Neues Format im US-Basketball: Vorgezogenes Spektakel
Erstmals gibt es in der NBA vor den Playoffs K.o.-Spiele. Ausgerechnet der amtierende Meister, die Los Angeles Lakers, ist besonders gefordert.
E in „gewaltiger Fehler“, meint Mark Cuban. „Eine Scheiße“, sagt LeBron James, für die „jemand gefeuert werden sollte“. Und Luka Dončić grübelt: „Ich sehe nicht, wo der Sinn sein soll.“ Einer der einflussreichsten Klubbesitzer im US-Sport, dazu das regierende und das zukünftige Gesicht der NBA – aber mit seiner Meinung steht das prominente Trio weitgehend allein da. Denn ansonsten ist man sich ziemlich einig: Das Play-in-Turnier ist eine geile Sache.
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die beste Basketball-Liga der Welt vor den Beginn der Playoffs noch zusätzliche K.-o.-Spiele gestellt. Direkt qualifiziert für die Meisterrunde sind statt der üblichen acht in dieser Spielzeit nur jeweils sechs Mannschaften aus jeder Hälfte der in Ost und West aufgeteilten NBA. Die restlichen vier Plätze werden unter acht Teams ausgespielt. Die besser platzierten Mannschaften haben zwei Chancen, um sich mit einem Sieg ihren Playoff-Platz zu sichern, die schlechteren müssen zwei Spiele gewinnen.
Warum das Ganze? Natürlich des lieben Geldes wegen. Um zumindest einige der Einnahmeausfälle in der wegen der Covid-19-Pandemie verkürzten Saison auszugleichen, hatten die Team-Eigner das Play-in-Turnier eingeführt – und hoffen nun auf Zuschauer vor den Fernsehern und auch in den Stadien, deren Ränge je nach Bundesstaat mit bis zu 70 Prozent der Gesamtkapazität besetzt werden dürfen. In Texas, wo immerhin 47 Prozent in die Arena dürfen, bereute Mark Cuban zwar zwischenzeitlich die von ihm mitgetragene Entscheidung, aber seit feststeht, dass seine Dallas Mavericks sich direkt für die Playoffs qualifiziert haben, hat man von ihm und dem Mavs-Aushängeschild Dončić keine weiteren Klagen gehört.
Doch bevor Dallas in der ersten Runde der Playoffs, die am Samstag beginnen, auf die Los Angeles Clippers trifft, freuen sich alle Basketball-Fans auf sechs dramatische Vorspiele, von denen die ersten beiden schon in der vergangenen Nacht stattgefunden haben. Der Höhepunkt des Play-in dürfte allerdings am heutigen Mittwoch steigen: Denn LeBron James’ Befürchtungen haben sich bewahrheitet, dass er mit seinen verletzungsgeplagten Los Angeles Lakers durchs Play-in-Turnier muss – und trotzdem ist bislang niemand entlassen worden.
Curry in überragender Form
Der amtierende Champion trifft nun auch noch ausgerechnet auf die Golden State Warriors, das dominierende Team der späten nuller Jahre. Die hat zwar aktuell keiner mehr auf der Rechnung, wenn es um den Titel geht, dazu ist das Team ohne den nach Brooklyn abgewanderten Kevin Durant und den langzeitverletzten Klay Thompson zu unausgeglichen besetzt.
Aber Warriors-Star Stephen Curry spielt so gut wie lange nicht. Am Sonntag sicherte sich der wohl beste Distanzschütze aller Zeiten den Titel als erfolgreichster Punktesammler der Saison. Im Schnitt 32 Punkte pro Spiel erzielte der 33-jährige Curry, mehr als sagenhafte 42 Prozent seiner Dreier landeten im Netz – und die Experten sind sich einig: In einer regulären Best-of-7-Serie hätte das Team aus San Francisco keine Chance gegen die Lakers mit LeBron und Anthony Davis. Aber wenn Curry einen jener Auftritte hinlegt, in denen er aus allen Lagen und Entfernungen trifft, dann scheint alles möglich in einem einzigen Spiel – auch eine böse Überraschung für den Titelverteidiger aus Los Angeles. Die sind sich dieses Risikos durchaus bewusst, LeBron James hat Curry schon zum MVP, zum wertvollsten Spieler, der abgelaufenen Saison gekürt: „Würde man Steph aus diesem Team rausnehmen, was würde da übrig bleiben?“
Spektakel und herausragende Einschaltquoten sind also garantiert heute Nacht. Und dass Dennis Schröder mit von der Partie ist. Die Lakers brauchen ihren deutschen Aufbauspieler, der rechtzeitig zum Play-in-Turnier aus der Coronaquarantäne zurückkehrt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich