Neues Hochgefühl beim FC Bayern: Der magische linke Flügel
Der FC Bayern hat seit Wochen kein Spiel mehr verloren. Was zu Beginn der Saison keiner sagen wollte, wird nun offen ausgesprochen: Ein Sieg in der Champions League ist möglich.
"Das war eine Blamage, das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft, Altherrenfußball." 0:3 hatten die Bayern gerade ihr Champions-League-Spiel bei Olympique Lyon verloren, und Franz Beckenbauer war beim anschließenden Bankett nicht mehr zu bremsen: "Da schaust du aus wie ein Lehrbub, und zum Schluss kannst noch froh sein und sagen: Vielen Dank, dass wir nur 0:3 verloren haben."
Dieser Tage erinnert man sich in München gern an diese Rede aus dem Jahr 2001 - aus mehreren Gründen. Am Mittwoch (20.45 Uhr/Sat.1) treten die Bayern mal wieder zu einem Champions-League-Spiel in Lyon an. Beckenbauers Wutausbruch ging als Weckruf für den Rest der Saison in die Bayerngeschichte ein. Ein paar Wochen später gewannen die Münchner die Champions League.
Und genau daran muss Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zurzeit denken. "Was sich im Moment entwickelt, erinnert mich ein bisschen an 2001", erzählte er der Münchner tz. "Damals hatten wir auch nicht die beste Mannschaft, aber eine, die sich entwickelt hat. Die Mannschaft war topfit, eine unglaublich gute Gemeinschaft - genau das ist im Moment auch der Fall."
Bisher waren die Verantwortlichen des FC Bayern darauf bedacht, den neuen Trainer Jürgen Klinsmann nicht mit Ansprüchen zu überfrachten. Meisterschaft und Pokal sollen natürlich schon her, Ehrensache. Beim Thema Champions League aber blieben sie im Vagen. Doch es hat sich bei den Bayern ein neues Hochgefühl breitgemacht. Seit dem 27. September (0:1 in Hannover) haben sie kein Spiel mehr verloren. In der Bundesliga sind sie punktgleich mit dem Ersten, die Vorrundengruppe in der Champions League flutschte bisher wie von selbst. Nun wollen sie den Gruppensieg. Der würde für das Achtelfinale, das am 19. Dezember ausgelost wird, "einen großen Vorteil bedeuten: zuerst ein Auswärtsspiel gegen einen Gruppenzweiten", so Rummenigge.
Dafür müssen die Bayern in Lyon gewinnen oder ein Unentschieden mit mindestens einem Tor erreichen. Zwei Stammspieler werden allerdings fehlen. Lucio (krank) und Zé Roberto (verletzt) reisten ebenso wenig nach Lyon wie die Reservisten Lukas Podolski und Christian Lell. Doch auch der Gegner hat Personalprobleme: Abwehrspieler Cris und Freistoßkünstler Juninho fehlen gelb gesperrt.
Karl-Heinz Rummenigge steht nicht allein mit seinen neuen Großmachtträumen. Franz Beckenbauer hat zuletzt kundgetan, dass sie den Klinsmann-Bayern schon in dieser Saison den ganz großen Wurf zutrauen. "Die Mannschaft ist stark genug, um die Champions League zu gewinnen", sagte er. "Wer hat denn so ein magisches Dreieck wie Lahm, Zé Roberto und Ribéry auf der linken Seite?"
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