Neues Gesetz zu Upskirting und Gaffen: Foto-Spannern den Garaus gemacht
Wer ungefragt Frauen untenrum fotografiert oder nach Verkehrsunfällen Opfer ablichtet, muss künftig mit einer Strafe rechnen.
Wer Frauen und Mädchen heimlich unter dem Rock fotografiert oder an Unfallorten herumlungert und dort Fotos von Opfer oder gar Toten macht und diese auch noch verbreitet, muss künftig mit einer Geldstrafe und sogar zwei Jahren Haft rechnen. So sieht es ein Gesetzentwurf vor, den das Kabinett in Berlin am Mittwoch beschlossen hat.
Sinn des Gesetzes ist der Schutz der Intimsphäre von Menschen im weitesten Sinne. Die werde verletzt, wenn Genitalien und Hintern ungefragt unter dem Rock fotografiert werden. Das sogenannte Upskirting sei „demütigend und verletzend“, sagte Justizministerin Christine Lambrecht, aus deren Haus der Vorstoß stammt. Sie sagt: „Es trifft Frauen sehr, wenn sie zu Objekten gemacht werden.“
Ebenso will die SPD-Politikerin Angehörigen von schwer verletzten oder gar toten Unfallopfern „zusätzliches Leid“ ersparen. „Für Menschen, die in einem solchen Moment nichts anderes im Sinn haben, als Fotos zu schießen, fehlt mir jedes Verständnis“, sagte Lambrecht.
Bislang wird in Deutschland Upskirting als Ordnungswidrigkeit behandelt. Erst wenn der Täter sein Opfer körperlich berührt oder verbal beleidigt, kann das als Straftat geahndet werden. In Großbritannien gilt seit diesem Jahr bereits ein Upskirting-Verbot, nachdem eine junge Frau mehr als ein Jahr lang versucht hatte, juristisch gegen den Täter vorzugehen.
Learning by punishing, Lernen durch Bestrafen
Der Gesetzesinitiative in Deutschland ging eine Online-Petition zweier junger Frauen voraus, die 100.000 Unterstützer*innen unterschrieben haben. Die beiden Frauen – Hanna Seidel und Ida Marie Sassenberg – beklagen, dass die Fotos häufig auf Pornoseiten landeten.
Das Unter-den-Rock-Gucken ist keine Erfindung der Neuzeit. Schnelle Fotos und ihre rasante Verbreitung werden durch Handys und soziale Netzwerke erleichtert. Früher auf dem Schulhof haben sich die Jungs kleine Spiegel auf die Schuhspitze gelegt und ihren Fuß zwischen die Beine von Mädchen geschoben, um deren Unterhose zu sehen. Das fanden Mädchen damals schon nicht lustig. Manche haben sich als Schutz Turnhosen oder bunte Höschen über die Unterhose gezogen.
Frauen unter dem Rock zu filmen, sei „keine Lappalie“, sagte Stephan Thomae, Vizefraktionschef der FDP im Bundestag. Jetzt sei eine „Lücke im Strafrecht geschlossen“, meinte der CDU-Politiker Christian Calderone mit Blick auf das Fotoverbot an Tatorten. Es sei „höchst anstößig und widerwärtig, wenn Schaulustige aus reiner Sensationsgier Bildaufnahmen von verstorbenen Unfallopfern“ anfertigen und öffentlich verbreiten, so Calderone, der Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag ist.
Learning by punishing, Lernen durch Bestrafen: Wer nicht von selbst darauf kommt, dass weder Frauen heimlich unter dem Rock noch Unfallopfer oder gar Tote begafft und fotografiert werden sollten, muss eben dafür bezahlen – mit Geld oder Haft.
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