Neuer Podcast von „Netzpolitik“: Nach dem Rechten sehen
Es ist nicht immer leicht, dem Staat zu vertrauen. Der Podcast „Systemeinstellungen“ lässt jene zu Wort kommen, denen der Staat nicht glaubte.
Wie weit darf der Staat gehen? Und was passiert, wenn er seine Grenzen überschreitet? In den sechs bisher erschienenen Folgen erzählt der Recherchepodcasts „Systemeinstellungen“ von Menschen, deren Vertrauen in den deutschen Staat erschüttert wurde.
Dabei kommen Betroffene staatlicher Gewalt zu Wort. Es geht um eine Pfarrerin, die Geflüchteten Kirchenasyl gewährte, einen Journalisten, der über eine linksextreme Organisation berichtete, und einen Stadtsoziologen, der seiner Arbeit als Wissenschaftler nachging.
„Systemeinstellungen“
4 Folgen, abrufbar auf Netzpolitik.org
Auch wenn die Vorfälle der meisten Betroffenen zum Zeitpunkt der Aufzeichnung bereits Jahre zurückliegen, ist den Erzählungen eine bewegende Fassungslosigkeit anzuhören, die einen auch als Zuhörenden überkommt. Die Fälle wirken alles andere als aufgewärmt und verlieren trotz der Zeit, die verstrichen ist, nicht an Brisanz.
Haben die Eingriffe System?
Die Dramaturgie des Podcasts erinnert an True-Crime und wird mit spannungsgeladener Musik untermalt. Gleichzeitig sind die Erzählungen nicht zugespitzt, sondern ausgewogen und ausführlich recherchiert. Trotzdem langweilt man sich nicht und es fällt es schwer, auf Pause zu klicken. Denn die Geschichten kommen auch ohne Skandalisierung aus. Eingerahmt werden sie von Expert:innenstimmen, die Aufschluss über die Fragen geben, die man sich beim Zuhören stellt.
Doch eine Frage bleibt im Podcast ungelöst und treibt auch nach dem Hören um: Hat der unverhältnismäßige Eingriff des Staates in das Leben seiner Bürger System?
Denn die Kriminalisierungen von Asylsuchenden, Linken und Aktivist:innen scheinen zumindest keine Ausnahmen zu sein. Auch wenn die Erzählungen der Betroffenen nur einzelne Fälle beschreiben, verdeutlichen sie doch, welche Folgen staatliche Gewalt für Bürger:innen haben kann. Schließlich ist jeder einzelne Fall unrechtmäßiger staatlicher Gewalt einer zu viel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen