mein Lebensende begleiten. Wäre er medikamentös heilbar, läge er der Bundesärztekammer womöglich am Herzen. Offenbar ist die mit den großen Pharmakonzernen der weiten Welt doch weit enger befreundet, als mit den kleinen Optikern dieses Landes. Ja, ich weiß: Diese seltsame Wahrnehmung kann in meinem ganz speziellen Fall durchaus täuschen. Nur: Das wäre dann aus meiner Sicht die Schuld der Bundesärzteschaft.

  • A
    Attenberger

    RaucherInnen waren schon immer in der Minderheit, dass sie sich zunehmend verfolgt fühlen liegt daran, dass auch der "Mainstream" ab und zu die Richtung ändert. Somit wird plötzlich Rauchen ein oppositioneller Akt.;-) Zu der aktuellen Diskussion sind zwei Dinge zu sagen. 1. Genuss und Sucht sind zwei Seiten einer Medaille. Ein wichtiges Merkmal der Sucht ist der Kontrollverlust. Wenn dieser Kontrollverlust von den Süchtigen geleugnet wird, sind zwei Kriterien einer psychischen Störung erfüllt: Nämlich die Diagnose F17.2 des ICD-10 (Internationale Klassifikation psychischer Störungen)Abhängigkeitssyndrom durch Tabak.

    2. Die Pharmaindustrie und die Medizin sind daran interessiert diesen wachsenden Markt von kranken (Genuss)Süchtigen weder den Selbstheilungskräften der Individuen noch den anerkannt wirksamen Methoden der Psychotherapie zu überlassen.

    Als Ex-Raucher mit rückfallhintergrund sage ich, es geht nicht darum RaucherInnen zu verteufeln aber es geht auch nicht darum Sucht und ihre krankmachenden Folgen zu verharmlosen.

    Wem nutzt es? ist die relevante Frage.

  • AF
    Anton Frei

    Wie weit sind taz-Leser und mit ihnen die taz gesunken, Genussmittel so in den Dreck zu ziehen? Ihr wart angetreten, Haschisch zu legalisieren. Einzelne waren frei zu tun, was ihnen beliebt. Dafür stand die taz, dafür standen die Grünen. Bitte bedenkt, dass Volksgesundheit kein Argument sein darf gegen die Freiheit Einzelner. Mir ist rätselhaft, wie eine solche Verbotsgeilheit entstehen konnte.

  • EU
    eine ueberzeugte Nichtraucherin

    Was sollen die Krankenkassen denn noch alles decken? Und warum sollen die, die aus verschiedensten Gruenden nicht (mehr) rauchen, Behandlungen fuer Raucher zahlen? Wenn alle Nebenkosten des Rauchens, v.a. die medizinischen (Spaet)Folgen, allein von Rauchern getragen wuerden, gaebe es a) viel weniger Raucher und b) waeren die Krankenkassen entlastet und die nichtrauchenden Einzahler koennten besser versorgt werden. Es ist unzumutbar, dass gesundheitsbewusste Einzahler die Folgen von Suchtverhalten zahlen sollen! Und wer es sich heute noch leisten kann, zu rauchen, der kann wohl auch eine Entwoehnungstherapie bezahlen.

  • H
    helga

    Offensichtlich geht es wieder um ein neues Geschäft. So treibt das Gesundheitsunwesen sich neue Patienten zu.

    Warum werden diese "Experten" nicht selbst als als Süchtige entlarvt?

    http://www.flegel-g.de/wirklich-passiert.html

  • TF
    Thomas Fahrendorf

    Jährlich über 100000 (Einhunderttausend!) Tote durch Tabakkonsum und daraus resultierende Krankheiten sind ein überdeutliches Signal.

    Rauchen muss nicht nur gesellschaftlich abgewertet werden, sondern auch als Sucht und damit Krankheit anerkannt werden. Gehirnphysiologisch ist es eine Sucht, d.h. Krankheit, da ist die Beweislage eindeutig! Daher ist die Diskussion scheinheilig,es hängt eben sehr viel Geld am Tabak, auf das die Politik ungern verzichten will...

  • W
    wespe

    Eine "geniale" Idee der Pharmaindustrie!? "Ein Wundermittel, das zu Depressionen und Suizidgedanken führt." So wird die Gesellschaft radikal aufräumen und sich der nervigen Raucher entledigen können.

     

    Dann sind wir (wer ist das?) die Raucher los. Ich spinne dieses Horrorszenario einen Schritt weiter.

     

    Wer stört denn noch die eine oder andere Gesellschaftform und kann auf ähnliche Weise entfernt werden? -- Nehmen wir als Beispiel die Terroristen. Also werden Tabletten oder eine Tinktur erzeugt, die die Terroristen entweder ebenfalls zum Selbstmord treiben, oder dafür sorgen, dass sie die Einstellungen und Werte der amerikanischen Kultur übernehmen.

     

    Hier hätten wir ein endloses Betätigungsfeld für Politiker und Pharmazeuten...

  • A
    ARE

    ... wenn es der Gemeinschaft dient, d.h. Nutzen und Kosten in einem vernünftigem Verhältnis stehen, warum nicht?

  • G
    Gabi

    In der letzten Zeit habe ich öfter Berichte gesehen, in denen behauptet wurde, dass die einzelnen Krankenkassen krampfhaft um die chronisch Kranken ringen. Diese bringen den Kassen nach der neuen Gesundheitsreform mehr Geld in die Kassen.

    Anscheinend findet man keine chronisch Kranken mehr, da macht man schnell die Raucher zu solchen.

    Sehr einfallsreich!

  • V
    vic

    Rauchen ist keine Krankheit. Man muss nicht jeden am Händchen halten, der gar nicht versuchen will aufzuhören. Jeder kann das.

    Raus mit den Aromastoffen aus den Kippen, lasst sie so schmecken wie Tabak schmeckt.

    Setzt vor allem den Nichtraucherschutz endlich durch, schmeisst die Raucherlobby aus dem Bundestag, macht Tabakprodukte teuer, und die meisten Raucher sind geheilt.

  • SL
    Sonnengebräunter Linksfahrer

    Ich war selber mal Raucher, rund 25 Jahre lang. Diese "Raucher sind krank"-Schwätzer nerven echt. Da gibt's schon Vertreter, die erzählen brav, dass Nikotin ähnlich abhängig mache wie Heroin - das hätten Ärzte rausgefunden. Mann, mann, mann, natürlich ist es nicht leicht, das Rauchen wieder aufzuhören. Ich würde sagen, das Aufhören ist in etwa so schwierig wie das Anfangen, denn es kostet am Anfang einer Rauchkarriere eine Menge Überwindung gegen die diversen schlechten Geschmäcker und Körperwiderstände anzukämpfen. Aber da ist der angehende Raucher ganz anders motiviert, als beim Aufhören. Das ist der ganze Unterschied. Beim Aufhören tut er sich schon nach den ersten fünf Minuten nach dem Entschluss so furchtbar leid, dass er nun nicht mehr rauchen darf, dass der Versuch absehbar schon nach diesen ersten Minuten zum Scheitern verurteilt ist. Aber was red' ich, nächstens werden Raucher krank geschrieben, bis sie ihre Krankheit ordentlich auskuriert haben.

  • R
    Rapha

    Diese ewige Gleichsetzung der Raucher mit DEM Bösen unserer Zeit ödet mich an.

    Sollte nicht jeder die Freiheit haben selbst zuentscheiden? Wer wirklich aufhören will zu rauchen schafft das auch ohne Medikamente und Therapie.

    Leben und leben lassen.

  • A
    anke

    Wieso eigentlich engagiert sich die Bundesärztekammer nicht halb so sehr, wie sie sich für die Erstattung fragwürdiger Raucherentwöhnungskuren einsetzt, für die Erstattung der ständig wachsenden Ausgaben für Brillengläser? Meinem angeborenen Sehfehler ist leider auch mit sehr viel Willenskraft oder einer teuren OP nicht beizukommen. Er wird mich also bis an mein Lebensende begleiten. Wäre er medikamentös heilbar, läge er der Bundesärztekammer womöglich am Herzen. Offenbar ist die mit den großen Pharmakonzernen der weiten Welt doch weit enger befreundet, als mit den kleinen Optikern dieses Landes. Ja, ich weiß: Diese seltsame Wahrnehmung kann in meinem ganz speziellen Fall durchaus täuschen. Nur: Das wäre dann aus meiner Sicht die Schuld der Bundesärzteschaft.

  • A
    Attenberger

    RaucherInnen waren schon immer in der Minderheit, dass sie sich zunehmend verfolgt fühlen liegt daran, dass auch der "Mainstream" ab und zu die Richtung ändert. Somit wird plötzlich Rauchen ein oppositioneller Akt.;-) Zu der aktuellen Diskussion sind zwei Dinge zu sagen. 1. Genuss und Sucht sind zwei Seiten einer Medaille. Ein wichtiges Merkmal der Sucht ist der Kontrollverlust. Wenn dieser Kontrollverlust von den Süchtigen geleugnet wird, sind zwei Kriterien einer psychischen Störung erfüllt: Nämlich die Diagnose F17.2 des ICD-10 (Internationale Klassifikation psychischer Störungen)Abhängigkeitssyndrom durch Tabak.

    2. Die Pharmaindustrie und die Medizin sind daran interessiert diesen wachsenden Markt von kranken (Genuss)Süchtigen weder den Selbstheilungskräften der Individuen noch den anerkannt wirksamen Methoden der Psychotherapie zu überlassen.

    Als Ex-Raucher mit rückfallhintergrund sage ich, es geht nicht darum RaucherInnen zu verteufeln aber es geht auch nicht darum Sucht und ihre krankmachenden Folgen zu verharmlosen.

    Wem nutzt es? ist die relevante Frage.

  • AF
    Anton Frei

    Wie weit sind taz-Leser und mit ihnen die taz gesunken, Genussmittel so in den Dreck zu ziehen? Ihr wart angetreten, Haschisch zu legalisieren. Einzelne waren frei zu tun, was ihnen beliebt. Dafür stand die taz, dafür standen die Grünen. Bitte bedenkt, dass Volksgesundheit kein Argument sein darf gegen die Freiheit Einzelner. Mir ist rätselhaft, wie eine solche Verbotsgeilheit entstehen konnte.

  • EU
    eine ueberzeugte Nichtraucherin

    Was sollen die Krankenkassen denn noch alles decken? Und warum sollen die, die aus verschiedensten Gruenden nicht (mehr) rauchen, Behandlungen fuer Raucher zahlen? Wenn alle Nebenkosten des Rauchens, v.a. die medizinischen (Spaet)Folgen, allein von Rauchern getragen wuerden, gaebe es a) viel weniger Raucher und b) waeren die Krankenkassen entlastet und die nichtrauchenden Einzahler koennten besser versorgt werden. Es ist unzumutbar, dass gesundheitsbewusste Einzahler die Folgen von Suchtverhalten zahlen sollen! Und wer es sich heute noch leisten kann, zu rauchen, der kann wohl auch eine Entwoehnungstherapie bezahlen.

  • H
    helga

    Offensichtlich geht es wieder um ein neues Geschäft. So treibt das Gesundheitsunwesen sich neue Patienten zu.

    Warum werden diese "Experten" nicht selbst als als Süchtige entlarvt?

    http://www.flegel-g.de/wirklich-passiert.html

  • TF
    Thomas Fahrendorf

    Jährlich über 100000 (Einhunderttausend!) Tote durch Tabakkonsum und daraus resultierende Krankheiten sind ein überdeutliches Signal.

    Rauchen muss nicht nur gesellschaftlich abgewertet werden, sondern auch als Sucht und damit Krankheit anerkannt werden. Gehirnphysiologisch ist es eine Sucht, d.h. Krankheit, da ist die Beweislage eindeutig! Daher ist die Diskussion scheinheilig,es hängt eben sehr viel Geld am Tabak, auf das die Politik ungern verzichten will...

  • W
    wespe

    Eine "geniale" Idee der Pharmaindustrie!? "Ein Wundermittel, das zu Depressionen und Suizidgedanken führt." So wird die Gesellschaft radikal aufräumen und sich der nervigen Raucher entledigen können.

     

    Dann sind wir (wer ist das?) die Raucher los. Ich spinne dieses Horrorszenario einen Schritt weiter.

     

    Wer stört denn noch die eine oder andere Gesellschaftform und kann auf ähnliche Weise entfernt werden? -- Nehmen wir als Beispiel die Terroristen. Also werden Tabletten oder eine Tinktur erzeugt, die die Terroristen entweder ebenfalls zum Selbstmord treiben, oder dafür sorgen, dass sie die Einstellungen und Werte der amerikanischen Kultur übernehmen.

     

    Hier hätten wir ein endloses Betätigungsfeld für Politiker und Pharmazeuten...

  • A
    ARE

    ... wenn es der Gemeinschaft dient, d.h. Nutzen und Kosten in einem vernünftigem Verhältnis stehen, warum nicht?

  • G
    Gabi

    In der letzten Zeit habe ich öfter Berichte gesehen, in denen behauptet wurde, dass die einzelnen Krankenkassen krampfhaft um die chronisch Kranken ringen. Diese bringen den Kassen nach der neuen Gesundheitsreform mehr Geld in die Kassen.

    Anscheinend findet man keine chronisch Kranken mehr, da macht man schnell die Raucher zu solchen.

    Sehr einfallsreich!

  • V
    vic

    Rauchen ist keine Krankheit. Man muss nicht jeden am Händchen halten, der gar nicht versuchen will aufzuhören. Jeder kann das.

    Raus mit den Aromastoffen aus den Kippen, lasst sie so schmecken wie Tabak schmeckt.

    Setzt vor allem den Nichtraucherschutz endlich durch, schmeisst die Raucherlobby aus dem Bundestag, macht Tabakprodukte teuer, und die meisten Raucher sind geheilt.

  • SL
    Sonnengebräunter Linksfahrer

    Ich war selber mal Raucher, rund 25 Jahre lang. Diese "Raucher sind krank"-Schwätzer nerven echt. Da gibt's schon Vertreter, die erzählen brav, dass Nikotin ähnlich abhängig mache wie Heroin - das hätten Ärzte rausgefunden. Mann, mann, mann, natürlich ist es nicht leicht, das Rauchen wieder aufzuhören. Ich würde sagen, das Aufhören ist in etwa so schwierig wie das Anfangen, denn es kostet am Anfang einer Rauchkarriere eine Menge Überwindung gegen die diversen schlechten Geschmäcker und Körperwiderstände anzukämpfen. Aber da ist der angehende Raucher ganz anders motiviert, als beim Aufhören. Das ist der ganze Unterschied. Beim Aufhören tut er sich schon nach den ersten fünf Minuten nach dem Entschluss so furchtbar leid, dass er nun nicht mehr rauchen darf, dass der Versuch absehbar schon nach diesen ersten Minuten zum Scheitern verurteilt ist. Aber was red' ich, nächstens werden Raucher krank geschrieben, bis sie ihre Krankheit ordentlich auskuriert haben.

  • R
    Rapha

    Diese ewige Gleichsetzung der Raucher mit DEM Bösen unserer Zeit ödet mich an.

    Sollte nicht jeder die Freiheit haben selbst zuentscheiden? Wer wirklich aufhören will zu rauchen schafft das auch ohne Medikamente und Therapie.

    Leben und leben lassen.

  • A
    anke

    Wieso eigentlich engagiert sich die Bundesärztekammer nicht halb so sehr, wie sie sich für die Erstattung fragwürdiger Raucherentwöhnungskuren einsetzt, für die Erstattung der ständig wachsenden Ausgaben für Brillengläser? Meinem angeborenen Sehfehler ist leider auch mit sehr viel Willenskraft oder einer teuren OP nicht beizukommen. Er wird mich also bis an mein Lebensende begleiten. Wäre er medikamentös heilbar, läge er der Bundesärztekammer womöglich am Herzen. Offenbar ist die mit den großen Pharmakonzernen der weiten Welt doch weit enger befreundet, als mit den kleinen Optikern dieses Landes. Ja, ich weiß: Diese seltsame Wahrnehmung kann in meinem ganz speziellen Fall durchaus täuschen. Nur: Das wäre dann aus meiner Sicht die Schuld der Bundesärzteschaft.

  • A
    Attenberger

    RaucherInnen waren schon immer in der Minderheit, dass sie sich zunehmend verfolgt fühlen liegt daran, dass auch der "Mainstream" ab und zu die Richtung ändert. Somit wird plötzlich Rauchen ein oppositioneller Akt.;-) Zu der aktuellen Diskussion sind zwei Dinge zu sagen. 1. Genuss und Sucht sind zwei Seiten einer Medaille. Ein wichtiges Merkmal der Sucht ist der Kontrollverlust. Wenn dieser Kontrollverlust von den Süchtigen geleugnet wird, sind zwei Kriterien einer psychischen Störung erfüllt: Nämlich die Diagnose F17.2 des ICD-10 (Internationale Klassifikation psychischer Störungen)Abhängigkeitssyndrom durch Tabak.

    2. Die Pharmaindustrie und die Medizin sind daran interessiert diesen wachsenden Markt von kranken (Genuss)Süchtigen weder den Selbstheilungskräften der Individuen noch den anerkannt wirksamen Methoden der Psychotherapie zu überlassen.

    Als Ex-Raucher mit rückfallhintergrund sage ich, es geht nicht darum RaucherInnen zu verteufeln aber es geht auch nicht darum Sucht und ihre krankmachenden Folgen zu verharmlosen.

    Wem nutzt es? ist die relevante Frage.

  • AF
    Anton Frei

    Wie weit sind taz-Leser und mit ihnen die taz gesunken, Genussmittel so in den Dreck zu ziehen? Ihr wart angetreten, Haschisch zu legalisieren. Einzelne waren frei zu tun, was ihnen beliebt. Dafür stand die taz, dafür standen die Grünen. Bitte bedenkt, dass Volksgesundheit kein Argument sein darf gegen die Freiheit Einzelner. Mir ist rätselhaft, wie eine solche Verbotsgeilheit entstehen konnte.

  • EU
    eine ueberzeugte Nichtraucherin

    Was sollen die Krankenkassen denn noch alles decken? Und warum sollen die, die aus verschiedensten Gruenden nicht (mehr) rauchen, Behandlungen fuer Raucher zahlen? Wenn alle Nebenkosten des Rauchens, v.a. die medizinischen (Spaet)Folgen, allein von Rauchern getragen wuerden, gaebe es a) viel weniger Raucher und b) waeren die Krankenkassen entlastet und die nichtrauchenden Einzahler koennten besser versorgt werden. Es ist unzumutbar, dass gesundheitsbewusste Einzahler die Folgen von Suchtverhalten zahlen sollen! Und wer es sich heute noch leisten kann, zu rauchen, der kann wohl auch eine Entwoehnungstherapie bezahlen.

  • H
    helga

    Offensichtlich geht es wieder um ein neues Geschäft. So treibt das Gesundheitsunwesen sich neue Patienten zu.

    Warum werden diese "Experten" nicht selbst als als Süchtige entlarvt?

    http://www.flegel-g.de/wirklich-passiert.html

  • TF
    Thomas Fahrendorf

    Jährlich über 100000 (Einhunderttausend!) Tote durch Tabakkonsum und daraus resultierende Krankheiten sind ein überdeutliches Signal.

    Rauchen muss nicht nur gesellschaftlich abgewertet werden, sondern auch als Sucht und damit Krankheit anerkannt werden. Gehirnphysiologisch ist es eine Sucht, d.h. Krankheit, da ist die Beweislage eindeutig! Daher ist die Diskussion scheinheilig,es hängt eben sehr viel Geld am Tabak, auf das die Politik ungern verzichten will...

  • W
    wespe

    Eine "geniale" Idee der Pharmaindustrie!? "Ein Wundermittel, das zu Depressionen und Suizidgedanken führt." So wird die Gesellschaft radikal aufräumen und sich der nervigen Raucher entledigen können.

     

    Dann sind wir (wer ist das?) die Raucher los. Ich spinne dieses Horrorszenario einen Schritt weiter.

     

    Wer stört denn noch die eine oder andere Gesellschaftform und kann auf ähnliche Weise entfernt werden? -- Nehmen wir als Beispiel die Terroristen. Also werden Tabletten oder eine Tinktur erzeugt, die die Terroristen entweder ebenfalls zum Selbstmord treiben, oder dafür sorgen, dass sie die Einstellungen und Werte der amerikanischen Kultur übernehmen.

     

    Hier hätten wir ein endloses Betätigungsfeld für Politiker und Pharmazeuten...

  • A
    ARE

    ... wenn es der Gemeinschaft dient, d.h. Nutzen und Kosten in einem vernünftigem Verhältnis stehen, warum nicht?

  • G
    Gabi

    In der letzten Zeit habe ich öfter Berichte gesehen, in denen behauptet wurde, dass die einzelnen Krankenkassen krampfhaft um die chronisch Kranken ringen. Diese bringen den Kassen nach der neuen Gesundheitsreform mehr Geld in die Kassen.

    Anscheinend findet man keine chronisch Kranken mehr, da macht man schnell die Raucher zu solchen.

    Sehr einfallsreich!

  • V
    vic

    Rauchen ist keine Krankheit. Man muss nicht jeden am Händchen halten, der gar nicht versuchen will aufzuhören. Jeder kann das.

    Raus mit den Aromastoffen aus den Kippen, lasst sie so schmecken wie Tabak schmeckt.

    Setzt vor allem den Nichtraucherschutz endlich durch, schmeisst die Raucherlobby aus dem Bundestag, macht Tabakprodukte teuer, und die meisten Raucher sind geheilt.

  • SL
    Sonnengebräunter Linksfahrer

    Ich war selber mal Raucher, rund 25 Jahre lang. Diese "Raucher sind krank"-Schwätzer nerven echt. Da gibt's schon Vertreter, die erzählen brav, dass Nikotin ähnlich abhängig mache wie Heroin - das hätten Ärzte rausgefunden. Mann, mann, mann, natürlich ist es nicht leicht, das Rauchen wieder aufzuhören. Ich würde sagen, das Aufhören ist in etwa so schwierig wie das Anfangen, denn es kostet am Anfang einer Rauchkarriere eine Menge Überwindung gegen die diversen schlechten Geschmäcker und Körperwiderstände anzukämpfen. Aber da ist der angehende Raucher ganz anders motiviert, als beim Aufhören. Das ist der ganze Unterschied. Beim Aufhören tut er sich schon nach den ersten fünf Minuten nach dem Entschluss so furchtbar leid, dass er nun nicht mehr rauchen darf, dass der Versuch absehbar schon nach diesen ersten Minuten zum Scheitern verurteilt ist. Aber was red' ich, nächstens werden Raucher krank geschrieben, bis sie ihre Krankheit ordentlich auskuriert haben.