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Neuer sächsischer LandesbischofDie Spaltung aufhalten

Tobias Bilz beerbt Carsten Rentzing, der wegen seiner rechten Verbindungen gehen musste. Bilz gilt als Versöhner zwischen den Kirchenflügeln.

Tobias Bilz, der neue Landesbischof der evangelischen Landeskirche Sachsen Foto: Ronald Bonss/dpa

Dresden taz | „Man ist bewegt und ein bisschen verlegen“, mit diesen Worten trat am Sonnabend der neue sächsische Landesbischof der evangelischen Kirche, Tobias Bilz, vor die 79 Synodalen, die ihn soeben gewählt hatten. Schon im dritten Wahlgang, in dem keine Zweidrittelmehrheit mehr nötig war, und ungewohnt deutlich setzte sich der Oberlandeskirchenrat gegen seine MitbewerberInnen Ulrike Weyer und Andreas Beuchel durch. Die 48 Stimmen für ihn wertete Bilz in der Dresdner Dreikönigskirche als „Zeichen, dass wir zusammenstehen werden“.

Das wird auch nötig sein. Denn so geschwisterlich und umrahmt von Liedern und Posaunenchören die Synode der Evangelischen Landeskirche Sachsen auch ablief, spiegelt sie doch auch nur die divergierenden Strömungen in der Gesellschaft wider. Der 55-jährige Tobias Bilz beerbt nun jenen Carsten Rentzing, gegen den er bei der Bischofswahl 2015 nur knapp unterlegen war.

Rentzing resignierte im vorigen Herbst, nachdem seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Burschenschaft und vor allem seine gegen die Demokratie und eine plurale Gesellschaft gerichteten studentischen Schriften in einer rechten Zeitschrift bekannt wurden.

Rentzing hatte Anhänger vor allem im Erzgebirge und im Vogtland, zugleich Schwerpunkte evangelikaler Strömungen in Sachsen. Die wollten sogar einen eigenen Kandidaten aufstellen, erhielten aber von ihrem westdeutschen Favoriten eine Absage. Der neue Bischof sieht in den Evangelikalen auch „eine tragende Säule der sächsischen Landeskirche“.

Von dieser Kirche hat er im Geiste des Neuen Testaments ein plurales, universelles Bild. Aus der Botschaft Jesu folgt für ihn auch deren Anwendung auf die Gesellschaft, in der Christen leben. „Kirche ist fromm und politisch“, ließ er sich bei einem Kandidatengespräch vernehmen. Was jedoch nicht bedeute, dass sie Regierungsarbeit übernehmen solle.

Drohende Spaltung abwenden

Eine Richtungsentscheidung bedeutet die Wahl von Tobias Bilz keineswegs. Alle drei Kandidaten waren geeignet, eine nach der Causa Rentzing drohende Spaltung der Landeskirche in einen ultrakonservativen und einen aufgeklärten Flügel abzuwenden. Alle drei distanzierten sich von Extremismen. Für Bilz passen Nationalismus und christlicher Glaube nicht zusammen. WählerInnen forderte er auf zu überlegen, wohin unsere Gesellschaft steuere, wenn bestimmte Parteien zum Zuge kämen.

Die geforderte Moderatorenrolle trauten ihm Freunde und die Mehrheit der Synodalen am ehesten zu. So wirkt der ambitionierte Wanderer und Jogger auch, wenn er im typischen leichten Pastorensächsisch vor der Synode von wachsendem Vertrauen spricht. Wie soll der Pfarrerssohn aus dem Raum Wurzen auch sonst sprechen?

Drei erwachsene Kinder haben Bilz und seine Frau, Enkel waren in der Dreikönigskirche zugegen. Man kann sich bei dem ausgesprochen verbindlich wirkenden Mann, der sein kahles Haupt gern mit einem breitkrempigen Hut bedeckt, auch gut vorstellen, dass er elf Jahre lang Landesjugendpfarrer in Sachsen war. Die evangelische Jugend signalisierte sofort Unterstützung für die Gestaltung seiner Amtseinführung am 25. April.

Neben dem inneren Zusammenhalt der Landeskirche warten schier unlösbare Aufgaben auf den neuen Bischof. Gemeindestrukturen sind kaum zu halten, es fehlt an Pfarrern und an Geld.

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