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Neuenfels‘ Hosen

■ Berliner Volksbühnen-Intendant Neuenfels will eine Million Mark mehr / Politiker: „Dreiste Erpressung“

„Es gibt kein finanzielles Problem unseres Theaters, außer, daß es nicht billiger zu haben ist“, sagt Hans Neuenfels, Intendant der Berliner Freien Volksbühne. In der letzten Spielzeit hat die Volksbühne 1,5 Millionen Mark zuviel ausgegeben, die die Stadt jetzt bezahlen will. Allerdings nur, wenn Neuenfels einen Geschäftsführer „mit kaufmännischem Sachverstand“ einstellt, ein Gutachten über die „Bespielbarkeit“ der Volksbühne und kritische Fragen zum Spielplan über sich ergehen läßt.

Nun hat Neuenfels den Spieß umgedreht. Vor der Presse ging er Mitte der Woche auf die Forderungen des Abgeordnetenhauses nur mit dem Hinweis auf seine schon längst „heruntergelassenen Hosen“ ein. Allerdings stellte er seinerseits ein Ultimatum: Auch für die laufende Spielzeit brauche er statt der bewilligten 11,7 Millionen Mark 13,1 Millionen Mark. Wenn er die nicht innerhalb eines Monats genehmigt bekomme, werde er gehen.

Die Folge: Sämtliche Politiker gebärden sich nun als Theaterexperten. SPD-Kultursprecher Ditmar Staffelt spricht vom dreisten Erpressungsversuch und weiß, daß Neuenfels „nicht korrekt“ gearbeitet hat. Dietrich Pawloski (FDP) spricht gar von Neuenfels‘ „mißlungenem Debüt als Intendant“, aus der der „kreative Regisseur mit athletischer Arroganz den Ausstieg“ suche. Und der Kulturpolitiker der CDU Uwe Lehmann-Brauns bittet Neuenfels, seine „Mehrforderung als Überreaktion fallenzulassen“.

Wirklich in der Bredouille ist Berlins Kultursenator Hassemer. Einerseits ist er stolz auf das Wilson/Byrne/Wenders-Projekt The Forest, das im Rahmen von E88 am 18.November in der Volksbühne Premiere hat und alleine 3,6 Millionen Mark kostet. Andererseits trägt er so die AL - Mitschuld am Theaterkrach, da er bis zuletzt das Defizit verschwiegen habe.

chp

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