Neuer sächsischer Landesbischof: Die Spaltung aufhalten
Tobias Bilz beerbt Carsten Rentzing, der wegen seiner rechten Verbindungen gehen musste. Bilz gilt als Versöhner zwischen den Kirchenflügeln.
Das wird auch nötig sein. Denn so geschwisterlich und umrahmt von Liedern und Posaunenchören die Synode der Evangelischen Landeskirche Sachsen auch ablief, spiegelt sie doch auch nur die divergierenden Strömungen in der Gesellschaft wider. Der 55-jährige Tobias Bilz beerbt nun jenen Carsten Rentzing, gegen den er bei der Bischofswahl 2015 nur knapp unterlegen war.
Rentzing resignierte im vorigen Herbst, nachdem seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Burschenschaft und vor allem seine gegen die Demokratie und eine plurale Gesellschaft gerichteten studentischen Schriften in einer rechten Zeitschrift bekannt wurden.
Rentzing hatte Anhänger vor allem im Erzgebirge und im Vogtland, zugleich Schwerpunkte evangelikaler Strömungen in Sachsen. Die wollten sogar einen eigenen Kandidaten aufstellen, erhielten aber von ihrem westdeutschen Favoriten eine Absage. Der neue Bischof sieht in den Evangelikalen auch „eine tragende Säule der sächsischen Landeskirche“.
Von dieser Kirche hat er im Geiste des Neuen Testaments ein plurales, universelles Bild. Aus der Botschaft Jesu folgt für ihn auch deren Anwendung auf die Gesellschaft, in der Christen leben. „Kirche ist fromm und politisch“, ließ er sich bei einem Kandidatengespräch vernehmen. Was jedoch nicht bedeute, dass sie Regierungsarbeit übernehmen solle.
Drohende Spaltung abwenden
Eine Richtungsentscheidung bedeutet die Wahl von Tobias Bilz keineswegs. Alle drei Kandidaten waren geeignet, eine nach der Causa Rentzing drohende Spaltung der Landeskirche in einen ultrakonservativen und einen aufgeklärten Flügel abzuwenden. Alle drei distanzierten sich von Extremismen. Für Bilz passen Nationalismus und christlicher Glaube nicht zusammen. WählerInnen forderte er auf zu überlegen, wohin unsere Gesellschaft steuere, wenn bestimmte Parteien zum Zuge kämen.
Die geforderte Moderatorenrolle trauten ihm Freunde und die Mehrheit der Synodalen am ehesten zu. So wirkt der ambitionierte Wanderer und Jogger auch, wenn er im typischen leichten Pastorensächsisch vor der Synode von wachsendem Vertrauen spricht. Wie soll der Pfarrerssohn aus dem Raum Wurzen auch sonst sprechen?
Drei erwachsene Kinder haben Bilz und seine Frau, Enkel waren in der Dreikönigskirche zugegen. Man kann sich bei dem ausgesprochen verbindlich wirkenden Mann, der sein kahles Haupt gern mit einem breitkrempigen Hut bedeckt, auch gut vorstellen, dass er elf Jahre lang Landesjugendpfarrer in Sachsen war. Die evangelische Jugend signalisierte sofort Unterstützung für die Gestaltung seiner Amtseinführung am 25. April.
Neben dem inneren Zusammenhalt der Landeskirche warten schier unlösbare Aufgaben auf den neuen Bischof. Gemeindestrukturen sind kaum zu halten, es fehlt an Pfarrern und an Geld.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!