Neuer Besitzer beim "Weser Report": Ein Prinz für Bremen
Oskar von Preußen hat den "Weser Report" erworben, ein kostenlos verteiltes Anzeigenblatt. Des Kaisers Abkömmling reagiert damit auf kartellrechtliche Vorgaben.
Dass Bremen, einst Sitz der Generalverwaltung des Hauses Hohenzollern, seinen letzten Preußenprinzen verliert, war bereits Gegenstand der taz-Berichterstattung: Auf auffallend großes LeserInnen-Interesse stieß die Nachricht, der Wümmehof in Bremen-Borgfeld, einst Sitz der Generalverwaltung des Hauses Hohenzollern, würde veräußert, Prinz Christian müsse ausziehen. Nun aber betritt ein anderer Preußen-Prinz das Bremer Terrain, was diesmal vor allem auf die Aufmerksamkeit der Medienbranche stößt: Oskar von Preußen, Urenkel von Kaiser Wilhelm II., hat den Weser Report gekauft.
Der kostenlos verteilte Report ist mit einer Auflage von zwei Mal wöchentlich gut 300.000 Exemplaren zwar Bremens größtes Anzeigenblatt. Seine einzige überregionale Bedeutung besteht jedoch in dem Umstand, dass er einst Reiner Pfeiffer als Sprungbrett in die Kieler Staatskanzlei diente - wo dann die Barschel-Affäre ihren Lauf nahm.
Welches Interesse hat ein in München lebender Preußenprinz an einem Bremer Anzeigen-Blatt? Er habe schon länger nach einer Möglichkeit gesucht, in den regionalen Zeitungsmarkt einzusteigen, sagte Prinz Oskar zur taz. Deswegen habe er dem bisherigen Besitzer, Klaus-Peter Schulenberg, 60 Prozent der Anteile an dessen KPS Verlagsgesellschaft abgekauft.
Als Prinz Louis Ferdinand 1947 nach Bremen zog, verhalf er der hanseatischen Kaufmannsstadt unerwartet zu dynastischen Ehren: Sie wurde Sitz des vormals regierenden Hauses Preußen.
Louis Ferdinands Sohn Christian wurde 1994 Hausherr des Bremer Wümmehofs und Familienoberhaupt, allerdings nur kommissarisch. Vor vier Jahren, mit Erreichen des in der Preußischen "Hausverfassung" vorgeschriebenen Mindestalters von 30 Jahren, beerbte ihn sein in Fischerhude aufgewachsener Neffe:
Georg Friedrich verlegte die Hohenzollernsche Generalverwaltung nach Potsdam; der Wümmehof soll verkauft werden.
"Weser Report"-Prinz Oskar ist ein Neffe zweiten Grades von Christian von Preußen. (hb)
Schulenberg wiederum ist nicht irgendwer - sondern Chef der CTS Eventim AG, dem europäischen Ticket-Marktführer. Da Schulenberg kürzlich einen Mitbewerber aufkaufte, verlangt das Kartellamt die Trennung von seiner Verlagsgesellschaft. Hintergrund ist das Überschreiten der Umsatzschwelle von 500 Millionen Euro, ab der die deutsche Fusionskontrolle greift.
Allerdings bleibt Schulenberg Anteilseigner: Über die in Wiesbaden ansässige Elenxis-Managementberatung hält er immer noch 40 Prozent der KPS Verlagsgesellschaft, zu der neben dem Weser Report auch Delme-, Hamme-, Wümme- und Aller Report gehören. Oskar von Preußen, bislang ausschließlich im Bereich der elektronischen Medien aktiv, will in seinem neuen Flusszeitungs-Imperium nichts Wesentliches ändern, wie er sagt. Alle Mitarbeiter werden übernommen. Allenfalls im Bereich des Online-Auftritts sehe er langfristig Ausbaupotenzial, sagte der Prinz zur taz. Nichtsdestoweniger sei es "absoluter Unsinn", wenn man ihn nun als von Schulenberg vorgeschobene Figur betrachte. "Ich bin kein Strohprinz", betonte von Preußen auf Nachfrage.
Auf der Konzern-Homepage steht Schulenberg noch immer als "vertretungsberechtigter Geschäftsführer" der Verlagsgesellschaft. Diesbezüglich hinke das Impressum dem Handelsregister hinterher, versicherte der Prinz. Auf ein Krönchen im Zeitungstitel, derzeit vom Bremer Schlüssel geziert, wird die geneigte Leserschaft allerdings noch länger warten müssen.
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