Neues Konzeptverfahren für das ICC: Der allerletzte Rettungsversuch

Der Senat will das Messezentrum ICC loswerden. Ob ein Investor anbeißt und die Problem-Immobilie saniert ist aber äußerst ungewiss.

Und ewig droht der Abriss: Sanierungsfall Internationales Congress Centrum Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Paul Zinken

Es gibt politische Vorschläge, bei denen wundert man sich, warum sie so lange auf sich warten ließen. Ein „Konzeptverfahren“ für das Internationale Congress Centrum ICC ist so ein Vorschlag. Am Dienstag hat der rot-grün-rote Senat auf Vorschlag von Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) beschlossen, auf Investorensuche gehen zu wollen. Was haben denn die Vorgängerinnen und Vorgänger im Amt gemacht? Haben sie keine Käufer gesucht?

Doch, haben sie, betonte Schwarz auf der anschließenden Pressekonferenz. Nur hätten sie das Pferd falsch aufgezäumt. Statt selbst mit der Sanierung in Vorleistung zu gehen und dann einen Käufer zu suchen, will Schwarz nun einen Nutzer finden, der auch die Sanierung stemmt. Schwarz selbst spricht von 200 Millionen Euro. Es gibt aber auch Schätzungen, dass die Sanierung des seit 2014 leerstehenden Congress Centrums bis zu einer Milliarde Euro kosten könnte.

Klingt auf den ersten Blick wenig realistisch. Doch Schwarz und die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey setzen auf einen Effekt, der zuletzt im September bei der Metropolenkonferenz „Q Berlin“ aufgetreten ist. Die fand im ICC statt und hat das futuristische Gebäude etwas aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Schwarz bemühte am Dienstag deshalb auch das Bild des „schlafenden Riesen“.

Vor allem Akteure aus Kunst und Kultur will der Senat mit dem Verfahren ansprechen. Giffey wünscht sich ein „modernes Centre Pompidou“ für Berlin.

Es kann dauern

Doch das ist womöglich nichts anderes als das übliche Geklingel. Jeder Verkäufer redet seine Immobilie schön. Eine Problemimmobilie wird da schnell zum Märchenschloss. Dass es zäh werden kann, hat der Senat schon eingepreist. Eine Vergabe ist nicht vor 2026 geplant.

Und wenn sich keiner findet? Die Pläne für Abriss und Neubau waren schon mal in der Schublade. Dort hat man sie gelassen, als 2015 beschlossen wurde, einen Rettungsversuch zu starten. Nun gibt es wohl den allerletzten Rettungsversuch. Sollte er scheitern, könnte auch der Denkmalschutz genötigt sein, zähneknirschend dem Abriss zuzustimmen.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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