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Neues Album von JungleOhrwurm-Spezialisten

Das Neofunk-Kollektiv Jungle versucht sich auf dem Album „For Ever“ an der Melancholie. Eingeflossen ist jede Menge privates Drama.

Keine Scheu vor viel Gefühl: die Band Jungle Foto: imago/RichardGrey/EMPICS

2013 ging ein Video um die Welt: Darin war das kleine B-Girl Terra zu sehen, das zeigte, welche Moves es zu hypnotischen Danceklängen als Breakdancerin draufhatte. So inszenierte das junge britische Duo Jungle, dessen Mitglieder sich damals lediglich nach den Initialen ihrer Vornamen J und T nannten, den Clip zum Song „Platoon“ – der Grundstein für einen Internethype.

Die beiden Londoner Tom McFarland und Josh Lloyd-Watson entzückten sehr viele Indiefans mit ihrem eigenwillig-euphorischen Neo-Soul, der mal Richtung Funk, mal Richtung Disco strebte. Ihr Mix kommt bei Fans und Kritik gleichermaßen an. Für ihr Debütalbum „Jungle“, von dem mehr als eine halbe Million Exemplare verkauft wurden, heimsten die Briten eine Nominierung für den Mercury Prize ein. Eine Einladung zum Glastonbury Festival war die logische Folge.

Da sich Lloyd-Watson, 28, und McFarland, 29, mit dem Gedanken schwertaten, bloß an Computern auf der Bühne zu schrauben, stockten die beiden Jungle für Konzerte zum siebenköpfigen Bandkollektiv auf. „Tom und ich sind nach wie vor das Herzstück“, stellt Lloyd-Watson klar. „Es ist schwer genug, unsere beider Emotionen in Musik zu kanalisieren. Ich wüsste nicht, wie wir die Gefühlswelten von sieben Menschen unter einen Hut bringen sollten.“

Schließlich lieferte allein sein Privatleben jede Menge Drama, das in das kürzlich erschienene Album „For Ever“ eingeflossen ist. Beim Interview erzählt Lloyd-Watson davon, wie er sich in eine Frau verliebte und zu ihr nach Los Angeles zog. Die Beziehung zerbrach. Von Heimweh geplagt, kehrte er reumütig nach London zurück, wo sein Kumpel Tom ebenfalls eine Trennung durchgemacht hatte. In den „Jungle“-Stücken träumen sich die Musiker ins Ausland; einer ihrer Sehnsuchtsorte ist trotz allem Kalifornien. Die Texte erzählen Schwänke aus dem Leben. „Diesmal sind die Gefühle glaubwürdig“, sagt Lloyd-Watson.

Stillstand war nie ihr Ding

Zeilen wie: „Ask me to stay, but you won’t say it like that“, klingen allerdings nicht besonders tiefsinnig. Dafür etabliert sich in der Musik eine gewisse Melancholie. Andererseits stellen Songs wie „Heavy, California“ und „Smile“ unter Beweis, dass Jungle locker-leichte Ohrwürmer immer noch am besten beherrschen. Sie nehmen ihre Hörer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mit und liefern mit „(More and More) It Ain’t Easy“ einen sehr bewegenden Popsong. Er ist einem engen Freund gewidmet, der ermordet wurde. „Sein Tod“, grübelt McFarland, „hat uns dazu gebracht, sehr intensiv über uns selbst nachzudenken. Wir haben uns gefragt, wer wir eigentlich sind oder warum wir bestimmte Dinge tun.“

So entwickelten sich die zwei Schulfreunde von der ­Latymer Upper School in Hammersmith weiter – nicht nur musikalisch. Stillstand war eh nie ihr Ding, künstlerisch haben sie sich bereits in den unterschiedlichsten Genres ausprobiert.

Bevor sie 2013 Jungle gründeten, waren sie Mitglieder der Indierockband Born Blonde. Lloyd-Watson spielte Bass, McFarland Keyboard. „Damals waren wir zu sehr auf den kommerziellen Erfolg aus“, gesteht McFarland. „Das konnte auf Dauer nicht funktionieren.“ Heute interessieren ihn Chartpositionen nicht mehr: „Ich bin einfach glücklich, dass wir weiterhin Alben veröffentlichen können, die voll und ganz unseren Vorstellungen entsprechen.“

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