Neuer Documenta-Geschäftsführer Hoffmann: Auf dem Schleudersitz
Andreas Hoffmann vom Hamburger Bucerius Kunst Forum wechselt als Geschäftsführer zur Documenta. Für Kassel fühlt er sich gewappnet.
Nach dem Rückzug mehrerer VorgängerInnen seit dem Sommer ist er jetzt der vierte Geschäftsführer dort. Kein Zufall: Es geht um einen Neuanfang nach den Antisemitismus-Skandalen dieses Sommers, über die die vielen gelungenen Kunstwerke der „documenta fifteen“ aus dem Blick gerieten. Der Neue muss also frische Maßstäbe setzen, Rückgrat zeigen, Verantwortlichkeiten zuweisen, geeignete KuratorInnen finden, für eine sich als visionär definierende internationale Schau.
Kulturmanager Hoffmann ist ein freundlich-verbindlicher, eher konservativer Vertreter seiner Zunft: Als Archäologe hat über antike Grabstätten promoviert, später in der Antikensammlung des Hamburger Museums für Kunst und und Gewerbe gearbeitet und die Ausstellung „Etrusker. Luxus für das Jenseits“ kuratiert.
2007 wurde er Geschäftsführer des Hamburger Bucerius Kunst Forums. Das ist ein mittelgroßes, von der Zeit-Stiftung getragenes Ausstellungshaus ohne eigene Sammlung – mit mäßig modernem Programm. Hoffmann selbst hat dort die Ausstellungen „Pompeji. Götter, Mythen, Menschen“ und „Die Bilder des Augustus. Macht und Medien im alten Rom“ gestaltet – allesamt bildstarke, aber auch affirmative, bei der Bewunderung vergangenen Glanzes verharrende Präsentationen, die beim Hamburger Bildungsbürgertum gut ankamen.
Für Kassel fühlt er sich gewappnet, hat er doch zusätzlich mehrfach die Hamburger Kunstmeile geleitet und – neben einem Lehrauftrag am Institut für Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater – das interdisziplinäre Begleitprogramm des Bucerius Kunst Forums verantwortet.
Kunstfreiheit und Verantwortung
Internationale Erfahrung hat Hoffmann zwar nicht, aber er ist zuversichtlich und setzt auf den Bericht der ExpertInnenkommission, die die „documenta fifteen“ aufarbeiten und in klare Vorgaben münden soll. Da werde es um „Standards im Umgang mit der Kunstfreiheit und ihren Grenzen“ gehen, sagt Hoffmann. Auch werde man „Organisations- und Gremienstrukturen“ betrachten und darauf schauen, wer welche inhaltliche Verantwortung trage.
Letztere hatte die Leitung der Documenta 15 an ein KuratorInnenkollektiv abgegeben, sodass sich letztlich niemand für antisemitisch konnotierte Kunstwerke zuständig fühlte. Dabei sei eines klar, sagt Hoffmann: „Jede Form von Menschenfeindlichkeit – und das gilt sowohl für Antisemitismus als auch für Rassismus und Antiziganismus – darf auf der Documenta einfach keinen Platz haben.“
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