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Neuer Chef beim EnergiekonzernÖkokurs für EnBW

Baden-Württembergs grün-rote Landesregierung setzt Frank Mastiaux an die Spitze von EnBW. Bei Konkurrent Eon war er zuvor für die erneuerbaren Energien zuständig.

Grüne oder schwarze Seele? Frank Mastiaux beim Pressefototermin. Bild: dpa

STUTTGART taz | Bislang war Frank Mastiaux einer, der eher im Hintergrund wirkte. Doch das wird sich an diesem Montag schlagartig ändern. Beim drittgrößten Energieversorger EnBW soll Mastiaux eine neue Ära einleiten. Er übernimmt den Vorstandsvorsitz von Hans-Peter Villis und hat keine geringere Aufgabe vor sich, als das Prestigeprojekt der grün-roten Landesregierung mit zum Erfolg zu führen: Baden-Württemberg zu einem Musterländle für die Energiewende zu machen.

Mastiaux kommt vom EnBW-Konkurrenten Eon. Dort war der gebürtige Essener seit 2007 für den Ausbau der erneuerbaren Energien zuständig. Weltweit hat er Windkraft-, Solar- und Biomasse-Projekte umgesetzt. Bei EnBW wartet in den nächsten fünf Jahren eine noch vielschichtigere Herausforderung.

Er habe bisher gezeigt, dass er „Unternehmen erfolgreich am Markt ausrichten und als kundenorientierten Dienstleister positionieren kann“, sagte der Vorsitzende des EnBW-Aufsichtsrats, Claus Dieter Hoffmann. „Von diesen Erfahrungen wird auch die EnBW profitieren.“

Klar ist, dass das Energieunternehmen umgebaut und neu ausgerichtet werden muss. Bislang wurde die Hälfte des Stroms mit Atomkraft erzeugt. Was bis zur Katastrophe in Fukushima ein gewinnbringendes Geschäft war, trieb das Unternehmen schlagartig in die roten Zahlen: Zwei der vier Atomreaktoren mussten vom Netz genommen werden. 2011 machte EnBW 870 Millionen Euro Verlust.

Landesregierung fordert Dezentralisierung

Nun gilt es, den Ausbau von Energiespeichern voranzutreiben, das Gasgeschäft zu erweitern und sich vor allem als kundenorientierter Dienstleister zu positionieren. Denn das ist die Vorstellung der grün-roten Anteilseigner. Zur Hälfte gehört das Unternehmen dem Land Baden-Württemberg.

„Meine Erwartung an Herrn Mastiaux ist, dass er nicht nur die Strategien hin zu erneuerbaren Energien vorantreibt, sondern auch die Entwicklung hin zu einem dezentralen Versorger“, sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) der taz. Schmid sitzt als Vertreter der Regierung im EnBW-Aufsichtsrat.

Doch Mastiaux muss nicht nur den Vorstellungen der Landesregierung gerecht werden, sondern auch denen des Zweckverbands Oberschwäbischer Elektrizitätswerke, dem die andere Hälfte gehört; der wird von schwarzen Landräten dominiert und stand bislang hinter Villis. So viel Manager-Erfahrung Mastiaux auch mitbringt, von nun an wird deshalb auch politisches Fingerspitzengefühl gefragt sein, das er so in der Form bislang noch nicht unter Beweis stellen musste.

Zudem galt er bislang vor allem als Global Player. Er reiste nach Brasilien und Indien, führte Geschäfte in den USA oder Großbritannien. Bis 2007 leitete er als Vorstandsvorsitzender das globale Geschäft für Flüssiggas des BP-Konzerns in London. Da jedoch viele Konzessionsverträge für die Energienetze auslaufen und viele Städte die Netze zurückkaufen wollen, muss EnBW künftig verstärkt kommunal auftreten und die Stadtwerke als Partner gewinnen.

Das traut Schmid ihm zu. „Egal ob Betriebsräte, Kunden, Aufsichtsräte oder Mitarbeiter“, sagt er. „Wir haben den Eindruck, dass er mit den Leuten gut kann.“

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