Neuer Premierminister Kanadas vereidigt: „Because it‘s 2015“

Justin Trudeau präsentiert ein Kabinett mit 50 Prozent Frauenanteil. Er verspricht Transparenz, ein Ende des Sparkurses und die Aufnahme syrischer Flüchtlinge.

Das Kabinett des kanadischen Premierminister Justin Trudeau

Wie auf einem Filmplakat von Wes Anderson: Das Kabinett des Justin Trudeau, divers in vielerlei Hinsicht. Foto: reuters

TORONTO ap | Der Regierungswechsel in Kanada ist vollzogen: Zwei Wochen nach dem Wahlsieg seiner Liberalen Partei hat der neue Premierminister Justin Trudeau am Mittwoch den Amtseid abgelegt. Der 43-Jährige tritt damit in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters Pierre Trudeau, der Kanada mit einer kurzen Unterbrechung von 1968 bis 1984 regierte und bis heute als eine der prägenden politischen Gestalten des Landes gilt.

Trudeau ist ein früherer Lehrer, der seit 2008 im Parlament in Ottawa saß. Er ist der zweitjüngste Premierminister der kanadischen Geschichte. Auch viele seiner Minister sind erst im Alter zwischen 35 und 50 Jahren. Frauen machen die Hälfte aller Kabinettsmitglieder aus. Auf die Frage, warum dies wichtig sei, sagte Trudeau: „Weil es 2015 ist.“

„Ich denke an meinen Vater und wie zufrieden er sein muss, dass Kanada so fest zusammengekommen ist rund um die ambitionierte Vision für das Land, das wir präsentieren“, sagte Trudeau. Seine Gedanken am Vereidigungstag seien jedoch vor allem bei seinen eigenen Kindern und dem Nachwuchs in ganz Kanada. „Wir werden sehr hart arbeiten, um sicherzustellen, dass wir eine bessere Zukunft haben.“

Der neue Einwanderungsminister John McCallum wiederholte nach einem ersten Kabinettstreffen am Mittwoch das Wahlversprechen der Liberalen Partei, bis Ende des Jahres 25.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Kritik an der Flüchtlingspolitik von Vorgänger Stephen Harper war in Kanada erst aufgetaucht, nachdem das Foto des dreijährigen syrischen Jungen Aylan, der tot an einem türkischen Strand angespült worden war, um die Welt gegangen war. Fortan war der Umgang mit syrischen Flüchtlingen zu einem Schlüsselthema des Wahlkampfes geworden. Aylan hatte Verwandte in Kanada.

Trudeau junior hatte bei der Parlamentswahl im Oktober die Konservativen unter dem bisherigen Regierungschef Harper klar geschlagen. Zu seinen Wahlversprechen zählte die Beendigung von Harpers striktem Sparkurs. Stattdessen will die künftige Regierung Milliardensummen in die Infrastruktur investieren und dafür in den kommenden drei Jahren ein Haushaltsdefizit in Kauf nehmen. Harper hatte zehn Jahre lang regiert.

Von dessen Regierungsstil wolle er nun abweichen, sagte Trudeau. Er versprach einen weniger kontrollierenden Stil durch eine „Regierung des Kabinetts“. Dieses werde offen und transparent sein. Die Regierungsmacht zu Harpers Zeiten lag weitgehend beim Premier.

Trudeaus neues Kabinett hielt bereits am Mittwoch sein erstes Treffen ab. Als Zeichen der Veränderung wandten sich die Minister im Anschluss an die Medien – Harpers Kabinettstreffen waren stets im Geheimen abgehalten worden, ohne dass die Minister im Anschluss darüber gesprochen hatten.

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