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Neuer Film der Coen-BrüderBlondierte Strähnen

Cristina Nord
Kommentar von Cristina Nord

Das ist Komik: Wie in vielen Filmen der Coen-Brüder scheitern die Figuren - in "Burn After Reading" sogar an den eigenen Plänen.

Und was lernen wir von dem Film? Beweisstück lesen und dann sofort verbrennen. Bild: dpa

D er sympathischste Imbissstand des Lidos befindet sich am Nebeneingang der Sala Palalido, hinter dem Palazzo del Cinema. Eine resolute Rothaarige arbeitet dort; wenn sie gute Laune hat, redet sie ihre Kunden mit Kosenamen an, scherzt und schäkert. Einer ihrer Kollegen ist ein Mann um die 50, mit Tätowierungen, Piercings, einem rasierten Kopf und einer drahtigen Figur. Man ist versucht, ihm eine Matrosenvergangenheit anzudichten.

Die Sandwiches sind lecker und nach Filmstars oder Filmtiteln benannt. Gregory Speck, Salami Bombay, Bread Pitt. Dass der Namensgeber Brad Pitt sein Sandwich - es wird mit Bresaola und Rucola angerichtet - hier jemals kosten wird, ist wenig wahrscheinlich, kann er doch in seinem Quartier, dem Hotel Cipriani an der Ostspitze der Giudecca-Insel, so schöne Dinge wie Risotto mit Kürbisblüten oder sautiertes Kalbsfleisch mit rosa Pfeffer und Zitrusfrüchten verspeisen.

Im Eröffnungsfilm, der Komödie "Burn After Reading" von Joel und Ethan Coen, hält er sich allerdings tatsächlich an Burger und Fast Food. Einen Fitnesstrainer namens Chad spielt er und trägt dabei eine Frisur, die ausschaut, als wäre Adam Sandler aka the Zohan von einem Film in den anderen gewechselt, um sich an Pitts Kopf zu schaffen zu machen: Diese Haare sind wirklich silky-smooth, im Stil der 80er Jahre gefönt, mit blondierten Strähnen.

Chad gelangt trotz der Frisur in den Besitz von Geheimdienstunterlagen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Linda (Frances McDormand) nimmt er einen Erpressungsversuch in Angriff. Dummerweise sind Chad und Linda dazu aber nicht smart genug.

Wie in vielen Filmen der Coen-Brüder ergibt sich in "Burn After Reading" die Komik daraus, dass die Figuren ihren eigenen Plänen und Ideen nicht gewachsen sind. Das wiederum wollen sie nicht einsehen, so dass sie umso tiefer in den Schlamassel geraten, je weiter der Film voranschreitet.

In "Burn After Reading" gilt dies für alle Figuren - George Clooney als Erotomane und ehemaliger Personenschützer hat genauso wenig Fortune wie Chad und Linda. Seine Geliebte Katie (Tilda Swinton) mag tougher sein, aber das ändert wenig, und ihr Ehemann, der eben aus dem Dienst entlassene CIA-Agent Ozzie (John Malkovich), trägt ohnehin meistens Bademantel und Unterhose, wobei er keine gute Figur macht. Bei seinem Entlassungsgespräch fällt mehrmals das Wort "drinking problem", Ozzie reagiert empört, und nach dem Schnitt sieht man in Großaufnahme seine Hand zwischen Eiswürfeln, Cocktailgläsern, Gin- und Campariflaschen.

Die Regisseure statten ihre Figuren mit zahllosen Ticks, Manien und Neurosen aus. Vielleicht machen sie es sich damit ein bisschen zu leicht - über wirklich dumme Dummheiten zu lachen ist schließlich ungefährlicher, als über Dummheiten zu lachen, die einem selbst unterlaufen können. Vielleicht ist auch der Einsatz von Schusswaffen zum Zweck des comic relief etwas, worüber man in Ruhe nachdenken müsste.

Spätestens beim Schlussdialog jedoch - zwei hochrangige CIA-Angestellte versuchen vergeblich zu rekapitulieren, was nun eigentlich aus dem Ruder gelaufen ist - verschwinden die Bedenken, und die Lachmuskeln bekommen ein Training, wie es Linda und Chad nicht schöner hätten geben können.

Und der Bread Pitt schmeckt jetzt ganz besonders gut.

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Cristina Nord
Kulturredakteurin

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    Florian Brenner

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