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Neues Album von Indieband Sorry3000Pingpong im Kopf

Die Indieband Sorry3000 stellt sich auf ihrem zweiten Album „Grüße von der Überholspur“ der Mühsal im Alltag. Aus der Musik dringt punkige Energie.

Fünf ist Trümpf: Sorry3000 aus Halle Foto: Sophia Küstenmacher

Vier Jahre ist es her, dass die Band Sorry3000 mit ihrem Debütalbum „Warum Overthinking dich zerstört“ auf der Indierock-Bildfläche erschien. „Real Pop“ nannte die Hallenser Band damals ihre Musik, was für sie meint: Songtexte mitten aus dem Alltag, möglichst direkt und inszeniert, mit dem Verzicht auf Überfrachtung. So entstanden Kleinode zum Thema Fitness („Fitness“), den Einsatz von Nasenspray („Nasenspray“) und unkeusche Gedanken („Dirty Talk“).

Flankiert wurden die Texte von punkigen Drumbeats, eingängigen, gelegentlich an der Grenze zum Nervtötenden entlang mäandernden Synthie-Hooklines und wilde Sprechgesang-Duette zwischen Sängerin Stefanie Heartmann und Sänger Frank Leiden, gerne abgehackt vorgetragen, im Stil der „Früh-Achtziger-NdW“.

In der Zeit seit dem Debüt ist vieles anders geworden. Das beweist das kürzlich veröffentlichte zweite Album „Grüße von der Überholspur“. Die Bandmitglieder von Sorry3000 sind mittlerweile Anfang 30, plagen sich mit Jobs und versuchen dabei, ihre Work-Life-Balance musikalisch auszutarieren.

Endlich Entspannung

Das zumindest legen ihre neuen Songtexte nahe, die nun andere Themen behandeln als beim scheinbar unschuldigen Debüt. „Ich muss mich noch anstrengen“ heißt etwa ein markanter Song: „Nur noch 5 Prozent und dann kann ich mich endlich entspannen“, singt Sänger Leiden da, wohlwissend, dass Entspannung vor Beginn der Rente nicht eintreten wird.

Sorry3000

Sorry3000: „Grüße von der Überholspur“ (Audiolith/Brokensilence)

Live: 26. Juli 2024 im „about_blank“ Berlin, weitere Konzerte im Herbst

So spielt der Sorry3000-Sänger zwischen den Slacker-Idealen der Vergangenheit und der bürgerlich-leistungsorientierten Gegenwart Pingpong im Kopf und betreibt damit das, was die Band doch früher noch tunlichst vermeiden wollte: Überfrachtung.

Mit der Singleauskoppelung „Hinterm Kreisel“ liefern Sorry3000 gleich selbst die Antithese zu „Ich muss mich noch anstrengen“. Da heißt es, „Ich finde es schön, dass ihr euch damit wohlfühlt / Aber ihr wisst schon, dass das gar nicht geht / Wie ihr lebt“, singt Sängerin Heartmann darin über das spießige Vorstadtleben der Elterngeneration. Dabei ahnt sie vermutlich bereits, dass genau das auch ihr in zehn Jahren blühen könnte.

Subtiler Humor

Der Humor der Band ist dabei zumeist subtil – etwa, wenn es etwas später im gleichen Song heißt: „Ihr wünscht euch nur Gesundheit, damit füllt ihr eure Freizeit / Als gäbe es nichts anderes, dabei gibt es so viel anderes / Mir würde da echt viel einfallen.“ Aber was? Beispiele bleibt die Band dabei schuldig, und diese Leerstelle entblößt, dass den im Song zu Wort kommenden Großstädtern letztlich ebenso ein fundierter Überbau für ihr Leben fehlt wie den kritisierten Vorstädtern.

Im Vergleich zum Debüt sind die Songs des Quintetts bei „Grüße von der Überholspur“ deutlich prägnanter produziert und komplexer arrangiert. Sperrig gestaltete Songs wie der Auftakt „Entschuldigung“ sind nun auf ein Minimum reduziert. Stattdessen dominieren gefällige Popsongs wie „Nur im Spiel“, „Küste am Atlantik“, und eben „Hinterm Kreisel“. Wer will, kann die neue Komplexität im Bandsound von Sorry3000 als symbolischen Ausdruck der in den Songs verhandelten Leistungsbereitschaft deuten.

Doch in diesem Fall wäre das positiv: Denn da, wo die Eingängigkeit des Debütalbums gelegentlich in Penetranz zu kippen drohte, kommen die neuen Songs auf „Grüße von der Überholspur“ nun sowohl lyrisch als auch klangtechnisch cleverer und subtiler daher – was ihre Halbwertszeit deutlich erhöhen dürfte.

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